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# taz.de -- Coronazahlen vom 11. Oktober 2022: Rekord bei Krankenhausbelastung
> Die Hospitalisierungsrate springt auf einen neuen Höchststand. Das größte
> Problem der Kliniken ist das durch die Herbstwelle ausfallende Personal.
Berlin taz | Die Coronazahlen vom Dienstag springen dermaßen in die Höhe,
dass man sie mit Vorsicht interpretieren muss. Wochenvergleiche sind durch
den Feiertag am 3. Oktober verzerrt. Klar ist: Die Hospitalisierungsrate
erreicht einen neuen Rekord, und das größte Problem in den Kliniken ist
durch Krankheit ausfallendes Personal.
Der Tageswert von 172.536 neu registrierten Corona-Infektionen ist der
höchste seit 21. April. Allerdings fällt er dienstags wegen der
Nachmeldungen vom Wochenende stets extrem hoch aus.
Der 7-Tage-Mittelwert der Corona-Neuinfektionen steigt um 24.648 auf
104.991. Er liegt damit erstmal seit Ende April wieder über 100.000 und
somit auch höher als alle in der Sommerwelle registrierten Werte.
Der 7-Tage-Mittelwert liegt am Dienstag 113 Prozent höher als vor einer
Woche. Aber, Achtung! Dieser Vergleich ist durch Ausfall der Daten am 3.
Oktober extrem nach oben verzerrt und damit nicht aussagekräftig.
Solche extremen Sprünge wurden bisher nur einmal rund um Ostern beobachtet,
als die Daten ebenfalls durch Meldeverzögerungen an den Feiertagen extrem
verzerrt waren.
Realistisch geschätzt, dürfte der Wochenzuwachs allenfalls halb so hoch
liegen. Da wären aber auch noch 40 bis 50 Prozent, also sehr viel. Fazit:
Die Herbstwelle steigt gerade enorm an, wie enorm genau, ist aber
unbekannt.
Auch die Hospitalisierungsrate hilft da nur bedingt weiter. Sie springt
laut Berechnungen des RKI am Dienstag auf 12,39. Das ist ein weiterer
Rekord in der Pandemie. Ein Wochenvergleich verbietet sich wegen der
Feiertagsverzerrung auch hier.
Aber Vergleiche mit älteren Zahlen sind erlaubt. Sie zeigen die aktuelle
Dynamik. Die Hospitalisierungsrate hat sich binnen drei Wochen
verdreieinhalbfacht. Der aktuelle Wert legt bereits 54 Prozent höher als
der vor der Herbstwelle beobachtete Pandemiehöchststand.
Inklusive der erwartbaren Nachmeldungen dürfte die Hospitalisierungsrate
bereits deutlich über 20 liegen. Auch das übertrifft logischerweise alles
bisher Beobachtete.
Weiter deutlich gestiegen ist auch die Zahl der Covid-19-Patient:innen auf
Intensivstationen. Dort werden – Stand Montag – 1.604 Menschen behandelt,
53 Prozent mehr als vor 1 Woche. Heute wird die Herbstwelle auch hier den
Höchststand der Sommerwelle wohl übertreffen.
Deutlich gestiegen ist auch der 7-Tage-Mittelwert der Neuaufnahmen von
Covid-19-Patient:innen auf Intensivstationen. Er liegt – Stand Montag – bei
221, das sind 58 Prozent mehr als vor 1 Woche. Innerhalb von 3 Wochen hat
er sich verzweieinhalbfacht.
Nun stellt sich die Frage, wie dramatisch die Lage aktuell ist. Zu Recht
wird aktuell häufig die Frage gestellt, ob nicht auch auf den
Intensivstationen mittlerweile vor allem Patient:innen nur „mit“, nicht
„wegen“ Corona behandelt werden? Doch so einfach ist es nicht.
Ein Blick auf die Kurve mit den Intensivpatient:innen im gesamten
Pandemieverlauf zeigt, dass die Intensivstationen aktuell bei weitem noch
nicht so stark durch Covid-19-Patient:innen belastet sind wie bei
vorherigen Wellen.
Expert:innen wie der wissenschaftliche Leiter [1][des
Divi-Intensivregisters], Christian Karagiannidis, weisen darauf hin, dass
die Zahl der Intensivpatient:innen aktuell noch im Rahmen liege.
Wichtig aber auch: auf Intensivstationen spiele die Frage „mit“ oder
„wegen“ keine Rolle, da der Aufwand für die notwendige Isolation gleich
bleibe.
Das größte Problem sei der hohe und steigende Krankenstand beim
Klinikpersonal. Wenn durch die Herbstwelle viele Pfleger:innen
ausfallen, sinkt die Zahl der freien Betten enorm. [2][In München schlägt
der Betriebsrat bereits Alarm].
Der Tageswert von 185 neu registrierten Covid-19-Todesfällen lässt den
7-Tage-Mittelwert auf 93,7 springen. Das sind immense 34 Prozent mehr als
vor einer Woche. Das deutet auf Verzerrung durch Nachmeldungen hin. Dennoch
dürfte hier auch der leider erwartbare Anstieg sichtbar werden.
Zum Schluss eine gute Nachricht. Die Zahl der Impfungen ist etwas
gestiegen. Hier liegt der 7-Tage-Mittelwert jetzt bei 59.000, das sind gut
50 Prozent mehr als vor 2 Wochen. Und hier ist der Anstieg ja positiv.
Der Anstieg bei den Corona-Impfungen kommt weiterhin fast ausschließlich
durch zweite Booster zustande. Die Viertimpfungen machen aktuell fast 90
Prozent aller Impfungen aus.
Ganz zum Schluss noch ein Blick über die Grenzen: Vielfach wird ja geklagt,
dass die Pandemie nur noch in Deutschland ein Thema sei, andere Länder das
lockerer sehen, zum Beispiel Spanien, wo praktisch gar nicht getestet wird.
In Deutschland liegt die Inzidenz der bekannt gewordenen Corona-Infektionen
laut dem [3][Statistikportal OurWorldInData] rund [4][17 mal so hoch wie in
Spanien]. Vorbei ist die Pandemie dort dennoch nicht. Es werden sogar etwas
mehr Todesfälle je Einwohner:in gezählt als hierzulande.
Der Autor [5][analysiert auf Twitter] seit August 2021 die jeweils
aktuellen Corona-Zahlen. Die Threads werden hier auf taz.de übernommen.
11 Oct 2022
## LINKS
[1] https://www.intensivregister.de/#/ind
[2] https://www.sueddeutsche.de/muenchen/muenchen-krankenhaeuser-notfallzentren…
[3] https://ourworldindata.org/covid-cases
[4] https://ourworldindata.org/explorers/coronavirus-data-explorer?zoomToSelect…
[5] https://twitter.com/gereonas
## AUTOREN
Gereon Asmuth
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