# taz.de -- Handel mit westlichen Waren in Russland: Onlinehändler trotzen San… | |
> Überweisungen ins Ausland gehen für Russen und Russinnen seit den | |
> EU-Sanktionen nicht mehr. Aber Mittel und Wege zum Shoppen finden sich. | |
Bild: Wieder vermehrt im Einsatz: Bargeld | |
Langsam betreffen die Sanktionen das Leben jedes Einzelnen in Russland. | |
Ossetien macht hier keine Ausnahme. Zurzeit sind neben den steigenden | |
Preisen die Probleme mit Bankkarten die sichtbarsten und schmerzhaftesten. | |
Im Frühling, vielleicht einen Monat nach Beginn des Krieges, fiel die | |
Abschaltung der Visa-, Master- und Maestro-Karten in eines der | |
Sanktionspakete. Gleichzeitig haben Google und Apple ihre Zahlungssysteme | |
abgestellt. | |
Das hat dazu geführt, dass die fast vollständig von Bargeldzahlungen | |
entwöhnte russische Bevölkerung zu diesen zurückkehren musste. Auch die | |
Einführung des [1][eigenen russischen Zahlungssystems „Mir“] hat nicht | |
geholfen – die Karten, die ausgegeben wurden, haben keine Verbindung zum | |
Übertragungsstandard NFC. Deshalb ist „Mir“ nur eine kleine Versicherung | |
für den Fall, dass Russland komplett die „große Bezahl-Troika“ verlässt. | |
In Ossetien, von wo aus die Menschen nach Georgien ausreisen, kann man | |
beobachten, wie Leute versuchen, ihr Geld auszuführen. Nicht | |
Hunderttausende von Dollars oder Euro, sondern zwei-, dreitausend. Das ist | |
mittlerweile ein faktisch unlösbares Problem, weil Überweisungen zwischen | |
Russland und anderen Ländern blockiert werden. Es retten einen nur noch | |
spezielle Anbieter wie Western Union, die für Geldtransfers hohe Gebühren | |
verlangen. | |
Auch die russischen Banken nutzen jede Gelegenheit, von der Lage zu | |
profitieren. Kaum wurde bekannt, dass Überweisungen ins Ausland blockiert | |
werden, wurden Gebühren für Überweisungen eingeführt, die bis dahin | |
komplett gratis waren. | |
## Onlinehändler haben keine Probleme mit der Überweisung | |
In fast allen Geschäften gibt es jetzt die Möglichkeit, per App zu | |
bezahlen, wenn das Geld auf das persönliche Konto des Geschäftsinhabers | |
geht. Über Steuern spricht dabei natürlich niemand, die Kontrollinstanzen | |
drücken beide Augen zu, weil dieses Gebaren für viele Geschäftsleute die | |
einzige Überlebenschance ist. | |
Wer allerdings überhaupt keine Probleme mit Überweisungen ins Ausland hat, | |
das sind die Onlinehändler. Zum Beispiel der chinesische [2][AliExpress]. | |
Die haben die Preise nicht erhöht, sondern sogar gesenkt, ganz im Einklang | |
mit dem Dollarkurs, der nach dem Fall das „Vorkriegsniveau“ noch nicht | |
wieder erreicht hat. | |
Neben den bekannten Onlinehändlern sind „Lieferdienste“ aus westlichen | |
Ländern aufgetaucht. Ihr Angebot ist ganz simpel: Der Kunde wählt Waren auf | |
ihrer Website aus, in den USA, Großbritannien, Deutschland oder Frankreich | |
geht ein Mitarbeiter in ein ganz normales Geschäft und kauft das Bestellte. | |
Und schickt es dann nach Russland. Das Geld für den Kauf wird innerhalb | |
Russlands gezahlt, so gibt es keine Überweisungsprobleme. Lediglich eine | |
Marge von um die 20 Prozent auf den Einkauf. Nur so können russische | |
Staatsbürger Markenprodukte kaufen, die vom einheimischen Markt | |
verschwunden sind. | |
Aus dem Russischen von [3][Gaby Coldewey] | |
Finanziert wird das Projekt von der [4][taz Panter Stiftung]. | |
Einen Sammelband mit den Tagebüchern hat der [5][Verlag edition.fotoTAPETA] | |
im September herausgebracht. | |
20 Dec 2022 | |
## LINKS | |
[1] https://de.rbth.com/wirtschaft/86022-russisches-zahlungssystem-mir | |
[2] https://de.aliexpress.com/?gatewayAdapt=glo2deu | |
[3] /Gaby-Coldewey/!a23976/ | |
[4] https://shop.taz.de/product_info.php?products_id=245248 | |
[5] https://www.edition-fototapeta.eu/ | |
## AUTOREN | |
Boris Epchiev | |
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