# taz.de -- CDU-Parteitag: Merz und die liberale CDU | |
> Der CDU-Chef hat seine Ziele beim Parteitag durchgesetzt. Und damit die | |
> Junge Union wie viele seiner politischen Anhänger vor den Kopf gestoßen. | |
Bild: Ein Herz und eine Seele – Friedrich Merz und Markus Söder auf dem CDU-… | |
Friedrich Merz geht gestärkt aus dem Parteitag der CDU hervor. Sein | |
Eintreten für die Einführung einer Frauenquote, die in der CDU stark | |
umstritten ist, war nicht ohne Risiko. Zwar konnte er auf die DNA der CDU | |
setzen, die höchst selten gegen Vorschläge von oben aufbegehrt – zumal nach | |
jahrelangen Querelen niemand den neuen Vorsitzenden demontieren will. Aber | |
sicher sein konnte Merz eben nicht. Die Partei ist ihm mit klarer Mehrheit | |
gefolgt. | |
Die CDU holt damit zögernd und zaudernd – [1][die Quote wird schrittweise | |
eingeführt] und ist auf fünf Jahre begrenzt – eine Modernisierung nach, die | |
dringend notwendig ist. Verbessert die Partei ihr Verhältnis zu den Frauen | |
nicht, wird es schwer mit der Rückkehr an die Macht. Zudem hat die Mehrheit | |
des Parteitags verhindert, dass der Begriff „Gleichstellung“ aus der | |
Grundwertecharta gestrichen wird. Für die Streichung hatten sich jene | |
starkgemacht, die überall linke Identitätspolitik wittern. | |
Bei den parteiintern wichtigen und umstrittenen Entscheidungen hat sich der | |
eher liberale Teil der CDU durchgesetzt – ausgerechnet unter Merz. Die | |
ebenfalls umstrittene Entscheidung, ein [2][soziales Pflichtjahr] zu | |
fordern, wurde quer zu diesen Lagern gefällt – allein die Junge Union, die | |
davor eindringlich gewarnt hatte, stand dreimal auf der Verliererseite. | |
Ist damit klar, dass Merz die CDU in der Mitte halten wird? Mitnichten. | |
Merz will vor allem zurück an die Macht, er will Kanzler werden. Die | |
Frauenquote ist für ihn ein Instrument, das helfen soll, ihn ins Kanzleramt | |
zu befördern. Dafür muss er zudem die Partei beieinander halten. Das | |
konservative Lager, darunter die eigentlich überzeugten Merz-Fans aus | |
Mittelstandsvereinigung und Junger Union, sind mit dem Ausgang des | |
Parteitags höchst unzufrieden. | |
Dort grummelt es. [3][Merz hat versucht, ihr geschundenes Herz mit | |
Stammtischparolen zu wärmen]: mit billigen Angriffen auf die Grünen etwa | |
und Attacken gegen das Gendern und den öffentlich-rechtlichen Rundfunk, die | |
man auch bei der AfD hören kann. Markus Söder hat dies in seinem Grußwort | |
noch einmal getoppt. Doch mit Rhetorik werden sich die Konservativen nicht | |
abspeisen lassen. Merz wird ihnen etwas bieten müssen. Wohin die CDU | |
steuert, ist deshalb noch nicht entschieden. | |
11 Sep 2022 | |
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[2] https://rp-online.de/politik/deutschland/cdu-will-soziales-pflichtjahr-fuer… | |
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## AUTOREN | |
Sabine am Orde | |
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aber die soll befristet bleiben. Jetzt muss noch der Parteitag zustimmen. |