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# taz.de -- Protesttermine in Berlin: Kein Frieden der Profitgier
> Vor einem Jahr wurde der Köpi-Wagenplatz in Berlin-Mitte geräumt. Heute
> steht die Brache immer noch leer und die Wut auf Spekulant:innen
> bleibt.
Bild: Trotz seiner Räumung, ist der ehemalige Wagenplatz noch sehr präsent
Vor einem Jahr blieben noch wenige Tage, dann sollte der linksalternative
Köpi-Wagenplatz in der namensgebenden Köpenicker Straße in Berlin-Mitte
nach über 30 Jahren geräumt werden. Lange war nicht klar, wann genau. Nach
einem für den Eigentümer erfolgreichen Gerichtsurteil im Juni war gewiss:
Der Köpi-Wagenplatz sollte am 15. Oktober weichen. Der „Tag X“ war gesetzt;
überall in der Stadt riefen Plakate und Flyer dazu auf, die bevorstehende
Räumung zu verhindern.
Obwohl kurz zuvor ein Gutachten bestätigte, dass der Eigentümer – offiziell
die Startezia GmbH, hinter der die Berliner Immobiliengruppe Sanus AG steht
– für den Prozess die Unterschrift einer Prozessvollmacht gefälscht hatte,
[1][wurde schließlich geräumt].
Leicht hatten es die Einsatzkräfte der Polizei vor Ort wahrlich nicht: Es
dauerte mehrere Stunden, bis die letzten Personen aus den Bäumen hinter den
Barrikaden geholt werden konnten. Vor den Augen der versammelten Presse,
nebst Kundgebung und Unterstützer:innen des Platzes. Am gleichen Abend
gingen [2][viele Tausend Menschen gemeinsam für den Köpi-Platz] und das
zuvor ebenfalls geräumte queerfeministische Hausprojekt Liebig34 auf die
Straße.
Die Ereignisse jähren sich dieses Jahr nun also erstmals. Das Kalkül hinter
dem Vorgehen des Eigentümers und die Wut über den Verlust eines wichtigen
Freiraums sind unverändert, ebenso die Trauer um den verlorenen Wagenplatz,
auf dem einst Menschen lebten, die ihr gemeinsames Zuhause für eine bis
heute leerstehende Brache mit ausgelaufener Baugenehmigung gewaltsam
verlassen mussten.
Ein halbes Jahr nach der Räumung [3][besetzten Aktivist:innen
kurzzeitig die Brache] und forderten den Platz zurück. Auch wenn sie nach
wenigen Stunden abermals geräumt worden sind, war die Botschaft klar: „Der
Wagenplatz der Köpi wird nicht in Frieden ruhen!“ Das gilt auch nach einem
Jahr und für immer.
## Fette Profite mit der Armut
Die Räumung des Köpi Wagenplatzes zeigt, was passiert, wenn die Stadt der
Willkür von Spekulant:innen und Investor:innen überlassen wird. Ein
Lichtblick bietet hingegen der Volksentscheid Deutsche Wohnen & Co.
enteignen, der immer noch auf seine Umsetzung wartet. Um weiter Druck zu
machen, veranstaltet die Ortsgruppe Tempelhof-Schöneberg eine
[4][stadtpolitische Fahrraddemo unter dem Motto „Pedale gegen Profite“].
Die Tour führt vorbei an Orten und Menschen, deren Existenzen ebenfalls von
der Verwertungsmaschinerie des Finanzkapitals bedroht sind. (Samstag, 15.
Oktober, 13 Uhr, Zwölf-Apostel-Kirche)
In die Offensive gehen heißt es auch angesichts der steigenden
Lebensmittel-, Gas- und Energiekosten. Derzeit droht das Thema von Rechts
vereinnahmt zu werden – wie die AfD-Großdemo am vergangenen Wochenende
gezeigt hat. Die vom deutschen Jacobin-Ableger initiierte Kampagne „Genug
ist Genug“ will daher linken Sozialprotest endlich massentauglich machen.
Am Donnerstag wird in Berlin im Oyoun eine erste [5][Rally] stattfinden,
die den Auftakt für weitere Aktionen bilden soll. (Donnerstag, 13. Oktober,
13 Uhr, Lucy-Lameck-Straße 32).
## Mit Schuldenerlass gegen die Klimakrise
Die Krisen des Kapitalismus, die sich in Verdrängung und steigenden Preisen
zeigen, beschränken sich leider nicht auf Berlin, sondern sind globale
Phänomene. Das gilt auch für den Klimawandel, der vor allem Länder des
globalen Südens ungleich betrifft. Hinzu kommt, dass viele Länder aufgrund
einer erdrückenden Schuldenlast kaum dazu in der Lage sind, angemessen auf
die Klimakrise zu reagieren. Der Schuldenberg ist kein Zufall, sondern ein
mächtiges Instrument des globalen Nordens, koloniale Abhängigkeiten
aufrechtzuerhalten.
Im Rahmen der Kampagne „[6][Debt for Climate“] gibt es am Sonntag eine
Kundgebung vor dem Finanzministerium, auf der ein umfassender Erlass der
Schulden des globalen Südens gefordert wird. Am Abend wird es zu demselben
Thema im New Yorck im Bethanien einen Workshop mit dem burkinischen
Aktivisten Ousmane Miphal Lankoande geben. (Sonntag, 16. Oktober.
Kundgebung: 13-16 Uhr, Leipziger Straße 124, Workshop: 19:30 Uhr,
Mariannenplatz 2a)
12 Oct 2022
## LINKS
[1] /Raeumung-des-Koepi-Wagenplatzes-in-Berlin/!5808168
[2] /Raeumung-des-Koepi-Wagenplatzes-in-Berlin/!5808274
[3] /Wiederbesetzung-des-Koepi-Wagenplatzes-in-Berlin/!5849379
[4] https://www.dwenteignen.de/2022/09/pedale-gegen-profite/?fbclid=IwAR0qNCUCE…
[5] http://www.wirsagengenug.de/rally
[6] https://debtforclimate.org/
## AUTOREN
Desiree Fischbach
## TAGS
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Stadtpolitik
Enteignung
Schwerpunkt Gentrifizierung in Berlin
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