| # taz.de -- +++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++: Raketenfund in Belarus | |
| > Nach dem Fund einer ukrainischen Flugabwehrrakete vermutet Belarus eine | |
| > Provokation. Russlands und Chinas Staatschefs wollen stärker | |
| > zusammenarbeiten. | |
| Bild: Belarus glaubt nicht an einen Unfall | |
| ## Belarus vermutet ukrainische Provokation | |
| Der Sekretär des belarussischen Sicherheitsrats sieht in dem Eindringen | |
| einer ukrainischen S-300-Luftabwehrrakete in den Luftraum von Belarus | |
| keinen Unfall. Das sagte er nach einem Bericht der staatlichen russischen | |
| Nachrichtenagentur RIA dem Sender Sputnik Belarus. Demnach soll es aus | |
| Sicht des belarussischen Sicherheitsexperten sehr wahrscheinlich sein, dass | |
| hinter dem Vorfall irgendeine Art von Absicht stecke. | |
| Das [1][Verteidigungsministerium in Minsk] hat nach dem Fund der | |
| Flugabwehrrakete auf belarussischem Staatsgebiet von einer möglichen | |
| Provokation Kyjiws gesprochen. Der Chef der belarussischen Flugabwehr, | |
| Kirill Kasanzew, kommentierte laut einer Stellungnahme: „Entweder wurde die | |
| ungelenkte Flugabwehrrakete wegen der schlechten Ausbildung der Mannschaft | |
| unabsichtlich abgefeuert, oder die Rakete war defekt, oder aber es handelt | |
| sich um absichtliche Provokation der ukrainischen Streitkräfte.“ | |
| Am Donnerstag hat die belarussische Armee nach Angaben des | |
| Verteidigungsministeriums eine ukrainische S-300-Rakete abgeschossen, die | |
| rund 15 Kilometer weit in belarussisches Territorium geflogen war. | |
| Nach dem Fund der Rakete hatte das ukrainische Verteidigungsministerium | |
| seine Mitarbeit an den Untersuchungen des Vorfalls angeboten. In einer am | |
| Donnerstagabend veröffentlichten Erklärung des Ministeriums in Kyjiw heißt | |
| es, dass die Behörde zu einer „objektiven Untersuchung des Vorfalls“ bereit | |
| sei. | |
| Das ukrainische Verteidigungsministerium wies außerdem darauf hin, dass die | |
| Ukraine am Donnerstag von einer Welle russischer Marschflugkörper | |
| angegriffen worden sei. „Daher ist auch eine Provokation vonseiten des | |
| Terroristen-Staats Russland nicht auszuschließen, der eine Flugroute seiner | |
| Marschflugkörper so ausgewählt hat, um ihren Abschuss im Luftraum über | |
| Belarus zu provozieren“, hieß es. Das wäre ein ähnlicher Vorfall wie im | |
| [2][November, als polnisches Gebiet] getroffen wurde. (rtr/dpa) | |
| ## Putin und Xi wollen stärker zusammenarbeiten | |
| China will zum Krieg in der Ukraine keine Stellung beziehen. Präsident Xi | |
| Jinping habe dem russischen Staatschef Wladimir Putin bei einer | |
| Videokonferenz am Freitag gesagt, dass China seine „objektive und faire“ | |
| Haltung beibehalten wolle, berichtete der chinesische Staatssender CCTV. | |
| China habe zur Kenntnis genommen, dass Russland sich nie geweigert habe, | |
| mittels Verhandlungen zu einer Lösung des Konflikts zu kommen, wird Xi | |
| zitiert. | |
| Putin und Xi wollen hingegen die bilaterale Zusammenarbeit stärken. In | |
| Eingangsstatements einer Videokonferenz, die öffentlich ausgestrahlt | |
| wurden, sprach Putin am Freitag von „geopolitischen Spannungen“ und Xi von | |
| einer „schwierigen und bei weitem nicht eindeutigen internationalen | |
| Situation“. Die Ukraine erwähnten sie im öffentlichen Teil ihrer Konferenz | |
| nicht. Russland flog nach ukrainischen Angaben in seinem Krieg in der | |
| Ukraine in der Nacht erneut Drohnenangriffe auf das Land. | |
| Putin sagte, er wolle die militärische Zusammenarbeit mit China ausbauen. | |
| Die strategische Partnerschaft zwischen Russland und China „als | |
| stabilisierender Faktor“ werde wichtiger, sagte er. Putin gab an, er rechne | |
| mit einem Besuch Xis in Moskau im Frühling. | |
| [3][Xi sagte, China sei bereit, die strategische Zusammenarbeit] mit | |
| Russland auszubauen. „Im Interesse der Stabilität weltweit“ wolle man ein | |
| globaler Partner sein. | |
| Seit dem Beginn des russischen Kriegs gegen die Ukraine hat sich China | |
| Russland angenähert. Peking hat sich geweigert, den Angriffskrieg zu | |
| verurteilen. Die chinesische Regierung gab den USA und der Nato die Schuld | |
| am Krieg. Zudem hat China die westlichen Sanktionen gegen Russland | |
| angeprangert. Russland hat China in dessen Spannungen zu Taiwan verteidigt. | |
| Peking betrachtet Taiwan als Teil seines Staatsgebiets. In der vergangenen | |
| Woche hielten Russland und China gemeinsame Militärübungen im | |
| Ostchinesischen Meer ab. (ap/rtr) | |
| ## 🐾 Stromausfälle zum Jahreswechsel in der Ukraine | |
| Bei einem massiven russischen Beschuss kritischer Infrastruktur in Kyjiw am | |
| 19. Dezember wurden Energieanlagen in drei Bezirken der ukrainischen | |
| Hauptstadt beschädigt. Stromausfälle zehren an den Nerven der Menschen in | |
| Kyjiw. Auf weitere Angriffe über Silvester und Neujahr sind sie gefasst, | |
| [4][berichtet Anastasia Magazova für die taz aus der ukrainischen | |
| Hauptstadt]. (taz) | |
| ## Stoltenberg für mehr Waffenlieferungen | |
| Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg hat Deutschland und die anderen | |
| Bündnisstaaten zu weiteren Waffenlieferungen an die Ukraine aufgerufen. „Es | |
| mag paradox klingen, aber militärische Unterstützung für die Ukraine | |
| [5][ist der schnellste Weg zum Frieden]“, sagte der Norweger der Deutschen | |
| Presse-Agentur zum Jahreswechsel. Russlands Präsident Wladimir Putin müsse | |
| davon überzeugt werden, dass er sein Ziel, die Kontrolle über die Ukraine | |
| zu übernehmen, nicht erreichen werde. Dann könne es eine friedliche | |
| Verhandlungslösung geben, die ein Überleben der Ukraine als unabhängiger | |
| demokratischer Staat gewährleiste. | |
| Stoltenberg machte dabei auch deutlich, dass er die jüngsten ukrainischen | |
| Angriffe auf militärische Ziele in Russland für vollkommen legitim hält. | |
| „Jedes Land hat das Recht, sich zu verteidigen. Auch die Ukraine“, sagte | |
| er. Russland ist vor mehr als [6][zehn Monaten in sein Nachbarland Ukraine] | |
| einmarschiert. | |
| Bei den ukrainischen Angriffen müsse auch der Kontext gesehen werden: | |
| Massive russische Angriffe auf zivile Infrastruktur, die darauf abzielen, | |
| ukrainischen Zivilisten im Winter Wasser, Heizung und Strom zu nehmen. | |
| „Präsident Putin versucht, aus dem Winter eine Waffe gegen Zivilisten zu | |
| machen. Das ist kein Angriff auf militärische Ziele mit zivilen Opfern. Das | |
| ist ein massiver Angriff auf Zivilisten, weil Millionen Ukrainer dieser | |
| grundlegenden Leistungen beraubt werden“, sagte der Norweger. | |
| Ähnlich wie Stoltenberg hatte sich zuletzt auch CDU-Chef Friedrich Merz | |
| geäußert. „Eine Unterstützung der Ukraine mit Schützenpanzern und | |
| Kampfpanzern würde diesen Krieg nicht verlängern, sondern verkürzen“, sagte | |
| der Spitzenpolitiker. „Deutschland und andere europäische Länder hätten der | |
| Ukraine längst Schützenpanzer und auch Kampfpanzer westlicher Bauart | |
| liefern sollen.“ | |
| Die Ukraine bittet ihre Verbündeten seit Langem um Kampf- und | |
| Schützenpanzer westlicher Bauart. Nach ukrainischen Angaben laufen | |
| Gespräche mit der Bundesregierung über die Lieferung der deutschen Modelle | |
| Leopard 2 und Marder. Kanzler Olaf Scholz (SPD) will solche Panzer nicht | |
| liefern, solange sie auch von anderen Bündnispartnern nicht bereitgestellt | |
| werden. Es werde keinen deutschen Alleingang in dieser Frage geben, hat der | |
| SPD-Politiker immer wieder betont. | |
| Stoltenberg sagte zur Diskussion um die Lieferung deutscher Kampfpanzer und | |
| Patriot-Systeme, es gebe zu diesen Fragen gute Konsultationen in der Nato | |
| und im US-geführten Ramstein-Format. „Natürlich fordere ich die Verbündeten | |
| auf, mehr zu tun“, ergänzte er. „Es liegt in unser aller | |
| Sicherheitsinteresse, dafür zu sorgen, dass sich die Ukraine durchsetzt und | |
| Putin nicht gewinnt. (dpa) | |
| ## Sicherheitsexpertin warnt vor schwachem Russland | |
| Die Leiterin der Forschungsgruppe Sicherheitspolitik bei der Stiftung | |
| Wissenschaft und Politik (SWP), Claudia Major, hat vor den Folgen eines | |
| durch den Krieg geschwächten Russlands gewarnt. „Jegliche Schwächung von | |
| Russland und das möglicherweise Auseinanderbrechen dieses Vielvölkerstaates | |
| hat eine enorm destabilisierende Wirkung auf Europa und darüber hinaus“, | |
| sagte Major dem Redaktionsnetzwerk Deutschland am Freitag laut einem | |
| Vorabbericht. Auf den ersten Blick sei ein schwaches Russland also | |
| erfreulich, auf den zweiten Blick gäbe es viele destabilisierende | |
| Nebeneffekte. | |
| „Wir müssen uns auch fragen, wie wir mit dem möglichen Chaos umgehen, wenn | |
| Russland keine Führungsmacht mehr ist, etwa im zentralasiatischen Raum“, | |
| sagte Major. Schon jetzt seien die Folgen bereits in Zentralasien, wo | |
| Russland eine hegemoniale Führungsmacht war, sichtbar. „Der Kreml wird dort | |
| nach den militärischen Niederlagen in der Ukraine als schwach wahrgenommen | |
| und erste Staaten wollen dies nutzen, um sich aus der Einflusssphäre | |
| Moskaus zu lösen.“ Als Beispiele nannte Major die aufflammenden Konflikte | |
| zwischen Aserbaidschan und Armenien, Kirgisien und Tadschikistan sowie in | |
| Kasachstan. (rtr) | |
| ## Vereinigtes Königreich unterstützt weiter Ukraine | |
| Großbritannien stellt der Ukraine mehr als 1.000 Metalldetektoren und 100 | |
| Sets zur Entschärfung von Bomben zur Verfügung. „Russlands Einsatz von | |
| Landminen und der Angriff auf die zivile Infrastruktur unterstreichen die | |
| schockierende Grausamkeit von Putins Invasion“, sagt der britische | |
| Verteidigungsminister Ben Wallace in einer Erklärung am Freitag. Die von | |
| der deutschen Firma Vallon hergestellten Metalldetektoren und Sets helfen | |
| der Ukraine, „Land und Gebäude sicher zu räumen, während sie ihr | |
| rechtmäßiges Territorium zurückerobern“, so das Verteidigungsministerium. | |
| Für das kommende Jahr kündigte das Verteidigungsministerium außerdem 2,3 | |
| Milliarden Pfund an, die die Ukraine von [7][Großbritannien als | |
| Militärhilfe] bekommen werde. Das entspreche, wie Ben Wallace erklärte, dem | |
| Betrag, den sein Land bereits in diesem Jahr der Ukraine bereitgestellt | |
| hätte. (rtr) | |
| 30 Dec 2022 | |
| ## LINKS | |
| [1] http://🐾%20Stromausf%C3%A4lle%20zum%20Jahreswechsel%20in%20der%20Uk… | |
| [2] /Polen-nach-dem-Raketeneinschlag/!5895856 | |
| [3] /Xis-Warnung-an-Moskau/!5890228 | |
| [4] /Ukraine-zur-Jahreswende/!5897516 | |
| [5] /Friedensbewegung-und-Ukraine-Krieg/!5901181 | |
| [6] /Stimmen-aus-der-Ukraine/!5901216 | |
| [7] /Kriegsgeraet-fuer-die-Ukraine/!5848702 | |
| ## TAGS | |
| Schwerpunkt Krieg in der Ukraine | |
| Wladimir Putin | |
| Jens Stoltenberg | |
| Waffenlieferung | |
| Russland | |
| Großbritannien | |
| Schlagloch | |
| Schwerpunkt Krieg in der Ukraine | |
| IG | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Freiheitskampf in der Ukraine und Iran: Angst als faule Ausrede | |
| Mutlosigkeit ist ein Luxus, den sich Ukrainer und Iranerinnen nicht leisten | |
| können. Von ihnen sollten wir lernen, an die Kraft zum Wandel zu glauben. | |
| Peskow und Lawrow stellen Forderungen: Kreml adressiert „Menschenverstand“ | |
| Die Ukraine müsse Forderungen seines Landes erfüllen, sagt Russlands | |
| Außenminister. Ein Vorstoß aus der Ukraine verfängt bei der UNO nicht. | |
| Geflüchteter zweiter Klasse: Deutschland wirft den Doktor raus | |
| Aus der Ukraine geflüchtet, aber ohne ukrainischen Pass: Dem in Hamburg | |
| lebenden und als Pfleger tätigen Ghanaer Emmanuel Keson droht die | |
| Ausweisung. |