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# taz.de -- Präsident Macron besucht die USA: Ziemlich keine besten Freunde
> Zwischen Frankreich und den USA knirschte es zuletzt. Daran änderten auch
> die schönen Fotos beim Staatsbesuch nichts.
Bild: Freundschaftlich, fast kumpelhaft Arm in Arm: Joe Biden und Emmanuel Macr…
Paris taz | Bei jedem wichtigen Treffen mit Präsidenten der USA, erinnern
französische Politiker und Medien daran, dass Frankreich Washingtons
„ältester Partner“ sei. Sie beziehen sich dabei auf die Unterstützung des
Kampfs für die Unabhängigkeit durch General La Fayette. Aus dieser
historischen Perspektive mag das stimmen. Doch der verlässlichste und
angenehmste Alliierte war Frankreich in den 250 Jahren seit der Unabhängig
der britischen Kolonie in Nordamerika nur selten.
Auch beim Staatsbesuch am Donnerstag von Frankreichs Präsident Emmanuel
Macron konnten die Meinungsverschiedenheiten weder vom Gastgeber Joe Biden
noch von seinem Besucher aus Paris mit der üblichen Höflichkeit unter den
Tisch gewischt werden. Macron ist Bidens erster Staatsgast seit seinem
Amtsantritt im Januar 2021.
„Alliiert, aber nicht gebunden“, hieß es beim Medienbriefing vor Macrons
Abflug nach Washington. In diesem Sinne wollte Macron schon am
Mittwochabend beweisen, dass er bei allem Dank für die Ehren in diesen vier
Tagen wie sonst auch Klartext reden wollte. Der Anlass dafür war eine kurze
Ansprache vor in der US-Hauptstadt lebenden Landsleuten in der
französischen Botschaft.
Als er dabei auf den derzeitigen bilateralen Streit kam, wählte Macron
überraschend undiplomatische Worte: Bidens Plan zur Inflationsbekämpfung
und namentlich die Investitionen und Subventionen im Kampf gegen die
Klimakrise in der Höhe von 430 Milliarden Dollar seien „super aggressiv“.
## Macron will mit Putin verhandeln
Die amerikanische Begünstigung der eigenen Industrie treibe einen Keil
zwischen die westlichen Alliierten. „Europa und Frankreich werden da zu
einer bloßen Variable“ im Handelsstreit mit China, beschwerte sich Macron.
Dass der französische Staatschef mit ihm über dieses Thema sprechen wollte,
wusste Biden im Voraus. Er nahm seinem Gast den Seitenhieb offenbar nicht
allzu übel. Macron möchte, wie er sich ausdrückt, die Beziehungen mit
Washington „erneut synchronisieren“, und dazu wollte er betont deutlich
sagen, was aus Pariser Sicht nicht akzeptabel erscheint.
Im Übrigen hat die französische Führung noch immer nicht vergessen, dass
[1][Australien auf nordamerikanischen Druck hin 2021 einen Vertrag zum Kauf
französischer Unterseeboote] annullierte, um stattdessen in den USA das
Rüstungsmaterial einzukaufen.
Nicht nur soll so etwas nie wieder vorkommen, zudem möchte Frankreich im
Gegenteil in den Handelsbeziehungen vorrangig behandelt werden. Neben
mehreren Regierungsmitgliedern, Macrons Gattin Brigitte und dem
Aushängeschild Thomas Pesquet, ein französischer Astronaut, war deshalb
auch die „Crème de la crème“ der französischen Wirtschaft Teil der
Delegation.
Ein weiteres heikles Thema zwischen den USA und Frankreich: der Krieg in
der Ukraine. Macron, der während Wochen vergeblich am [2][Telefon mit
Wladimir Putin] vermitteln wollte, glaubt auch weiterhin, der Dialog mit
dem russischen Staatschef sei noch möglich, um Russland und die Ukraine an
den Verhandlungstisch zu bringen. Nur so ließe sich ein „guter Frieden“
etablieren. Obwohl Frankreich an der vollen Unterstützung der Ukraine keine
Zweifel aufkommen lassen will, [3][irritiert dies nicht nur in den USA].
Der Staatsbesuch soll auch in dieser Hinsicht einer Annäherung dienen. Fast
ebenso wichtig wie die gemeinsame Medienkonferenz sind für Präsident Macron
die Bilder, die ihn mit Joe Biden betont freundschaftlich, fast kumpelhaft,
Arm in Arm zeigen.
1 Dec 2022
## LINKS
[1] /U-Boot-Deal-Streit-mit-USA-und-Australien/!5802327
[2] /Frankreichs-Praesident-Macron-in-Moskau/!5833474
[3] /Neues-Dialogformat-in-Frankreich/!5876783
## AUTOREN
Rudolf Balmer
## TAGS
Schwerpunkt Emmanuel Macron
Joe Biden
Schwerpunkt Frankreich
USA
Wladimir Putin
Protektionismus
Schwerpunkt Frankreich
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