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# taz.de -- Kampf gegen den Klimawandel: Willkommen im Club
> Bundeskanzler Olaf Scholz hat mit den Staats- und Regierungschefs der
> G7-Staaten einen „Klimaclub“ gegründet. China ist bislang nicht dabei.
Bild: Wie tut der neue Akteur gegen Dreckschleudern wie das Tata Stahlwerk in H…
Berlin taz | Schon jetzt ist die Welt um 1,2 Grad heißer als vor der
Industrialisierung, doch die weltweiten Emissionen steigen weiter. Die
Antwort von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) auf diese Problemlage lautet
seit seinem Wahlkampf: Schaffung eines „Klimaclubs“ für Vorreiterstaaten.
Immer wieder hatte er den Klimaclub zur Sprache gebracht und bei
verschiedenen internationalen Partnern dafür geworben. Jetzt soll aus der
Idee Wirklichkeit werden. Am Montagabend haben die Staats- und
Regierungschefs der G7-Staaten einen Klimaclub gegründet.
Die sieben Industriestaaten hätten sich „auf eine erste Satzung“ geeinigt,
sagte Scholz. „Damit gründen wir den Klimaclub.“ Die Satzung sieht vor,
dass die Clubmitglieder zum Beispiel Wissen und Methoden zum Klimaschutz
teilen, gemeinsame Industriestandards erarbeiten und weitere Kooperationen
oder Partnerschaften anstoßen. „Ich erfahre viel Zuspruch von
internationalen Partnern über die G7 hinaus, mit denen wir eng
zusammenarbeiten und den Klimaclub weiterentwickeln werden“, sagte Scholz
zudem. Es soll also nicht nur eine exklusive Gruppe für die mächtigsten
Industrieländer werden, wie Kritiker:innen es zunächst befürchtet
hatten. Emissions-Schwergewicht China ist zu Beginn allerdings erst mal
nicht dabei.
Die Idee eines Klimaclubs stammt nicht von Scholz selbst. Sie geht auf den
Wirtschaftsnobelpreisträger William Nordhaus aus den USA zurück. Dem ging
es darum, [1][die Trittbrettfahrerproblematik beim Klimaschutz zu
umgehen]. Davon ist die Rede, wenn einzelne Verhandlungspartner:innen
von einem kollektiven Kraftakt profitieren, ohne sich selbst daran zu
beteiligen. Beim globalen Klimaschutz, wie ihn das Pariser
Weltklimaabkommen zu organisieren versucht, steht dieses Hindernis im Raum.
Man kann schließlich kein Land vom Weltklima ausschließen.
Und so steht zu befürchten, dass Regierungen unter anderem deshalb zu wenig
Klimaschutz betreiben, weil sie befürchten, stärker als andere belastet zu
werden – selbst wenn sie damit die Handlungsoption wählen, die auch für sie
selbst das schlechteste Ergebnis einer ungebremsten Klimakrise bringt.
## Exklusive Vorteile für Mitglieder
Dieses Dilemma soll nun also der Klimaclub abmildern. Er soll die Senkung
der Emissionen und etwa die Erhebung eines CO2-Preises an den Zugang zu
exklusiven Vorteilen für Mitglieder koppeln. Oder andersherum:
Nichtmitgliedern einen Anreiz setzen, durch den nötigen Klimaschutz doch
die Voraussetzungen für eine Mitgliedschaft zu erfüllen – etwa durch die
Erhebung von Zöllen auf klimaschädliche Produkte, wie es jetzt etwa die EU
plant
Aber leistet der neue Klimaclub das? Da sind Beobachter:innen
skeptisch. „Grundsätzlich ist es sehr begrüßenswert, dass ein Klimaklub im
Rahmen von G7 initiiert wird und die Einhaltung des 1,5-Grad-Ziels erreicht
werden soll“, meint die Energieökonomin Claudia Kemfert, Leiterin der
Abteilung Energie, Verkehr und Umwelt am Deutschen Institut für
Wirtschaftsforschung sowie Professorin an der Leuphana Universität
Lüneburg.
„Es fehlen allerdings konkrete Vereinbarungen und Kooperationen, um den
Anteil erneuerbarer Energien massiv auszubauen.“ Es sei „dringend
notwendig“, dass die Länder sich zu konkreten Ausbaupfaden für erneuerbare
Energien verpflichten. [2][Im Bereich Wasserstoff, der als Energieträger
für die Dekarbonisierung der Industrie eine entscheidende Rolle spielt],
fehle zudem die Vereinbarung, dass nur „grüner“ Wasserstoff auf
Ökostrom-Basis eingesetzt werde. Kemferts Fazit: „Die Vereinbarung droht zu
einem hohlen Versprechen zu werden, welches die Ambitionen zur Erreichung
des 1,5-Grad-Ziels nicht einhalten kann.“
Auch Sascha Müller-Kraenner, Chef der Deutschen Umwelthilfe, setzt nicht
viel Hoffnung in das Format. „Es schadet nichts, aber solche Arbeitsgruppen
gibt es ohne Ende“, sagt er in Bezug auf die Taskforce, die im kommenden
Jahr weiter an der Ausgestaltung des Klimaclubs arbeiten soll. „Von der
Ursprungsidee, Klimaschutz weltweit durch einen gemeinsamen CO2-Preis
voranzubringen, ist da wenig bis nichts geblieben – außer dem Namen.“
13 Dec 2022
## LINKS
[1] /Olaf-Scholz-auf-UN-Klimagipfel/!5893353
[2] /Investition-in-gruenen-Wasserstoff/!5896650
## AUTOREN
Susanne Schwarz
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Schwerpunkt Klimawandel
Weltklima
Olaf Scholz
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