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# taz.de -- Stiftung Warentest zu Heizlüftern: Teure Wärme aus der Steckdose
> Wegen der hohen Preise sind Alternativen zur Gasheizung gefragt.
> Radiatoren sind laut Stiftung Warentest ineffizient und gefährden ein
> stabiles Stromnetz.
Bild: Sieht gut aus, ist grün, verbraucht aber viel Strom
Berlin taz | Die Aussicht auf einen kalten und teuren Winter bringt viele
Haushalte auf Trab. Gesucht sind Alternativen zur teuren Gasheizung. Dazu
trägt auch die Furcht vor Versorgungsengpässen beim Gas bei. So ist der
Boom bei elektrischen Heizgeräten auch zu erklären. Bis zum Sommer wurden
rund 600.000 Heizlüfter und Radiatoren verkauft. Hier und dort waren sie
gar nicht mehr vorrätig.
Nun hat die Stiftung Warentest die verschiedenen Möglichkeiten, mit Strom
zu heizen, untersucht. Die von einem test-Team ermittelten und auf test.de
erschienenen Ergebnisse sind eindeutig. Elektrische Heizungen sind teuer
und am Ende womöglich gar nicht so sicher wie geglaubt. Denn der plötzliche
Betrieb vieler Radiatoren auf einmal könnte die Stabilität des Stromnetzes
gefährden.
„Strom statt Gas, teurer Spaß“, lautet das Fazit der Verbraucherschützer.
Fünf Varianten der elektrisch erzeugten Wärme haben sie anhand des
Verbrauchs an einem Modell-Fernsehabend untersucht. Vier Stunden sollte die
Heizung laufen, dabei 2.000 Watt benötigen. Die 30 Quadratmeter große Stube
wird von 16 auf 20 Grad erwärmt.
„Vorn liegen die [1][Heizdecken]“, stellen die Autoren fest. Ein Haushalt
mit zwei Personen kommt über die sechs kalten Monate mit zusätzlichen
Kosten von 50 Euro weg, wenn sich beide abends nur in die Kuscheldecke mit
Stromanschluss hüllen. Pro Stunde und Decke liegen die Kosten bei drei
Cent. Statt die Luft des gesamten Raumes zu erwärmen, heizen die Decken nur
die Personen. Warm wird es nur, solange man in die Decke eingewickelt ist.
Dafür sind auch die Anschaffungskosten mit rund 50 Euro vergleichsweise
niedrig.
## Heizlüfter preisgünstig, aber hoher Verbrauch
Der Sieger in der Sparte Effizienz überrascht. Es ist die Klimaanlage. Sie
arbeitet mit einer [2][Wärmepumpe]. Mit einem Kilowatt Strom lassen sich
mit einer Klimaanlage mehrere Kilowatt Wärme ins Zimmer holen. Doch das hat
nicht nur einen finanziell hohen Preis. Die Anlagen sind teuer und
wartungsintensiv.
Außerdem verursachen sie einen Luftzug und ein Betriebsgeräusch. Als
Kaufpreise hat das test-Team zwischen 1.000 und 2.000 Euro ermittelt. Dazu
kommen Installationskosten von 1.300 Euro. Die laufenden Kosten werden auf
20 Cent pro Stunde beziffert.
Preisgünstig in der Anschaffung sind dagegen Heizlüfter, die man etwa ab 50
Euro kaufen kann. Doch bei einem Verbrauch von 2.000 Watt entstehen Kosten
von 70 Cent in der Stunde – der Betrieb ist damit enorm teuer. Auch sollten
sie nicht dauerhaft eingeschaltet bleiben, da die Geräte überhitzen können.
Weit verbreitet sind auch Radiatoren. „Stromfresser de Luxe“ nennen die
Verbraucherschützer die schweren Heizkörper. Im Geschäft werden sie ab
einem Preis von rund 80 Euro angeboten. Doch mit 70 Cent pro Stunde ist die
elektrisch erzeugte Wärme hier auch sehr kostspielig. Über die gesamte
Winterperiode summieren sich die Kosten auf fast 500 Euro.
## Bügeleisen, Backöfen und Kochplatten nicht geeignet
Schließlich hat sich das test-Team auch Infrarotheizungen angeschaut. Die
Anschaffung ist mit Kosten von 100 Euro und mehr vergleichsweise teuer.
Dafür kostet der Betrieb mit 34 Cent pro Stunde weniger als beim Radiator.
Doch die Platten wirken nur, wenn eine Person direkt angestrahlt wird. Es
müssen also eventuell zwei oder mehr Infrarotheizungen installiert werden.
Vor anderen Wärmequellen warnen die Tester. Weder Bügeleisen, noch Backöfen
oder Kochplatten sind zum Heizen geeignet. Gefährlich wird es, wenn in der
Wohnung der Holzkohlegrill angezündet wird. Dabei entsteht giftiges
Kohlenmonoxid. Im schlimmsten Fall kann dies tödlich enden. Gewarnt wird
auch von Gasheizpilzen oder Campingkochern.
Den Verantwortlichen für eine stabile Stromversorgung treibt der Boom bei
elektrischen Heizungen Sorgenfalten auf die Stirn. Das Netz ist auf einen
durchschnittlichen Verbrauch in den Wohnungen ausgerichtet. „In der Regel
können in Wohngebieten alle Haushalte gleichzeitig je 800 Watt
verbrauchen“, erklären die Experten der Stiftung Warentest.
Ein Radiator oder ein Heizlüfter ziehen aber schon mal 2.000 Watt Leistung
aus dem Netz. Schalten die Verbraucher viele davon an, kann das Netz
überlasten und der Strom zeitweise ausfallen. Dann bliebe es in der Wohnung
nicht nur kalt, es funktionierten auch alle anderen strombetriebenen Geräte
nicht mehr.
5 Oct 2022
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## AUTOREN
Wolfgang Mulke
## TAGS
Energiekrise
Schwerpunkt Klimawandel
Stiftung Warentest
Heizung
Grünes Wachstum
Klimaneutralität
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Energiekrise
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