# taz.de -- Afghanistan verschärft Scharia: Wer frei von Schuld ist … | |
> Es ist erschreckend zu sehen, mit welcher Brutalität die Machthaber in | |
> Afghanistan ihr Volk unterdrücken. Doch auch der Westen hat keine weiße | |
> Weste. | |
Bild: Mit Frauenrechten nichts am Turban – Taliban in Kabul | |
Mit ihrer Anordnung, nun Scharia-Körper- und -Amputationsstrafen | |
anzuwenden sowie auch bei Protest Hinrichtungen zu ermöglichen, setzt die | |
Taliban-Führung einen neuen Tiefpunkt. Nach der beispiellosen | |
[1][Entrechtung von Frauen] und Mädchen zeigt das Regime einmal mehr, dass | |
ihm internationale Ächtung gleichgültig ist, auch für den Preis, dass es | |
die Menschen im Land langfristig überlebenswichtige Entwicklungsgelder | |
kostet. | |
Entrüstung über diese schrecklichen Bestrafungen ist mehr als angebracht, | |
allerdings keine allzu leichte Erhebung darüber. Im Westen sollte man daran | |
denken, dass man über Gräueltaten nicht erhaben ist. Gerade musste die | |
britische Armee zugeben, dass sie bei Operationen im Afghanistankrieg | |
[2][mehr Kinder getötet] hat als bisher bekannt. Gab es bei Kämpfen Tote, | |
wurden in der Regel weitere Menschen verletzt, auch verbrannt oder | |
anderweitig verstümmelt. | |
Für Familien, die solche Opfer zu beklagen haben, macht es keinen | |
Unterschied, ob die daran Schuldigen bewusst gehandelt haben oder ob es | |
ungewollt zu Opfern kam. Genauso spielt es für sie kaum eine Rolle, ob die | |
Opfer in Kauf genommen wurden, ob die Täter zu einer | |
parlamentarisch-demokratisch legitimierten Armee gehören oder einer | |
selbstherrlichen Islamistentruppe. | |
Das gilt auch für die [3][Bombardements 2009 in Kundus], angeordnet von | |
einem Bundeswehrangehörigen, bei denen nachweislich Dutzende Zivilisten | |
getötet wurden und deren Familien nie entschädigt wurden. | |
Unter denen, die sich nun im Exil über die barbarischen Taliban entrüsten, | |
sind nicht wenige, die sich kürzlich noch in Regierungsverantwortung oder | |
als Teil der Zivilgesellschaft für Hinrichtungen wirklicher oder | |
vermeintlicher Taliban aussprachen, häufig nach durch Folter erzwungenen | |
Geständnissen. Oder solche, die Bombardierung von Dörfern anordneten oder | |
tolerierten, wenn sie nur in den von den Gegnern kontrollierten Gebieten | |
lagen. An unseren Küsten waren davor Fliehende häufig nicht willkommen. | |
17 Nov 2022 | |
## LINKS | |
[1] /Frauenrechte-in-Afghanistan/!5871619 | |
[2] https://www.bbc.com/news/world-asia-63554941 | |
[3] /Bundeswehr-Beschuss-in-Kundus-2009/!5747201 | |
## AUTOREN | |
Thomas Ruttig | |
## TAGS | |
Afghanistankrieg | |
Taliban | |
Frauenrechte | |
Scharia | |
Schwerpunkt Afghanistan | |
Schwerpunkt Afghanistan | |
Schwerpunkt Afghanistan | |
Schwerpunkt Afghanistan | |
Ortskräfte | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Menschenrechtlerin über Afghanistan: „Humanitäre Hilfe kein Druckmittel“ | |
Frauen dürfen in Afghanistan nicht mehr studieren. Die afghanische | |
Menschenrechtlerin Shaharzad Akbar spricht über mögliche Reaktionen auf die | |
Unterdrückung. | |
Univerbot für afghanische Frauen: Gefährliches Halbwissen | |
Die Taliban in Afghanistan verwehren Frauen jetzt auch die Hochschulbildung | |
– und setzen die Kontakte zur internationalen Gemeinschaft aufs Spiel. | |
Justiz in Afghanistan: Taliban verordnen noch mehr Scharia | |
Auf Anordnung des Talibanchefs gelten drakonische Scharia-Strafen jetzt in | |
Afghanistan landesweit. Wie im Iran gibt es für „Rebellion“ die | |
Todesstrafe. | |
Unterdrückte Frauen in Afghanistan: Neue US-Sanktionen gegen Taliban | |
Höhere Schulen sind für Mädchen in Afghanistan tabu. Außenminister Blinken | |
kündigt nun Einschränkungen bei der Visavergabe für Taliban-Mitglieder an. | |
Demo für die Aufnahme von Ortskräften: Afghanistan nicht vergessen | |
Hunderte Menschen demonstrierten am Samstag für die Aufnahme ehemaliger | |
Ortskräfte aus Afghanistan. Die Bundesinnenministerin verspricht zu | |
handeln. |