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# taz.de -- Lecks an Nord-Stream-Pipelines: Politik unter Hochdruck
> Ursache und Täterschaft nach den Gaslecks an den Pipelines Nord Stream 1
> und 2 bleiben unklar. Die Politik sorgt sich um die eigene Infrastruktur.
Bild: Umweltsauerei: Vor der dänischen Insel Bornholm strömt Gas aus den Pipe…
Berlin taz | Fieberhaft und mit größter Dringlichkeit bemühen sich
EU-Gremien und -Staaten um Aufklärung der mutmaßlichen Sabotage an den
beiden Pipelines Nordstream 1 und 2. [1][EU-Kommissionspräsidentin Ursula
von der Leyen] betonte, man brauche absolute Klarheit darüber, was
geschehen sei und warum: „Jegliche absichtliche Störung aktiver
europäischer Energieinfrastruktur ist inakzeptabel und wird zu der
stärkstmöglichen Antwort führen.“
Ähnlich äußerte sich der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell. „Störungen an
Nord Stream 1 und 2 sind kein Zufall und betreffen uns alle.“ Auch
Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg zeigte sich alarmiert. Bei einem
Treffen mit dem dänischen Verteidigungsminister Morten Bødskov wurde der
verstärkte Schutz kritischer Infrastruktur in allen Nato-Staaten
besprochen.
Wer von der mutmaßlichen Sabotage profitiert, ist unklar, für Täter oder
Auftraggeber gibt es derzeit keine Beweise – zumindest keine öffentlichen.
Sicher ist, dass Angriffe auf die kritische Infrastruktur Teil hybrider
Kriegsführung sind. Laut New York Times warnte der US-Geheimdienst CIA
bereits im Juni, dass die beiden Pipelines Ziel von künftigen Attacken sein
könnten. Der Hinweis blieb vage, ein möglicher Täter wurde nicht genannt.
Auch der Spiegel hatte darüber berichtet. Über den aktuellen Fall sagte
eine Sprecherin des Weißen Hauses, dass man nicht über die Ursache des
Lecks spekulieren werde. Sobald die Untersuchungen abgeschlossen seien, sei
man bereit, die Partner zu unterstützen. Bedeckt hält sich auch die
Bundesregierung: Man habe keine Anhaltspunkte für eine natürliche Ursache
des Druckabfalls, sagte Regierungssprecher Steffen Hebestreit in Berlin.
Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) machte immerhin
deutlich, dass der mutmaßliche Sabotageakt erneut vor Augen führe, dass man
auf kritische Infrastruktur angewiesen sei – auch unter Wasser. Die
Ereignisse rund um die Gaspipelines zeigten eindringlich, wie vulnerabel
und bedroht diese seien. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) will
Aufklärung.
„Wir gehen bereits seit Monaten von einer abstrakten Gefährdung der
Energieinfrastruktur aus.“ Die Gefährdungseinschätzung werde permanent an
die aktuelle Lage angepasst. Der Ministerin zufolge ist die Bundespolizei
mit ihren Schiffen 24 Stunden am Tag und 7 Tage die Woche auf Nord- und
Ostsee unterwegs. „Wir müssen uns auf Szenarien einstellen, die bis vor
Kurzem kaum denkbar waren“, so die Ministerin.
[2][Der Vorsitzende des Parlamentarischen Kontrollgremiums, Konstantin von
Notz (Grüne)], wies auf Twitter – wenn auch polemisch – auf die Fragilität
kritischer Infrastruktur hin: „Allen, denen heute erst auffällt, dass
Kabel, Leitungen und Röhren, die im Meer vor sich hin liegen, angreifbar,
schwer zu schützen und verletzlich sind, müssen während der Diskussionen
über Angriffe auf Glasfaserkabel 2013 bis 2017 tief geschlafen haben.“ So
wurden 2013 an der Nordküste Ägyptens Taucher erwischt, die Kabel
durchschnitten. Anderswo schalteten sich Staaten in Leitungsknoten ein, um
Daten abzugreifen.
28 Sep 2022
## LINKS
[1] /Erdgas-Pipelines-in-der-Ostsee/!5884661
[2] /Cyberangriffe-im-Ukraine-Krieg/!5837578
## AUTOREN
Tanja Tricarico
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