Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Nachruf auf Sängerin Gal Costa: Die Zauberkraft der Stimme
> Die brasilianische Sängerin Gal Costa ist am Donnerstag in Sao Paulo im
> Alter von 77 Jahren gestorben. Auch als Star blieb sie
> experimentierfreudig.
Bild: Begnadete Sängerin: Gal Costa hier bei einem Konzert in Vigo/Spanien im …
Unter den Tropicalisten war sie die am wenigsten schillernde. In diesem
[1][anarchischen Konglomerat aus Provokation, Dekonstruktion, Revolution
und Quatsch], wie es von [2][den unermüdlichen Ideenmaschinen Caetano
Veloso und Gilberto Gil] im Brasilien der 1960er erfunden und auf Touren
gebracht wurde, stand Gal Costa für gewisse Normalität.
Sie hielt die Verbindung zum musikalischen Mainstream und machte das Gebräu
verdaulich, ja begehrenswert. Ihre Zauberkraft war ihre Stimme und die Art,
wie sie sie einsetzte. Damals stand das Land noch unter dem
[3][übermächtigen Einfluss] des sanft gehauchten Nichtgesangs, wie ihn
[4][João Gilberto konzipiert und als Erkennungsmerkmal der Bossa Nova auch
weltweit durchgesetzt hatte.]
Davor hatte man in Brasilien Vibrato-reich geschmettert, Stimmen mussten
sich gegen Orchester und geltungsbedürftige Solisten durchsetzen. Gal Costa
wählte einen Mittelweg. Ihre Stimme war makellos, sie konnte leise und
intim sein, ohne zu hauchen oder brüchig zu werden. Sie konnte aber auch in
den höchsten Lagen durchdringend und kräftig strahlen, ohne jemals schrill
oder angestrengt zu klingen – wie in ihrem Signatursong „Meu nome é Gal“
oft zum Konzertfinale vorgeführt.
## Wichtige Interpretin
Die 1945 in Salvador da Bahía als Maria da Graça Costa Penna Burgos
geborene Sängerin komponierte nicht selbst, blieb aber von ihrem
gemeinsamen Albumdebüt „Domingo“ (1967) bis zuletzt wichtigste Interpretin
von Songs ihres Mit-Tropicalisten Caetano Veloso. Etliche Stücke überließ
er ihr exklusiv und nahm sie nie selbst auf.
Songs wie „Baby“ wurden in ihrer Interpretation weltberühmt. Auch anderen
Komponisten widmete sie sich fast wissenschaftlich gründlich: Unsterblich
ihre Tributalben an Dorival Caymmi („Gal Canta Caymmi“) und Ary Barroso
(„Aquarela do Brasil“), auf denen sie Songs der Prä-Bossa-Legenden in
eleganten Yacht-Funk transformierte.
Auch als Superstar blieb Gal Costa unberechenbar: Auf ein eher
karnevalistisches Album folgte Kammermusik, gab es für ein
Telenovela-Titellied Radio-Powerplay, arbeitete sie als nächstes an
elektronischen Experimenten. Gal Costa starb am 9. November in São Paulo,
wenige Wochen nach ihrem letzten Konzert im Berliner HKW.
10 Nov 2022
## LINKS
[1] /Die-brasilianische-Tropicalismo-Bewegung/!5386980
[2] /Konzerte-von-Gal-Costa-und-Gilberto-Gil/!5862353
[3] /Dokumentarfilm-ueber-Joo-Gilberto/!5549934
[4] /Nachruf-auf-Joo-Gilberto/!5605813
## AUTOREN
Detlef Diederichsen
## TAGS
Brasilien
Sängerin
Nachruf
Nachruf
Brasilien
Brasilien
Brasilien
## ARTIKEL ZUM THEMA
Nachruf auf Sängerin Astrud Gilberto: Melancholisch, weltabgewandt
Astrud Gilberto, die brasilianische Sängerin des Evergreens „The Girl from
Ipanema“ und große Stimme der Bossa Nova, ist gestorben.
Das Erbe von Fernando Falcão: Geomusikalischer Wahnsinn
Brasiliens Reichtum liegt auch in der Musik. Das zeigt die Wiederentdeckung
des musikalischen Abenteurers Fernando Falcão.
Nachruf auf João Gilberto: Meister der Melancholie
João Gilberto prägte eine neue Form des Singens: leise, unschuldig,
unmaskulin. Nun ist die Bossa-Nova-Legende mit 88 Jahren verstorben.
Die brasilianische Tropicálismo-Bewegung: Jazz, Bossa Nova, Psychedelic-Rock
Vor 50 Jahren begann in Brasilien die künstlerische Bewegung Tropicália.
Jetzt erscheint ein Album von damals wieder, ein neues wird veröffentlicht.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.