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# taz.de -- Coronazahlen steigen wieder: Die siebte Frustwelle
> Die Coronazahlen steigen wieder steil. Lust, sich damit
> auseinanderzusetzen, hat kaum jemand. Dabei wären Antworten überfällig.
Bild: Den Liebsten bitte ein Lebkuchenherz von der Wiesn mitbringen – keine I…
Es ist deprimierend. Nicht nur der [1][Angriffskrieg in der Ukraine] und
die damit einhergehende [2][Energiekrise] schlagen aufs Gemüt. Nun meldet
sich auch noch Corona zurück. Und das mit ganzem Elan. Am Mittwoch meldete
das Robert Koch-Institut erstmals seit zwei Monaten wieder [3][eine fast
sechsstellige Zahl von Infektionen] binnen 24 Stunden. Sie ist damit
[4][innerhalb einer Woche um mehr als 40 Prozent gestiegen]. Und man muss
davon ausgehen, dass die reale Zahl noch deutlich höher liegt, weil sehr
viele Menschen sich anders als noch im Frühjahr gar nicht mehr offiziell
testen lassen.
Darauf deutet auch der Anstieg der Hospitalisierungsrate hin. Die lag am
Mittwoch [5][sogar um 67 Prozent höher als vor einer Woche]. Ursprünglich
war dieser Indikator mal eingeführt worden, um die Belastung der
Krankenhäuser zu messen.
Mit der Vielzahl der Patient:innen, die seit der Omikron-Variante nur mit,
nicht wegen Corona in die Klinik kommen, hat sich das erledigt. Doch gerade
wegen der Menge der getesteten Patient:innen kann die
Hospitalisierungsrate als annähernd repräsentative Stichprobe der
Gesamtbevölkerung gelesen werden. Und damit heißt so ein enormer Anstieg:
Die 7. Welle ist da.
Dass im Herbst eine weitere Welle kommen würde, war erwartet worden. Dass
sie so schnell und so vehement gekommen ist, [6][überrascht aber selbst
Expert:innen].
Ein Faktor spielt dabei die Feststimmung im Land, die sich nach zwei Jahren
Pandemiefrust breit gemacht hat. In München, wo vor fast zwei Wochen das
Oktoberfest begann, hat sich die Infektionszahl in den letzten sieben Tagen
mehr als verdoppelt. Sie ist also deutlich schneller gestiegen als im
Bundesschnitt. Und auch in den beiden Landkreisen Weimarer Land ([7][neun
Tage Rummel]) und Schwäbisch Hall ([8][Fränkisches Volksfest in
Crailsheim]), in denen sich die Infektionszahl gar mehr als verdreifacht
hat, wurde zuletzt kräftig gefeiert.
Sind also nur die Volksfeste Schuld? Ganz so einfach ist es nicht. In
Hildburghausen, dem Landkreis mit dem aktuell dritthöchsten Anstieg,
beginnt [9][das Theresienfest] erst an diesem Donnerstag. Es muss also noch
andere Gründe geben.
Auch unabhängig von den Volksfesten ist die Zahl [10][der Kontakte in
Deutschland zuletzt wieder deutlich gestiegen]. Niemand hat mehr Lust, sich
mit Corona auseinanderzusetzen. Wer im Supermarkt noch eine Maske trägt,
wirkt fast schon wie ein Exot. In Bus und Bahn wird die eigentlich noch
geltende Maskenpflicht allenfalls halbwegs ernst genommen. Das ist gar
nicht mal Böswilligkeit, Leichtsinn oder gar Querdenkerirrsinn. Man
vergisst sie nur einfach gern mal. Die Maske. Das Denken an die Maske. Die
lästige Präsenz der Pandemie. Es ist verständlich.
Wer etwas über die Stimmung im Land wissen will, kann sich auf Twitter die
Kommentare [11][unter einem Tweet von Bundesgesundheitsminister Karl
Lauterbach] zur aktuellen Coronalage anschauen. Die einen beschimpfen ihn,
weil er nichts gegen die Herbstwelle tue. Die anderen verteufeln ihn, weil
er mit den wenigen noch geltenden Beschränkungen den Menschen die Freiheit
raube. Zwischen diesen beiden Extremen gibt es so gut wie nichts.
Nachdenkliches Abwägen, Zwischentöne gar sind selten. Und das liegt nicht
nur am Medium Twitter. Es liegt auch an einer wachsenden Ratlosigkeit.
Denn es ist ja unübersehbar, dass Corona – auch wegen der Impfungen –
längst nicht mehr so tödlich ist, wie noch in den ersten Wellen. Aktuell
werden pro 10.000 registrierten Infektionen rund 25 Todesfälle gezählt. Zu
Hochzeiten der Pandemie waren es 10- bis 20-mal so viele. Wenn man mit
einrechnet, dass die Dunkelziffer bei den Infektionen aktuell sehr groß
sein dürfte, bedeutet das nur, dass das Sterberisiko sogar noch viel
niedriger ist. Einerseits.
Andererseits sterben dennoch aktuell täglich rund 80 Menschen an den Folgen
einer Infektion. Im Herbst werden es noch deutlich mehr werden. 9.000 Opfer
zählte das RKI in den letzten drei Monaten. Am kommenden Wochenende wird
der 150.000 Tote seit Pandemiebeginn registriert werden. Hinzu kommen
Zehntausende, die an Long Covid oder gar Post Covid leiden. Es ist also
mehr als gesund, die Masken wieder rauszukramen und über eine weitere
Impfung nachzudenken.
Doch wie soll eine Gesellschaft eigentlich umgehen mit so einer Pandemie?
Wie soll sie die Risiken der einen gegen die Unbeschränktheit der anderen
abwägen? Auf diese großen Fragen gibt es auch nach zwei Jahren Streit und
Debatte noch keine befriedigenden Antworten. Dabei wären sie überfällig.
Denn so viel ist klar: Corona ist kein Ausnahmezustand mehr. Corona ist das
neue Normal, das einfach nicht mehr weggeht. Auch nicht nach der 7. Welle.
Es ist deprimierend.
28 Sep 2022
## LINKS
[1] /Schwerpunkt-Krieg-in-der-Ukraine/!t5008150
[2] /Energiekrise/!t5872932
[3] https://twitter.com/gereonas/status/1575027990290800640
[4] https://twitter.com/gereonas/status/1575028474011856896
[5] https://twitter.com/gereonas/status/1575029114708205568
[6] https://twitter.com/Celik_Chn/status/1575021619931512835
[7] https://www.weimarer-volksfeste.de/
[8] https://www.fraenkisches-volksfest-crailsheim.de/programm/volksfestprogramm/
[9] https://www.theresienfest.de/
[10] https://contactindex.netcheck.de/
[11] https://twitter.com/Karl_Lauterbach/status/1573588323112816641
## AUTOREN
Gereon Asmuth
## TAGS
Schwerpunkt Coronavirus
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