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# taz.de -- Die Wahrheit: Breaking News: Messi wird Papst
> Franziskus tritt zurück +++ Vatikan im Chaos +++ Argentinien am Abgrund
> +++ Infantino heilig gesprochen +++ Weltlage verschärft sich +++
Bild: Der Heiligenschein passt: Lionel „Leo“ Messi
Jetzt geht es endgültig drunter und drüber auf Erden am Ende des annus
horribilis 2022. Wer geglaubt hat, dass es nach den Großkrisen Corona und
Krieg nicht mehr schlimmer kommen kann, sieht sich nach dem Endspiel der
Fußballweltmeisterschaft am Sonntag in Katar eines Besseres belehrt. Nicht
nur dass die rüpelhaften Argentinier mit ihrem Fummelzwerg Lionel Messi den
Titel errungen haben, die schlechteste WM aller Zeiten hat auch
weitreichende Auswirkungen bis in die oberste Etage des Vatikans: Der Papst
tritt mit sofortiger Wirkung zurück!
„Meine Knie sind im Arsch“, erklärte der argentinische Pontifex, der seit
Jahren mit Meniskusproblemen kämpft und sich nach Informationen gewöhnlich
gut unterrichteter Kreise beim Jubeln während des Finales endgültig beide
Gelenke ruiniert hat, seinen engsten Mitarbeitern: „Gut katholisch auf den
Knien rumrutschen und beten ist nicht mehr.“
Franziskus’ Camerlengo richtete daraufhin am Montagmorgen nach dem
Angelusläuten eine wenig spirituelle Botschaft an die globale
Glaubensgemeinschaft: „Der Heilige Vater hat sich heute von der ganzen
Belegschaft verabschiedet und ist ohne weitere Worte in sein Heimatland
gereist, um an den Feierlichkeiten zum Titelgewinn teilzunehmen und sich
anschließend in eine kleine Pfarrei in der Pampa zurückzuziehen. Seine
Heiligkeit wird nicht mehr nach Rom zurückkehren.“
Die franziskanische Schockwelle erschüttert den Kirchenstaat seither in
seinen Grundfesten – der Vatikan könne nur durch einen spektakulären
Transfer wieder zum Fels in der Brandung der Moderne werden, so der
Camerlengo. Nach den guten Erfahrungen mit einem Argentinier habe man sich
deshalb kurzfristig entschlossen, einen neuen Südamerikaner zu
verpflichten: Messi.
## Höchste Weihen
Für den 35-jährigen Fußballgott im besten Messiasalter, der zurzeit in
Paris tätig sei, wäre es nach dem Gewinn des höchsten auf Erden zu
vergebenden Titels nur ein kleiner und logischer Schritt auf dem Weg zu
noch höheren Weihen. Die Papstwahl sei aus diesem Grund bereits am Montag
stillschweigend und im Schnellverfahren in der Sixtinischen Kapelle
durchgeführt worden. Der Auserwählte werde ab sofort das vakante Amt des
Mannes in den Fußballschuhen des Fischers übernehmen und für eine
Transfersumme von 30 Silberlingen auf dem Petersplatz auflaufen.
Messi bringe alle erwünschten Qualitäten mit sich, heißt es in einem
Leitkommentar des Osservatore Romano, der Tageszeitung des Heiligen
Stuhles. Er sei Katholik, konservativ und eine weithin bekannte Ikone,
hinter der sich alle Kardinäle versammeln könnten. Dass er außerhalb des
Rasens nur wenig Wertvolles von sich gebe und auch sonst nicht der Hellste
sei, nehme man nach dem redseligen und oft nichtssagenden Franziskus gern
in Kauf. Insgesamt sei die Ernennung Messis zum Papst ein wichtiger
Befreiungstheologenschlag für den Vatikan, der die Akzeptanz der zuletzt
von Skandalen arg gebeutelten katholischen Kirche unter den Gläubigen
erheblich verbessern werde.
Über die engen Mauern des Kirchenstaats hinaus hat die Ernennung Messis zum
Papst allerdings schon jetzt enorme Auswirkungen auf die Weltlage. So
befindet sich das krisengeschüttelte Land Argentinien am Rande eines
kollektiven Nervenzusammenbruchs, sind doch der dritte Stern und der zweite
Albiceleste-Papst zu viel für die überkandidelte Rowdy-Nation am Rio de la
Plata. Schlimmer noch: Papst Leo XIV., wie sich Lionel Messi nun nennt, hat
als erste Amtshandlung den Fifa-Präsidenten Gianni Infantino heilig
gesprochen. Seine Unfehlbarkeit als frischgebackener Bischof von Rom
nutzend ließ Messi alle vatikanischen Gepflogenheiten beiseite und den
Fifa-Granden die sonst üblichen Selig- und Heiligwerdungsprozesse im
Eilverfahren überspringen.
## Höhnisches Brüsten
Der extrem infantile Infantino nutzte jedoch sofort die erstbeste
Gelegenheit, um sich seinen gar nicht koscheren Kumpels als Heiliger Gianni
zu präsentieren. Insbesondere seinem Busenfreund Wladimir Putin gegenüber
brüstete sich Infantino höhnisch mit dem frischen, für den russischen
Führer wohl nie erreichbaren Ehrentitel. Der nach einem Jahr voller
Niederlagen sowieso schon schwer frustrierte Putin soll daraufhin völlig
durchgedreht sein und zur Beruhigung der Nerven feige ein paar Raketen nach
Kyjiw geschickt haben und schließlich sogar die Bombardierung des Vatikans
angedroht haben. Der ihm hündisch ergebene Moskauer Patriarch Kyrill I.
habe ihn mit den Worten „Mach die römischen Schweine platt!“ angefeuert.
Aus der Nummer kämen Rom, Messi und Infantino nur wieder heraus, wenn er,
Putin, der nächste Weltmeister werde, hieß es aus dem Kreml. Bei der WM
2026 in Kanada, Mexiko und den USA wolle Putin höchstpersönlich die
russische Sbornaja als Kapitän anführen und mit Unterstützung der Fifa, die
schon Mittel und Wege für den dauerhaften Erfolg des wieder teilnehmenden
russischen Teams finden werde, alle Spiele gewinnen, um am Ende des
Turniers den phallischen goldenen Weltpokal in die Luft zu recken und zu
küssen – wie Messi am Sonntag in Katar.
Apropos Phallus, Bünde und Bündel: Mit dem Emir des ultrareichen Golfstaats
dürfe man dann nicht mehr rechnen, heißt es in einer ersten Stellungnahme
aus Doha. Der noble Scheich Al Thani werde seine Hände künftig lieber in
aller Unschuld vom Lande waschen als Geld im korrupten Brüssel – nach der
verkorksten Sache mit der schönen Griechin, da sei er nun ein gebranntes
Kind im Ehrenmann. Für alle weiteren Fragen solle man sich bitte an seinen
vom Rentnerbasar des ZDF eingekauften Pressesprecher wenden, den blinden
Seher Béla „Glasbaustein“ Réthy, der in Katar sein verdientes Gnadenbrot
bekomme.
Und so schließt sich der vorweihnachtliche Erdkreis einer gehörig aus den
Fugen geratenen Welt, die in Messi unter dem Motto „Urbi et Orbi et Morbi“
einen neuen Heiland bekommt, der demnächst alle irdischen Probleme mit
links lösen wird, so wie er gewöhnlich seine Elfmeter mit der linken Klebe
verwandelt hat. In Ewigkeit Amen.
20 Dec 2022
## AUTOREN
Michael Ringel
## TAGS
Lionel Messi
Papst
Fifa
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Fake
Gurken
Biologie
Winter
Hass
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