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# taz.de -- Fall des Tadschiken Abdullohi Shamsiddin: Abschiebung um jeden Preis
> Abdullohi Shamsiddin soll nach Tadschikistan abgeschoben werden. Dabei
> droht ihm dort Folter. Frau und Kinder dürfte er nicht mehr wiedersehen.
Bild: Hier wohnt die Verzweiflung: Abschiebegefängnis in Büren
Bochum taz | Wer [1][Abdullohi Shamsiddin] im Abschiebegefängnis im
nordrhein-westfälischen Büren anruft, redet mit einem verzweifelten Mann.
„Ich habe riesige Angst, nach Tadschikistan abgeschoben zu werden“, sagt
der 32-Jährige. „Ich habe Angst, dass ich dort im Gefängnis gefoltert
werde. Am meisten Angst aber habe ich, dass ich meine Frau und meine beiden
Kinder nie mehr wiedersehe“, sagt Shamsiddin – und kann dann seine Tränen
nicht mehr unterdrücken.
Begründet scheint die Angst des Mannes mit tadschikischer
Staatsangehörigkeit, der seit 2009 in Deutschland lebt, in jedem Fall: Die
Führung der seit 2015 verbotenen, ehemals größten Oppositionsbewegung IRPT
bestätigt, dass Shamsiddin Parteimitglied ist. Und sein Vater Shamsiddin
Saidov, der wie seine Mutter mit anerkanntem Flüchtlingsstatus in Aachen
lebt, gilt in dieser nicht extremen Islamischen Partei der Wiedergeburt
Tadschikistans als führender Kader.
[2][„Sehr besorgniserregend“] sei die drohende Abschiebung deshalb, warnte
der Direktor der für Zentralasien zuständigen Abteilung der
Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch, Hugh Williamson, schon im
Dezember. „In Tadschikistan sind bereits mehrere IRPT-Mitglieder allein
wegen ihrer Parteimitgliedschaft zu bis zu 20 Jahren Gefängnis verurteilt
worden“, sagt Williamson heute.
Dort seien sie unter dem Regime des autokratischen Präsidenten Emomalij
Rahmon gefoltert und misshandelt worden – „etwa durch Schläge oder
Schlafentzug“. Auch das [3][Norwegische Helsinki-Komitee] und
Aktivist:innen der [4][NGO Freedom for Eurasia] warnen dringend vor der
Abschiebung.
## Gericht bleibt unnachgiebig
In ein Flugzeug mit Ziel der tadschikischen Hauptstadt Duschanbe kann
Abdullohi Shamsiddin jeden Tag gesetzt werden. Schon am 11. Dezember war er
frühmorgens aus seiner Dortmunder Wohnung geholt worden – der Abschiebung
entging er nur, weil er sich im Flughafen München selbst verletzte und sich
die Nase brach.
Doch auch ein dritter, aus der Abschiebehaft gestellter Asylantrag ist vor
dem Verwaltungsgericht Gelsenkirchen gescheitert: Wie das Bundesamt für
Migration und Flüchtlinge (Bamf) hält auch das Gericht Shamsiddins
IRPT-Mitgliedschaft für unglaubwürdig – und bezweifelt, dass der führende
Parteikader Saidov überhaupt sein Vater ist.
„Schnell geklärt werden könnte das doch über einen DNA-Test“, sagt Corne…
Suhan dazu – die Dortmunder Fotografin ist Kopf eines Netzwerks, das für
Shamsiddin kämpft. „Wir fordern die Dortmunder Ausländerbehörde
nachdrücklich auf, einem solchen Test zuzustimmen.“
Unzweifelhaft bestätigt werden könnte so auch, dass Abdullohi Shamsiddin
Vater seiner Kinder ist – denn auch die Kernfamilie des Dortmunders lebt in
Europa: Seine Frau Sumaya und seine 2020 und 2022 geborenen Söhne Muhammad
und Abdurahmon haben in Litauen Flüchtlingsschutz und ein unbefristetes
Aufenthaltsrecht erhalten.
„Die Abschiebung muss ausgesetzt werden, damit Herr Shamsiddin die Chance
bekommt, mit DNA-Tests zu beweisen, dass er Kind seiner Eltern und Vater
seiner Kinder ist“, fordert deshalb auch Sebastian Rose von der
Organisation Abschiebungsreporting NRW. „Der Mann hat einen Rechtsanspruch
nach europäischem Flüchtlingsrecht auf Familienzusammenführung zu Frau und
Kindern – und die Stadt Dortmund weiß das“, erklärt Rose. „Absurd“ se…
Vorschläge, Shamsiddin könne sich doch in Duschanbe um ein Visum für
Litauen bemühen.
12 Jan 2023
## LINKS
[1] /Drohende-Abschiebung-nach-Tadschikistan/!5897410
[2] https://twitter.com/HughAWilliamson/status/1602351272102957069
[3] https://twitter.com/nhc_no/status/1602743103835840512
[4] https://twitter.com/l_seiitbek/status/1611508491881005057
## AUTOREN
Andreas Wyputta
## TAGS
Abschiebung
Tadschikistan
Folter
Schwerpunkt Flucht
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Vertragsarbeiter
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