Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Rekord beim Segelsport: In Bestzeit um die Welt gerast
> Der Franzose Charlie Dalin gewinnt die legendäre
> Solo-Weltumsegelungsregatta Vendée Globe und ist neun Tage schneller als
> der bisherige Rekordhalter.
Bild: Lichtgestalt im Segelsport: Charlie Dalin feiert seinen bemerkenswerten E…
Bei Sonnenaufgang hat am Dienstag der Hochseesegler Charlie Dalin um 8.24
Uhr vor einem rot gefärbten Himmel bei nur leichtem Wind die Ziellinie vor
der westfranzösischen Stadt Les Sables d’Olonne überquert. Hier war er mit
33 anderen Solo-Skippern und 6 Skipperinnen vor 64 Tagen, 19 Stunden und 23
zur Nonstop-Weltumsegelungsregatta Vendée Globe gestartet. Damit unterbot
der 40-Jährige nach 27.668 Seemeilen bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit
von 17,79 Knoten die bisherige Rekordzeit um mehr als 9 Tage. „Ich bin
heute der glücklichste Mann der Welt“, sagte Dalin.
Empfangen von einer Motorbootflotte und einem Hubschrauber erlebte Dalin
eine weitere Genugtuung. [1][Denn schon bei der letzten Vendée Globe war er
als Erster im Ziel.] Doch musste er den Sieg einem anderen überlassen, der
für eine Rettungsaktion einen Zeitbonus erhalten und sich damit vor ihn
geschoben hatte. Dalin soll später nächtelang gegrübelt haben, wo er die
fehlenden Minuten verloren habe.
Jetzt musste Dalin noch bis Mittag warten, um in den Hafen einzulaufen.
Dies ist den 4,5 Meter tiefen Imoca-Jachten dort nur bei Flut möglich.
Dafür wurde Frankreichs neuer Segelheld live im TV übertragen, bei der
Fahrt durch den Kanal zum Hafen von einem Feuerwerk in den Farben der
Tricolore sowie von Zehntausenden Zuschauern gefeiert.
Der zum Favoritenkreis gezählte Dalin hatte 42 Tage lang das Feld
angeführt, seit dem 30. Dezember ununterbrochen. Kap Hoorn hatte er als
Zweiter umrundet – neun Minuten nach Yoann Richomme. Der 41-jährige
Franzose, der anders als Dalin das erste Mal an dieser als Mount Everest
der Meere bezeichneten Extremregatta teilgenommen hat, hatte ihm im
Atlantik einen langen Zweikampf geliefert. Am Dienstag bedankte sich Dalin
bei Richomme, dass der ihn mit seinen Attacken „gepusht“ und so zu seiner
guten Leistung beigetragen habe.
## 120 Seemeilen Rückstand
Richomme lag bei Dalins Zieleinlauf noch 120 Seemeilen zurück und wurde am
Abend in Les Sables d’Olonne erwartet. Er hatte schon vor Tagen, als es
wegen technischer Probleme unwahrscheinlicher wurde, dass er Dalin noch
überholen könne, erklärt, dass er ihm den Sieg gönnen würde. Für Richomme
ist der zweite Platz sensationell.
An dritter Stelle liegt der Franzose Sébastien Simon. Er liegt 680 Meilen
hinter Richomme, aber 1.900 Meilen vor einer Verfolgergruppe aus sechs
Booten, [2][darunter der Deutsche Boris Herrmann.] Der überquerte am
Dienstag den Äquator, fiel aber auf Platz 10 zurück. Er wird zwischen dem
23. und 25. Januar im Ziel erwartet und mit Glück noch Rang 7 schaffen
können. Er hatte mehrfach technische Probleme wie ein Blitzeinschlag oder
eine gebrochene Aufhängung eines Vorsegels und musste zwei Mal beidrehen
und in den Mast klettern. Dabei fiel er jeweils zurück.
Interessant sind Gemeinsamkeiten und Unterschiede von Dalin und Richomme.
Während Letzterer wie unter Seglern verbreitet über den Vater zum Segeln
kam, entdeckte Dalin den Wassersport erst in einem Ferienkurs. An der
britischen Uni Southampton wurden Dalin und Richomme dann Kommilitonen beim
Studium der Schiffs- und [3][Jachtkonstruktion].
## Unterschiedliche Konzepte
Doch unterscheiden sich ihre Boote erheblich. Dalins von einem
Versicherungskonzern gesponserte Jacht hat gute Leicht- und
Amwindeigenschaften und hebt sich früher auf die Foils genannten
Tragflächen. Richommes Jacht hat dagegen Vorteile bei starkem und
achterlichem Wind. Dass sie am gleichen Tag im Ziel einlaufen, relativiert
die Unterschiede und betont die guten Leistungen der Skipper.
Doch hatte Dalin auch etwas Glück. So konnte er sich einmal von seinen
Verfolgern lösen, als er auf der Vorderseite eines Tiefdruckgebietes noch
bei niedrigen Wellen und auffrischendem Wind beschleunigen konnte, während
die hinter ihnen liegende Konkurrenz bei dann höheren Wellen und Starkwind
abbremsen und dem Sturm ausweichen mussten.
Dalins Sieg beruht auch darauf, dass sein Boot bis auf ein einmaliges
Vorsegelproblem unbeschadet blieb. Er und sein Team hatten es optimal
vorbereitet und er dann sein Material stets im Griff. Bisher mussten sechs
Boote aufgeben.
14 Jan 2025
## LINKS
[1] /Weltumsegelungsregatta-Vendee-Globe/!5747918
[2] /Vendee-Globe-als-Massenevent/!5748069
[3] /Regatta-der-Hightech-Yachten/!6038304
## AUTOREN
Sven Hansen
## TAGS
Segeln
Schwerpunkt Frankreich
Rekord
Segeln
Segeln
Segeln
Segeln
## ARTIKEL ZUM THEMA
Solo-Weltumsegelungsregatta Vendée Globe: Erschöpfender Kampf
Der deutsche Regattasegler Boris Herrmann erreicht 15 Tage und 15 Stunden
nach dem Sieger Charlie Dalin als Zwölfter das Ziel. Nun ist er enttäuscht
und erschöpft.
Regatta Vendée Globe: Das Mädchen und der König
Bei der härtesten Regatta der Welt sind Violette Dorange und Jean Le Cam
jüngste und älteste im Feld. Sie sind chancenlos, doch in Frankreich Stars.
Weltumsegelungs-Regatta: Die Stars der Meere
Die Vendée Globe startet: 34 Männer und 6 Frauen segeln nonstop solo um den
Globus. Boris Herrmann und Isabelle Joschke sind zum zweiten Mal dabei.
Segelregatta „Ocean Race“: Rennen mit Verletzungsgefahr
Beim "Ocean Race" liefern sich die drei besten Boote ein enges Rennen. Zwei
Mastbrüche zeigen auch, dass mit den größeren Crews härter gesegelt wird.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.