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# taz.de -- Seenotrettung im Mittelmeer: Nur einige Schiffe dürfen nach Italien
> Nach vergeblicher Suche in Italien bittet das Rettungsschiff „Ocean
> Viking“ nun Frankreich um Hilfe. In Catania durften 35 Gerettete von Bord
> der „Humanity 1“ gehen.
Bild: Zuletzt hat die „Ocean Viking“ keine Genehmigung zum Anlegen in Itali…
Frankfurt a.M./Marseille epd/afp | Im italienischen Catania sind die 35 vom
Rettungsschiff „Humanity 1“ im Mittelmeer geretteten Menschen von Bord
gegangen. Das teilte die Organisation [1][„SOS Humanity“] am
[2][Dienstagabend in Berlin mit]. Wenige Stunden zuvor hatten die
italienischen Behörden auch den 213 Geretteten von der „Geo Barents“
erlaubt, in Italien an Land zu gehen. „Dieses ungerechtfertigte Warten hat
nun endlich ein Ende“, erklärte die Organisation Ärzte ohne Grenzen, die
das Schiff betreibt, [3][auf Twitter].
[4][Am vergangenen Wochenende] hatte die „Humanity 1“ bereits 144 der
insgesamt 179 Geretteten in Catania von Bord bringen können, die übrigen
mussten nach Vorgaben der italienischen Behörden auf dem Schiff bleiben.
Die Crew der „Geo Barents“ hatte Ende Oktober 572 Flüchtlinge und Migranten
im Mittelmeer gerettet, bis zum Montag hatte ein Großteil das Schiff in
Catania verlassen.
„Wir sind allerdings entsetzt über die eklatante Missachtung von Gesetzen
und von Menschenrechten durch italienische Behörden“, erklärte der Leiter
der Schiffsoperative von SOS Humanity, Till Rummenhohl. Die 35 zunächst an
Bord der „Humanity 1“ verbliebenen Menschen waren nach Angaben der
Organisation in einen Hungerstreik getreten, um auf ihr Schicksal
aufmerksam zu machen.
Zuvor waren [5][am Dienstag auch die 89 von der „Rise Above“ geretteten
Flüchtlinge] in Italien an Land gegangen. Auf der „Ocean Viking“ warteten
weiter hunderte Flüchtlinge auf die Erlaubnis, von Bord gehen zu können.
Der internationale Verbund SOS Méditerranée hatte erklärt, die Situation
für 234 Gerettete auf dem Rettungsschiff sei unerträglich.
Im Mittelmeer gibt es keine staatlich organisierte Seenotrettung. Lediglich
private Initiativen halten nach Flüchtlingen in Seenot Ausschau. Immer
wieder müssen die Geretteten tagelang warten, bis sie einen Hafen
zugewiesen bekommen. [6][Die neue rechtsnationalistische Regierung in
Italien] hat den Kurs gegen private Seenotretter bereits direkt nach ihrer
Amtsübernahme vor etwas mehr als zwei Wochen deutlich verschärft.
Bei der Überquerung des Mittelmeers kamen laut der Internationalen
Organisation für Migration (IOM) in diesem Jahr 1.891 Flüchtlinge und
Migranten ums Leben oder werden vermisst. Die Dunkelziffer dürfte viel
höher liegen.
## NGO-Schiff „Ocean Viking“ ersucht nun Frankreich
Nach vergeblicher Suche nach einem sicheren Hafen in Italien hat das
Rettungsschiff „Ocean Viking“ mit mehr als 200 aus Seenot geretteten
Flüchtlingen an Bord nun Frankreich um Hilfe gebeten. „Angesichts des
Schweigens Italiens und der außergewöhnlichen Situation hat die ‚Ocean
Viking‘ ihren Antrag auf einen sicheren Ort in Frankreich ausgeweitet“,
erklärte die Betreiberorganisation SOS Méditerranée am Dienstag.
Die „Ocean Viking“ ist das jüngste Rettungsschiff mit Migranten an Bord,
das keine Genehmigung zum Anlegen in Italien bekommt. Die Seenotretter
nahmen in mehreren Einsätzen in den Such- und Rettungszonen Libyens und
Maltas im Oktober nach eigenen Angaben insgesamt 234 in Seenot geratene
Menschen auf. Einige der Flüchtlinge befinden sich seit mehr als zwei
Wochen an Bord.
„Es ist ein humanitärer Notfall, der eine sofortige Reaktion erfordert“,
erklärte Carl Drexler, Geschäftsführer von SOS Méditerranée in Deutschland.
Einige der Überlebenden hätten bereits angegeben, aus Verzweiflung über
Bord springen zu wollen.
Die Organisation erwarte, dass das Schiff bis zum 10. November in der Nähe
von Korsika ankommt, erklärte SOS Méditerranée. „Diese extreme Lösung ist
das Ergebnis eines kritischen und dramatischen Versagens aller europäischen
Staaten, bei der Suche nach einem sicheren Hafen zu helfen.“
Italiens neue Regierung unter der ultrarechten Ministerpräsidentin Giorgia
Meloni hat einen restriktiven Kurs im Umgang mit Bootsflüchtlingen
angekündigt. Innenminister Matteo Piantedosi ist der Meinung, dass die
Länder, unter deren Flagge die Rettungsschiffe fahren, für die geretteten
Migranten an Bord verantwortlich sind.
9 Nov 2022
## LINKS
[1] https://sos-humanity.org/
[2] https://twitter.com/soshumanity_de/status/1590117531544866816
[3] https://twitter.com/MSF_Sea/status/1590059456024350721
[4] /Rettungsschiffe-von-NGOs/!5890372
[5] /Seenotrettung-im-Mittelmeer/!5890587
[6] /Italiens-neue-Regierung-tritt-an/!5890849
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