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# taz.de -- Die Wahrheit: Meine Freiheit, die ich meine
> Was ist denn nun die Freiheit? Floskel des Jahres oder Gebot der Stunde,
> wie die FDP meint? Eine frei erfundene Homestory.
Bild: Fähnchen im Wind: Bundesjustizminister Marco Buschmann
Berlin taz | Ein Freitag in Berlin. Trotzdem kein freier Parkraum. Was tun?
Gleich wieder umkehren? Oder zwanzig Meter Fußmarsch in Kauf nehmen? Nix
da! „Die Freiräume der Eigenverantwortung müssen verteidigt werden“, so d…
deutsche Justizminister unlängst in Die Zeit. Also rauf auf den Bürgersteig
und ganz eigenverantwortlich direkt vor Buschmanns Haustür geparkt.
Die erste bange Frage – mit K wie Ksangsverein oder C wie Wasserclosett? –
klärt sich schnell: Marco buchstabiert sich Buschmanns Vorname, so steht es
auf seinem Klingelschild. Und darunter: „Bundesminister der Justiz •
Mitglied des Deutschen Bundestags • [1][Seit Januar 2010 bei Twitter]“. Der
Klingelton: Eine hymnisch aufbrausende Melange aus Berliner Freiheitsglocke
und Westernhagens Ode an die Freiheiheiheit, wohl sehr wahrscheinlich von
MBSounds zusammengeklöppelt, wie sich der bekennende Hobbyelektroniker
Marco Buschmann auf Soundcloud nennt.
„Die Tür ist offen“, hören wir ihn rufen. Er schließe nie ab, erklärt u…
der notorisch Unrasierte, weil: Er halte nun mal einfach nichts von so
Einschränkungen. „Meine Haustür soll selbst entscheiden können, wen sie
rein lässt und wen nicht“, orgelt er, und noch ehe wir „dann kann hier ja
im Prinzip jeder rein marschieren“ denken können, fügt er hinzu: „Jeder i…
für sich selbst verantwortlich.“
Dann lässt er uns ohne Umschweife bei sich einmarschieren. Wir nehmen auf
der Couch mit C Platz, schnallen uns an – freiwillig wohlgemerkt, denn
obwohl alle Sitzmöbel entsprechend ausgestattet sind: Eine Gurtpflicht gibt
es im Hause Buschmann selbstverständlich nicht. „Wenn Sie böllern möchten�…
unser Gastgeber deutet auf ein Schälchen mit Kanonenschlägen. „Ich selber
mache mir nichts draus“, sagt er, während er uns Feuer gibt, „halte aber
nichts von Verboten.“ Wir lassen es anstandshalber ein bisschen krachen.
Auf dem Couchtisch liegt: die aktuelle Freiheit-Revue.
## Team B oder: Das B-Team
Ob das wirklich ein Brikett sei, das er sich in seinen Unterkiefer habe
einbauen lassen, wollen wir dann von dem gelernten Katholiken wissen.
„Würde ich mich sonst Brikettfresse nennen? Natürlich nur privat. Offiziell
bin ich der Marco. Oder Team Buschmann. Oder einfach nur der Herr
Justizminister. Je nach dem. Ach so: Meine Frau sagt manchmal Uschi zu mir.
Wie Buschi. Aber ohne B“, erklärt er ganz frei heraus, was insofern
überrascht, als „Uschi“ sein Privatleben sonst streng unter Verschluss
hält. Geboren und aufgewachsen in Gelsenkirchen. Mehr wusste man bisher
nicht über ihn. „Heißt es Gelsenkircher oder Gelsenkirchener Barock“,
fragen wir den Gebürtigen, doch der winkt nur müde ab. Die Antwort darauf
wäre ihm „zu privat“.
„Wo lagern Sie Ihre Winterreifen ein?“, versuchen wir ihn dann in
Anspielung auf Lauterbach zu foppen, der neulich vorschlug, dass
[2][Coronamasken wie Winterreifen] nur noch von O bis O aufgezogen werden.
Doch Buschmann weicht aus. „Da, wo ich auch meine Masken (er macht
Tüddelchen in die Luft:) ‚über den Sommer‘ bringe. Ich bitte um
Verständnis, dass ich keine genaueren O-Angaben machen kann.“ – „Aus
Sicherheitsgründen?“ – „Nein, weil ich es vergessen habe.“
Dann klopfen wir ihm noch, und zwar so auf den Busch: „Bitte ergänzen Sie
folgenden Satz: Wenn ich nicht gerade im Ministerium oder einer Talkshow
sitze …“ – „… dann hocke ich am liebsten bei den Klimazauseln auf der
Autobahn“, bricht es ohne jedes Tempolimit aus ihm heraus. „Sie meinen
diese Kids, die den Verkehr blockieren?“ – „Genau. Näher kann man seinen
Wählern nicht kommen.“ – „Echt jetzt? Die Letzte Generation wählt FDP?�…
„Nein, eher diese Autofahrer, die die Aktivisten von der Straße zerren. Ich
stecke denen dann immer so FDP-Zeug zu, Kugelscheiber oder Kondome, auf
denen 'Sei scheiß, sei liberal’ oder ‚Hey, ich bin gut drauf! Bist du gut
drunter?‘ steht.“ – „Und wenn Sie wer erkennt?“ – „Füll ich mit …
zusammen einen FDP-Aufnahmeantrag aus. Diese Schlägertypen können ja häufig
nicht schreiben.“
Alles klar. Letzte Frage: „Was liegt heute noch so an, Herr Minister?“ –
„Na gut“, er muss nicht lange nachdenken, „bisschen twittern vielleicht, …
neuen coolen Sounds basteln. Später dann eine Gesetzesnovelle vorbereiten,
oder wie das heißt. Zum Thema oben ohne.“ – „Ohne Maske oben rum?“ –…
ohne Bikinioberteil. Ins Freibad zum Beispiel. Oder in die Ober.“ – „Sie
meinen wohl: in die Oper.“ – „Ja, in die Oper. Was hab ich gesagt?“ –
„Ober, aber egal.“ – „Lol, Ober“, er schmunzelt – soweit das mit ei…
Kinnlade wie seiner überhaupt geht. Dann, mit albern verstellter Stimme:
„Herr Ober, bitte, ein Bikinioberteilchen, oder was? Hahaha. Ich lach mich
checkig – oder würden Sie scheckig sagen?“ – „Keine Ahnung. Mal Dennis
Scheck fragen, der müsste das wissen.“ – „Danke für den Hinweis. Vielen
Dank übrigens auch für den Besuch.“
Dann schmeißt uns seine Haustür einfach raus. Faktencheck folgt.
9 Jan 2023
## LINKS
[1] https://twitter.com/MarcoBuschmann?ref_src=twsrc%5Egoogle%7Ctwcamp%5Eserp%7…
[2] https://www.wiwo.de/politik/deutschland/coronakonzept-comeback-der-maskenpf…
## AUTOREN
Fritz Tietz
## TAGS
Die Wahrheit
Marco Buschmann
Bundesjustizministerium
Freiheit
Parkraumbewirtschaftung
Barbara Schöneberger
Marie-Agnes Strack-Zimmermann
Verkehrspolitik
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