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# taz.de -- Segelregatta „Ocean Race“: Rennen mit Verletzungsgefahr
> Beim "Ocean Race" liefern sich die drei besten Boote ein enges Rennen.
> Zwei Mastbrüche zeigen auch, dass mit den größeren Crews härter gesegelt
> wird.
Bild: Gewaltige Belastungen für die Crew: das US-Team 11th Hour Racing beim Oc…
Am Samstag hat das Boot Guyot Environment – Team Europe fünfeinhalb Tage
nach seinem Mastbruch im Nordatlantik Halifax an Kanadas Ostküste erreicht.
Auf der Rennyacht war im Sturm 600 Seemeilen vor dem vorgesehenen
Zwischenstopp in Newport (USA) nur noch ein Maststummel stehen geblieben.
Daraus bastelte die Crew um den französischen Skipper Benjamin Dutreux und
den Berliner Co-Skipper Robert Stanjek ein Notrigg. Damit wurden immerhin
noch 5,5 Knoten Geschwindigkeit erreicht, das Tempo einer kleinen
Fahrtenyacht.
Bis Montag will das Team entscheiden, ob es weiter teilnimmt. Die Chancen
sind gering. Die Crew hatte bereits die an Australien entlangführende
längste Etappe von Südafrika nach Brasilien wegen eines Schadens im Rumpf
aufgeben müssen. Jetzt müssten unter extremem Zeitdruck Mast und auch neue
Segel gefertigt werden, was logistisch kaum zu schaffen ist.
Zugelassen ist in dieser Imoca-Bootsklasse nur ein Einheitsmast. Doch der
einzig noch existierende Ersatzmast wird bereits von dem Schweizer Boot PRB
Holcim unter Skipper Kevin Escoffier beansprucht und ist auf dem Weg nach
Newport. Dort wird am 21. Mai die Etappe der Atlantiküberquerung gestartet.
PRB Holcim dürfte den Mast noch in letzter Minute montiert bekommen. Das
Team hatte Glück im Unglück, als der bisherige Mast schon kurz nach dem
letzten Stopp im brasilianischen Itaquí brach und damit früh genug, um den
Ersatz zu organisieren.
Bei dem Mastbruch hatte PRB Holcim geführt. Skipper Escoffier, dessen Boot
schon bei der letzten Nonstop-Soloregatta um die Welt (Vendée Globe)
auseinandergebrochen und innerhalb weniger Minuten gesunken war, nahm den
Mastbruch mit der Bemerkung „So ist das Leben“ erstaunlich gelassen zur
Kenntnis.
## Diskussion über Einheitsmasten
Er führt mit seinem Team auch jetzt noch das am 15. Januar in Alicante
gestartete 14. Ocean Race an. Doch konnten das deutsche Boot Malizia
Seaexplorer [1][des Hamburger Skippers Boris Herrman] und das US-Team von
11th Hour Racing mit Skipper Charlie Enright jetzt bis auf einen Punkt
aufschließen. Damit liegen nach vier Fünfteln der Gesamtstrecke die ersten
drei Teams wieder fast so dicht zusammen, als wären sie noch nicht
gestartet. Das Rennen leidet allerdings unter dem Negativrekord von nur
fünf teilnehmenden Booten.
[2][Zwar ist ein Mastbruch auf Segelyachten nicht ungewöhnlich], doch haben
die in der Imoca-Klasse aus Kostengründen eingeführten Einheitsmasten jetzt
in der Segelszene Diskussionen über ihre Stabilität ausgelöst. Als die
Masten vor Jahren konstruiert wurden, wurden die Imoca nur einhand, also
nur von einer Person, gesegelt und hatten kaum Tragflächen, sogenannte
Foils.
Doch jetzt segeln vier Personen (davon mindestens eine Frau. Hinzu kommt
noch ein Videoreporter, der aber nicht ins Segelgeschehen eingreifen darf).
Mit größeren Crews werden Boote härter gesegelt und erreichen mit Foils,
welche den Rumpf aus dem Wasser heben, höhere Geschwindigkeiten. Werden die
Rennmaschinen dann etwa abrupt abgebremst, wenn sie in eine Welle krachen,
müssen die Masten extreme Kräfte aushalten.
## Hoch erfreut über Etappensieg
Extrem spannend waren bisher die Zweikämpfe, wie sie auch jetzt wieder kurz
vor dem Zwischenziel Newport stattfanden. Per Satellitentracker im Internet
konnten die weltweiten Zuschauer verfolgen, wie die Führung zwischen
Malizia und 11th Hour Racing 17-mal wechselte, bevor das US-Team mit nur 10
Seemeilen Vorsprung gewann. Schon am Ende der vorigen
12.750-Seemeilen-Etappe hatte es einen ähnlichen Zweikampf zwischen Malizia
und PRB Holcim gegeben. Herrmann war hoch erfreut über seinen Etappensieg
mit dem neuen Boot, das insbesondere für die harten Konditionen im
südlichen Ozean konstruiert worden war.
Die Skipper nutzen das Ocean Race als Test [3][für die Vendée Globe.]
Herrmann fuhr allerdings jetzt schon die zweite Etappe nicht selbst mit.
Die erste Pause hatte er wegen einer Verletzung machen müssen. Die Rennen
sind in dem lauten und immer wieder unerwartete und harte Bewegungen
machenden Rumpf extrem stressig und den Seglerinnen und Seglern droht
Verletzungsgefahr. So war etwa Hermanns niederländische Teamkollegin
Rosaline Kuiper schlafend aus ihrer Koje katapultiert worden. Eine
Gehirnerschütterung samt Platzwunde waren die Folge, die ärztlich
verordnete Ruhe konnte sie nicht einhalten. Bei den späteren Mastbrüchen
der anderen Teams wurde zum Glück niemand verletzt.
15 May 2023
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## AUTOREN
Sven Hansen
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