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# taz.de -- Leck am Atomkraftwerk Isar 2: Neubewertung der AKW-Reserve nötig
> Eine Leckage am Reaktor Isar 2 gilt nicht als Sicherheitsproblem.
> Trotzdem stört sie die Winterpläne der Bundesregierung.
Bild: Das Atomkraftwerk Isar 2 in Essenbach, Bayern
Freiburg taz | Die Kommunikationspolitik des AKW-Betreibers PreussenElektra
sorgt in Berliner Regierungskreisen für erheblichen Unmut. Das Unternehmen
hatte kürzlich die Atomaufsicht über eine „interne Ventil-Leckage“ in
seinem Reaktor Isar 2 informiert – obwohl die dem Betreiber schon lange
bekannt gewesen sein muss.
Brisant daran ist weniger die Existenz der Leckage. Es geht bei dieser
offenbar nicht um einen Defekt, sondern um die reguläre Abnutzung einer
Komponente, die bis zum gesetzlichen Atomausstieg am Jahresende
problemlos weitergenutzt werden kann. Deswegen teilt auch das
Bundesumweltministerium mit: „Eine Beeinträchtigung der Sicherheit besteht
nicht.“ Im Regelbetrieb hätte sich daher wohl niemand für das Ventil
interessiert.
Doch weil der Reaktor Isar 2 [1][als Reserve für den kommenden Winter zur
Verfügung stehen soll], wird das Ventil plötzlich relevant. Schließlich
wird nun für den Austausch eine bislang nicht einkalkulierte einwöchige
Abschaltung des Reaktors nötig, die während des Streckbetriebs technisch
zudem umstritten ist. Von „wesentlichen neuen Fakten“ spricht das
Umweltministerium. Diese seien in die Planungen für den nächsten Winter
nicht eingeflossen.
Man sei nun dabei, die veränderte Situation zu bewerten und
Schlussfolgerungen zu ziehen, sagte Umweltministerin Steffi Lemke. Es müsse
jetzt „sehr zeitnah vom Betreiber entschieden werden, ob er diese
Reparaturen durchführt“. Die Vorfälle zeigten im Übrigen, „dass sich
bereits eine zusätzliche mögliche Laufzeit von nur drei bis vier Monaten
nicht so mir nichts dir nichts umsetzen lässt“.
## In Frankreich laufen mehr als die Hälfte der AKWs nicht
Unterdessen wird in Berlin spekuliert, [2][was PreussenElektra zu seinen
spärlichen und mitunter auch widersprüchlichen Aussagen über den Reaktor
treibt]. Firmenchef Guido Knott ist eng mit einigen Größen aus der CDU/CSU
vernetzt, weshalb die Vermutung auf der Hand liegt, dass er die
Ampelregierung vor sich her treiben will. Kritiker der Atomkraft wiederum
kritisieren das Verhalten als unprofessionell sowie wenig
kooperationsbereit – und sehen sich darin bestärkt, das Unternehmen nicht
mit einer Hochrisikotechnik betrauen zu können.
Überschattet wird die deutsche AKW-Debatte zudem von der in Frankreich.
Mehr als die Hälfte der dort vielzähligen Atomkraftwerke kann derzeit nicht
laufen. Nie zuvor hat Deutschland daher in einem Quartal so viel Strom nach
Frankreich geliefert wie in diesem. Braucht das Land auch im Winter
weiterhin Strom aus Deutschland, [3][würde das die Lage hierzulande noch
verschärfen]. Im Bundeswirtschaftsministerium wertet man daher derzeit
Prognosen des französischen Netzbetreibers RTE aus, was die erwartete
Verfügbarkeit der Reaktoren in den nächsten Monaten betrifft.
21 Sep 2022
## LINKS
[1] /Energieversorgung-in-Deutschland/!5879283
[2] /Bayerisches-Atomkraftwerk-Isar-2/!5879631
[3] /Gas-aus-Afrika-fuer-Europa/!5879439
## AUTOREN
Bernward Janzing
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