# taz.de -- Dokumentarfilm „Die Ecke“: Ein Toter, viele Wahrheiten | |
> Christa Pfafferott erzählt die Geschichte hinter dem Foto eines toten | |
> Soldaten aus dem Zweiten Weltkrieg. Der Film ist in der Arte-Mediathek zu | |
> sehen. | |
Bild: Wie funktioniert Erinnerung? Der Film „Die Ecke“ untersucht das anhan… | |
Drei US-amerikanische Soldaten der 6th Armored Division sind auf dem Foto | |
zu sehen. Am Ende des Zweiten Weltkriegs sind sie ins thüringische Dorf | |
Oberdorla gekommen. Zwei von ihnen gehen auf dem Bild an einem Haus in der | |
Sperlingsbergstraße in Deckung. Der andere liegt ein paar Meter daneben | |
leblos auf dem Boden. Als eine Schwedin das Foto schließlich koloriert und | |
ins Netz stellt, geht es viral. | |
In ihrer Reportage „Die Ecke“ geht taz-nord-Kolumnistin Christa Pfafferott | |
der Geschichte dieses an einer Straßenecke entstandenen Fotos auf den | |
Grund. Dreh- und Angelpunkt des Films ist die Erinnerung an das Schicksal | |
des dort gefallenen Soldaten, Robert Wynne. Auf der Suche nach der | |
Geschichte hinter dem Bild trifft Pfafferott auf unterschiedliche Menschen | |
in dem kleinen Ort, die sich erinnern. Neben [1][Zeitzeugen] und deren | |
Nachfahren kommen auch neue Anwohner zu Wort. | |
Schnell stellt sich heraus, dass jeder seine eigene Wahrheit über den Tod | |
des Soldaten zu haben scheint. Waren es die Deutschen oder sogar jemand aus | |
der eigenen Division? Pfafferott prüft mithilfe eines Experten, ob es sich | |
bei dem Foto um eine gestellte Szene handeln könnte, die nicht den Moment | |
des Todes von Wynne dokumentiert. | |
Neben den Protagonisten des Dorfes nimmt Robert Wynnes Nachfahre Robert | |
Culverhouse an der Spurensuche teil. Culverhouse liest aus Briefen vor, die | |
sein Großonkel Robert Wynne und dessen Vater sich während seines Einsatzes | |
in Deutschland geschrieben haben. Durch seine Einbindung wird ein | |
interessanter Spannungsbogen zwischen US-amerikanischer und deutscher | |
[2][Erinnerung] des Ereignisses geschlagen. Zwischenzeitlich nimmt | |
Culverhouse’ Suche nach sich selbst und seinen Ahnen aber zu viel Raum ein | |
und sein Auftritt wirkt pathetisch. | |
Gut eingefangen ist die Atmosphäre des „Sich-Erinnerns“. Mit Klängen | |
verbindet Pfafferott Bilder und stellt so eine Kontinuität zwischen | |
Vergangenheit und Gegenwart her. So leitet etwa der Lärm einer Bombe in das | |
Bild eines Kindes über, das Wasserballons gegen ein Metalltor schmeißt. Am | |
Ende wird deutlich: Die Erinnerung an das Geschehen in der | |
[3][Vergangenheit] ist so vielfältig wie die Menschen, auf die Pfafferott | |
getroffen ist. | |
28 Nov 2022 | |
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## AUTOREN | |
Tatjana Smudzinski | |
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