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# taz.de -- Aufregung um Silvester-Krawalle: Bloß keine Pauschalverdächtigung…
> Nach den Krawallen der Silvesternacht bedienen Rechte wieder gezielt die
> alten Reflexe vom bösen Migranten. Damit dürfen sie nicht durchkommen.
Bild: Feuerwehrmänner löschen eine brennende Barrikade aus Mülltonnen und Mi…
Deutschland feierte nach zwei Jahren coronabedingter Einschränkungen
ausgelassen ins neue Jahr. Für Polizei und Rettungskräfte beginnt das Jahr
mit einem Kraftakt. Neben Schwerverletzten, brennenden Autos, Wohnungen und
Müllcontainern wurden in mehreren Stadtteilen Berlins Rettungsfahrzeuge
durch Pyrotechnik beschädigt, Einsatzkräfte mit Eisenstangen und Steinen
attackiert.
Laut Polizei sind die Verdächtigen alle wieder auf freiem Fuß und die
vorliegenden Zahlen sind immer noch als vorläufig anzusehen. Insgesamt
seien 145 Täter mit 18 verschiedene Nationalitäten erfasst worden. 45 der
Verdächtigen hätten die deutsche Staatsangehörigkeit, 27 hätten die
afghanische Nationalität und 21 seien Syrer. Ursprünglich war die Zahl der
Festgenommenen mit 159 angegeben worden. Es habe Doppelzählungen gegeben,
sagte der Polizeisprecher. Nancy Faeser fordert zu Recht harte Strafen für
die „Chaoten und Gewalttäter“. Rechte Kreise dagegen haben, noch bevor
Details zu den Randalierenden bekannt wurden, die aus ihrer Sicht wahren
Schuldigen festgenagelt: „Die Migranten“. Rassist*innen im Netz
diskutieren nicht über ein [1][mögliches Böllerverbot], sondern nutzen die
Ereignisse zum [2][Jahreswechsel], um rassistische Hetze voranzutreiben.
Die Stimmungsmache folgt dem alt bekannten Muster. So twittert der
Journalist Julian Reichelt: „Wir brauchen keine Debatte über Feuerwerk,
sondern über Migration und Verachtung für unseren Staat.“. Es folgen
Nutzerkommentare wie: „Nennen Sie die Täter, es waren respektlose
Migranten.“ oder: „[3][Böller weiterhin erlauben], Ausländer abschieben�…
Das Fehlverhalten in der Silvesternacht aktiviert das Schema eines
„gewalttätigen Fremden“, der nicht ist wie „Wir“, wie der gut bürgerl…
typische „Deutsche“. Schuld an dem Chaos auf den Straßen Deutschlands seien
die gewalttätigen jungen Migrant*innen. Während Folgen der Silvesternacht
wie Umweltverschmutzung, Mensch- und Tierqual ins Abseits fallen,
dominieren die Themen „Migration“ und „Integration“ schneller als gedac…
wieder die Agenda.
Die Verantwortlichen der Silvester-Angriffe auf Rettungs- und Einsatzkräfte
müssen definitiv zur Rechenschaft gezogen werden. Alle Migrant*innen
unter Generalverdacht zu stellen und die vorherrschende Gewalt zu
ethnisieren, ist keine Lösung des Problems. Diese aktiviert, auch wenn es
im Unterbewusstsein erfolgt, das Stereotyp des „gewalttätigen Fremden“ und
schürt Angst in der Gesellschaft gegenüber allen, die „fremd“ erscheinen.
Mögliche Ansätze wären, das ursprüngliche Problem der Gewalt und den
Einsatz von Feuerwerkskörpern zu hinterfragen, statt rassistische Narrative
unbedacht zu befeuern.
4 Jan 2023
## LINKS
[1] /Diskussion-ueber-Boeller-Verbot/!5903594
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[3] /Rechtslage-bei-Boellerattacken/!5903671
## AUTOREN
Maiyra Chaudhry
## TAGS
Silvester
Böller
Ausschreitungen
Polizei Berlin
Schwerpunkt Rassismus
Migrationshintergrund
Silvester
Silvesterknallerei
Silvester
Franziska Giffey
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