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# taz.de -- Energiesparen auf Weihnachtsmärkten: Dunkle Nacht, heilige Nacht
> In Zeiten der Energiekrise sparen Kommunen auch auf Weihnachtsmärkten.
> Stände wechseln auf LED-Leuchten, um Kilowattstunden einzusparen.
Bild: Weihnachtspyramide im Leipziger Zentrum
Berlin taz | Wie wohl die preußischen Könige schauen würden, sähen sie, was
heute an ihrem Schloss Charlottenburg los ist? Das dreihundert Jahre alte
Gebäude dient zur Weihnachtszeit als Fassade für eine Lichtershow. Ein
bunter Mix aus Schneeflocken, Laubblättern und Farben huscht über den Bau,
die Illumination ist exakt auf das Schloss angepasst.
Am Eingangstor spielen vier Männer in abgestimmten Farbmänteln
Weihnachtsmusik auf ihren Blasinstrumenten. Manche Menschen bleiben stehen
und klatschen. In der Mitte des Marktes steht eine große Weihnachtspyramide
mit sich drehenden Figuren. Schon von Weitem duftet es nach Glühwein und
Süßigkeiten und die funkelnden Lichter sind zu sehen.
Von den Energiesparmaßnahmen lassen sich die Weihnachtsmärkte nicht die
Stimmung vermiesen: Viele der Märkte haben auf Leuchtdioden (LED)
umgestellt, um Strom zu sparen.
Zwingend ist das nicht: Die beiden [1][Energieeinsparverordnungen der
Bundesregierung] schreiben in diesem Winter zwar ein Ausknipsen
beleuchteter Werbeanlagen im Zeitraum von 22 bis 16 Uhr des Folgetages vor
und verbieten die Außenbeleuchtung von Gebäude- und Baudenkmälern. Davon
sind Kulturveranstaltungen und Volksfeste – also auch Weihnachtsmärkte –
aber ausgenommen.
## Freiwillige Sparmaßnahmen
„Die Sparmaßnahmen wurden uns nicht aufgegeben, sondern entspringen einer
freiwilligen Selbstverpflichtung“, sagt die Geschäftsführerin der Kölner
Weihnachtsgesellschaft, Monika Flocke. Allen Beteiligten sei auch so klar
gewesen, „dass auch die Weihnachtsmärkte einen Teil der
Energiesparmaßnahmen leisten sollten“, so Flocke. Deshalb schalte der Markt
täglich nach Ende gegen 22 Uhr „unseren großen Baum, das Lichterzelt und
alle verzichtbaren Lichtquellen aus“, ergänzt eine Pressesprecherin.
Die Lichtquellen seien schon seit 2010 [2][auf stromsparende LED
umgestellt] worden, nur kleine Beleuchtungen blieben aus Sicherheitsgründen
eingeschaltet. Damit wolle der Markt „die Verkehrssicherheit und die
Sicherheit unserer Security gewährleisten“, heißt es.
Aus Leipzig berichtet der Sprecher Sebastian Fink, dass die Stadtverwaltung
schon im Oktober entschieden habe, alle Lichtsysteme auf energieeffiziente
LED Module umzurüsten und „die Betriebszeiten der verbleibenden
Leuchtelemente“ reduziert. An den Weihnachtsmarkt grenzende Fußgängerzonen
bleiben hingegen weiter beleuchtet.
Der Stuttgarter Weihnachtsmarkt auf den Schlossplatz verzichtet aus
Spargründen in diesem Jahr auf illuminierte Figuren auf dem Schlossplatz,
erklärt Pressereferentin Stefanie Hirrle. „Auch werden die Weihnachtsbäume
in der Innenstadt nicht so lange beleuchtet wie bisher“, sagt sie. Beim
Baum am Schlossplatz werde von bisher 450 Stunden auf 240 Stunden
reduziert. Die Beleuchtung des Rathauses und der Adventskalender an den
Fenstern des Gebäudes sind gestrichen. Und die Stadt habe beschlossen, „auf
50 Prozent der bisherigen Lämpchen zu verzichten“.
## Nachhaltigkeit wird auch auf dem Markt berücksichtigt
Auch andere kontaktierten Weihnachtsmärkte bemühen sich laut den
Veranstalter:innen um Energiesparmaßnahmen. In Freiburg wird die
Beleuchtung reduziert. Dank LED-Lampen würden etwa 3.678 Kilowattstunden
bei der Weihnachtsmarktbeleuchtung eingespart, sagt eine Sprecherin.
Beim berühmten Nürnberger Christkindlesmarkt heißt es, Energiesparen und
Nachhaltigkeit seien schon seit vielen Jahren ein Thema. So werde der Markt
seit etwa zehn Jahren mit Ökostrom versorgt, sagt Sprecher Thomas Meiler.
Und auch die Nürnberger setzen auf LED: Die Weihnachtsbeleuchtung sei
entsprechend auf energiesparende Lichterketten umgestellt worden, zudem
habe man die tägliche Beleuchtungszeit in diesem Jahr verkürzt. „In der
Vergangenheit brannte die Weihnachtsbeleuchtung bis Maria Lichtmess, also
bis zum 2. Februar“, erklärt Meiler. Zur diesjährigen Saison werde dies auf
den 8. Januar reduziert. Der Markt verzichte zudem auf energieintensive
Eislaufflächen.
## Einmal investieren, viel mehr Kosten sparen
Nicht alle Weihnachtsmärkte fahren einen so strengen Kurs wie die
Nürnberger. Auf dem Romantischen Weihnachtsmarkt auf dem Schloss Grünewald
in Solingen Gräfrath in Nordrhein-Westfalen verzichtet die Veranstalterin
Anke Peters aus Kostengründen auf eine Umstellung auf LED. „Wir hätten in
diesem Jahr viele Tausend Euro investieren müssen, um neue Lichterketten zu
kaufen“, sagt sie.
Daher nutze der Markt „weiterhin klassische Lichterketten, wie man sie von
früher kennt“. Außerdem ruinierten die Kaltlichtlampen die romantische
Stimmung, meint Peters.
Energieexpertin Snizhana Malyuta plädiert trotz höherer Kosten für
[3][Investitionen in eine LED-Beleuchtung]. „Auf Weihnachtsmärkten ergibt
es definitiv Sinn“, erklärt sie. Die Märkte könnten dadurch „auf jeden F…
im Hauptmonat Dezember mehrere Tausend Euro“ einsparen.
Dass die Lichtershow am Berliner Schloss Charlottenburg besonders
energiesparend ist, darf bezweifelt werden. Doch dafür bleibt der Markt in
diesem Jahr nur bis zum 26. Dezember geöffnet. Und gespart wird an Energie,
nicht aber an Solidarität: Mehrere Stände verkaufen ukrainische
Spezialitäten. Die vier Blasmusiker am Eingangstor sind irgendwann
verschwunden. Stattdessen stehen dort weißgekleidete Engel mit einer
Spendenbox.
29 Nov 2022
## LINKS
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[3] /Strom-sparen-mit-LED-Leuchten/!5375713
## AUTOREN
Shoko Bethke
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