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# taz.de -- Russlands Krieg in der Ukraine: Ein schriller Weckruf
> Nach dem Einschlag in Polen konnte die Eskalation abgewendet werden. Doch
> die Nato sollte vorbereitet sein, wenn erneut Raketen in ihrem Gebiet
> landen.
Bild: In Alarmbereitschaft: polnische Soldaten im Grenzgebiet zur Ukraine
Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine ist nicht unser Krieg, heißt es
immer mal wieder. Von wegen. Genau das ist er, seit dieser Woche mehr denn
je. Am Dienstag schlugen in einem polnischen Dorf zwei Raketen ein, die
zwei Menschen töteten. Damit ist zum ersten Mal ein Mitgliedsstaat der Nato
betroffen – ein Szenario, das nicht nur im Weißen Haus, sondern auch in den
Ländern nahe der Grenze zu Russland durchgespielt worden sein dürfte.
Derzeit kann nur spekuliert werden: Wer hat den Knopf gedrückt und mit
welcher Intention? Oder handelte es sich nur um einen [1][Irrläufer] – mit
für die Opfer tragischen Folgen. Zur Aufklärung können, wenn überhaupt, nur
Expert*innen beitragen, wobei von Russland kein aktives Mittun zu
erwarten ist. Jedoch: In den fast neun Monaten, die dieser Krieg in der
Ukraine mittlerweile tobt, haben wir gelernt, dass nichts unmöglich ist.
Doch trotz aller Fragezeichen: [2][Dieser jüngste Vorfall] ist ein
schriller Weckruf und er muss jetzt Konsequenzen haben. Diese ergeben sich
aus der bisherigen Dynamik des Krieges, die mehrfach überraschende
Wendungen genommen hat. Tatsache ist: Russlands Strategie, um den Nachbarn
militärisch in die Knie zu zwingen, ist – sollte es sie jenseits von
Zerstörung und Vernichtung überhaupt gegeben haben – grandios gescheitert.
Die [3][Rückeroberung der Stadt Cherson] durch ukrainische Truppen ist nur
einer, wenn auch der schlagendste Beweis dafür. Auch Moskaus Drohung mit
taktischen Atomwaffen zeigt nicht den gewünschten Erfolg. Jetzt folgt
etwas, das wie eine Verzweiflungstat anmutet: Ein massiver,
flächendeckender und gezielter Beschuss von für die Energieversorgung
relevanten Objekten, verknüpft mit dem Bemühen, zu Verhandlungen zu kommen.
Den Zusammenhang stellte dankenswerterweise Kreml-Sprecher Dmitri Peskow
selbst her. Dass die Ukrainer*innen im Dunkeln und Kalten sitzen, sei
Schuld ihrer Regierung, die sich Gesprächen verweigere. Klarer geht es
nicht. Was folgt daraus? Derzeit kreist die Debatte in Deutschland vor
allem um die [4][hohe Inflation und die exorbitanten Energiepreise] sowie
die Frage, ob die Zahlen Geflüchteter ansteigen. Das greift zu kurz, denn
die Einschläge waren möglicherweise nicht die letzten.
Russlands zielt darauf, die westlichen Staaten zu spalten. Deshalb bleibt
es wichtig, sich nicht auseinanderdividieren zu lassen und standhaft zu
bleiben, auch an der Seite Kyjiws. Und schließlich: Sollte eine russische
Rakete gezielt auf Polen abgefeuert worden sein, stellt sich Frage, ob die
Nato bereit ist, wirklich jeden Zentimeter ihres Territoriums zu
verteidigen. Die Bündnispartner sollten sich ihre Antwort schon mal
zurechtlegen.
18 Nov 2022
## LINKS
[1] /Raketeneinschlag-in-Polen/!5895778
[2] /Nach-Raketeneinschlag-in-Polen/!5892347
[3] /Russischer-Abzug-aus-Cherson/!5894781
[4] /Inflation-hoch-Wirtschaft-kriselt/!5880476
## AUTOREN
Barbara Oertel
## TAGS
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
Nato
Raketenangriff
Polen
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Russland
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