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# taz.de -- Regatta auf hoher See: Über den Atlantik Rum-segeln
> In Saint-Malo beginnt am Sonntag die Route du Rhum – die weltgrößte
> Solo-Regatta. Boris Herrmann tritt mit neuem Boot an.
Bild: Abendliche Parade der Boote vor dem Start der Route de Rhum in Saint-Malo
„Es wird eine Feuertaufe und dann eine Barfußroute in einem Rennen“,
erwartet [1][Deutschlands bekanntester Hochseesegler] Boris Herrmann. „Also
erst der stürmische Nordatlantik und dann warme Passatwinde.“ Der
Wetterbericht sage erst drei Stürme in kurzer Folge mit bis zu 10 Meter
hohen Wellen vorher, gegen die angekreuzt werden müsse. Der 41-Jährige
startet am Sonntag erstmals wieder allein zu einer Hochseeregatta, nachdem
er vor zwei Jahren mit seinem 5. Platz bei der Weltregatta Vendée Globe
[2][in die Herzen des Publikums segelte]. Jetzt nutzt er die Regatta Route
du Rhum („Rumrennen“), um sich mit seinem neuen Boot vertrauter zu machen.
Der Fachdienst [3][segelreporter.com] spricht von einer „Rhum der
Superlative“: Eine Rekordzahl von 134 Skipper*innen im Alter von 20 bis
69 Jahren wollen ab Sonntag 13.02 Uhr solo um die Wette in die Karibik
rasen. Sie sind seit dem 25. Oktober mit ihren Yachten im bretonischen
Hafen Saint-Malo versammelt. Sponsoren und Rennställe haben ihn in ein
großes Race Village verwandelt. Die Atmosphäre dort sei wie der
„Ausnahmezustand einer Großdemonstration“, sagte Herrmann am Donnerstag bei
einer Pressekonferenz.
Eine Million Fans werden sich bis zum Start die Rennyachten aus sechs
verschiedenen Klassen – vier für Profis, zwei für Amateure – angeschaut
haben. An der Hafenschleuse kann den Rennern von einer Tribüne aus beim
Auslaufen zugeschaut werden. Hunderte Begleitboote werden sie zum Start
eskortieren. Am Ufer werden Hunderttausende Fans zuschauen, Millionen das
nur alle vier Jahre ausgetragene Rennen im TV verfolgen, eines der größten
Sportevents Frankreichs.
Die 3.542 Seemeilen (6.560 Kilometer) lange Regatta entlang traditioneller
Handelsrouten in die Karibik werden die schnellsten Trimarane der
Utim-Klasse, also 32 Meter lange und 23 Meter breite dreirümpfige Geschosse
mit Tragflächen, schon eine Woche später im Ziel im Überseedepartement
Guadeloupe beenden. Der Streckenrekord für die zweitschnellste Klasse der
37 gemeldeten Imocas, also 18 Meter lange inzwischen oft mit Neigekiel und
Tragflächen ausgerüsteten Rennmaschinen voll Elektronik, liegt bei 12,5
Tagen. In dieser Klasse segelt auch [4][die Deutsch-Französin Isabelle
Joschke (45)], eine der sechs teilnehmenden Frauen, und auch Herrmann.
## 30 Prozent Ausfallrate
Für ihn ist der Franzose Charlie Dalin der Favorit. „Er ist auf dem Zenit
und hat in diesem Jahr alles gewonnen und stets vom Start weg dominiert.“
Doch ist die Leistungsdichte unter den Profis sehr hoch. Chancen haben
viele, sofern sie nicht wegen Materialbruchs oder nach einer Kollision mit
treibenden Gegenständen aufgeben müssen. Die Ausfallrate bei der Route du
Rhum liegt bei über 30 Prozent. 1978 blieb die französische Segellegende
Alan Colas verschollen.
Bei der ersten Route du Rhum 1978 hatte der damals überraschend siegreiche
Kanadier [5][Mike Birch mit seinem knallgelben Trimaran] aus Sperrholz noch
23 Tage gebraucht. Er hatte den hochfavorisierten Franzosen Michel
Malinovski auf einem fast doppelt so großen Boot quasi auf der Ziellinie
abgefangen und letztlich um nur 98 Sekunden geschlagen. Seitdem zeugen die
immer schnelleren Boote von den technischen Entwicklungssprüngen im
Segelsport.
Die Route du Rhum, bei der mehr als 80 Prozent der Teilnehmer*innen aus
Frankreich kommen, wird dort in ihrer Bedeutung nur noch von der Vendée
Globe übertroffen. Deren nächste Ausgabe beginnt in zwei Jahren. Für viele
der Held*innen des vergangenen Rennens um die Welt ist das Rumrennen
jetzt wie bei Herrmann ein wichtiger Test ihrer Neubauten.
Denn Segeln ist ein Erfahrungssport, bei dem bewährte und gut eingestellte
Materialien oft erfolgreicher sind als zwar neue, aber noch nicht optimal
getrimmte Boote. Die haben zudem manchmal überraschende Kinderkrankheiten.
Auch sind die Segler*innen mit ihnen noch nicht richtig vertraut.
Herrmann spricht von einer Lernkurve und dass er mit seinem neuen Boot erst
„bei 40 Prozent“ sei. Im Vergleich mit einer nonstop Weltregatta ist das
Rennen über den Atlantik eher eine Kurzstrecke.
Direkt nach der Route du Rhum werden einige Boote, so auch Herrmanns
Malizia-Seaexplorer, wieder nach Europa gesegelt. Dort beginnt Mitte Januar
im spanischen Alicante das nächste Ocean Race, eine Mannschaftsregatta
(jetzt mit vier Segler*innen/Boot) in mehreren Etappen um die Welt plus
einem On-Board-Video- und Social-Media-Journalisten. Er soll ständig für
Bilder und Berichte und so für die mediale Vermarktung sorgen, die das
Event für die heute unerlässlichen Sponsoren interessant macht.
Jetzt müssen die Soloskipper die Bilder von Bord zum Großteil selbst
machen, wie es Herrmann bisher meisterlich verstand. Ihn und die
französischen Supersegelstars, die sich zum Teil mit der Eigenwerbung
schwer tun, dürfte in dieser Hinsicht aber [6][der einarmige Chinese
Jingkun Xu] in den Schatten stellen. Der 33-jährige gilt mangels
Hochseeerfahrung bei der Regatta als chancenlos. Doch hat er auf einer
chinesischen Plattform laut segelreporter.com 130 Millionen Follower.
5 Nov 2022
## LINKS
[1] /Ratgeber-fuers-Segeln/!5743910
[2] /Vendee-Globe-als-Massenevent/!5748069
[3] https://segelreporter.com/regatta/route-du-rhum-rekord-event-138-teilnehmer…
[4] /Soloregatta-Vendee-Globe/!5738881
[5] https://segelreporter.com/panorama/zum-tod-von-mike-birch-98-sekunden-siege…
[6] https://segelreporter.com/regatta/erster-chinese-bei-der-route-du-rhum-jing…
## AUTOREN
Sven Hansen
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