# taz.de -- 100.000 Menschen betroffen: Monsun flutet Afghanistan | |
> Durch die Machtübernahme der Taliban ist Afghanistan international | |
> isoliert. Das erschwert die Katastrophenhilfe. | |
Bild: Nach den Fluten bringen Männer aus den zerstörten Häusern Decken und T… | |
BERLIN taz | Ein Drittel Pakistans steht gerade unter Wasser, aber auch das | |
Nachbarland Afghanistan ist schwer in Mitleidenschaft gezogen. Die | |
Vereinten Nationen sprechen vom „Monsun auf Steroiden“. Ihnen zufolge sind | |
über 100.000 Menschen in 32 der 34 Provinzen des ohnehin schon von extremer | |
Armut gezeichneten Staats betroffen. 256 Menschen starben, allein in dieser | |
Woche waren es fast 80. Mitten in der Sommerernte wurden 34.000 Hektar | |
Ackerland zerstört. | |
Die Tragödie begann schon während [1][des schweren Juni-Erdbebens] im | |
Südosten des Landes, als der früher als sonst beginnende Monsun | |
Zufahrtsstraßen für die Retter zerstörte. In dem von jahrelanger Dürre | |
ausgetrockneten Land verwandelte er trockene Flussbetten in reißende Ströme | |
und löste Erdrutsche aus. | |
Der Norwegische Flüchtlingsrat, eine seit Jahrzehnten in Afghanistan tätige | |
Nichtregierungsorganisation, sprach bereits Anfang August von „nie | |
dagewesenen Zerstörungen“ an kritischer Infrastruktur wie Straßen, Brücken, | |
Weizenmühlen, Kliniken und Schulen. | |
Experten sagen, die Hitzewelle der vergangenen Monate in Südasien habe | |
mächtige Niederschlagswellen erzeugt, die vom Indischen Ozean über den | |
Subkontinent zogen. In den sozialen Medien ist ein [2][Video] aus dem Dorf | |
Duab in der Provinz Wardak zu sehen, etwa eine Autostunde südwestlich der | |
Hauptstadt Kabul, das vor einer Woche bereits zum dritten Mal überflutet | |
wurde. | |
## Wie umgehen mit den Taliban? | |
Die [3][seit einem Jahr herrschenden Taliban] baten um internationale Hilfe | |
und beriefen am Donnerstag in Kabul eine Geberkonferenz ein. Doch ihre | |
Machtübernahme hat Afghanistan isoliert. Vereinte Nationen und | |
Nichtregierungsorganisationen leisten zwar Soforthilfe, langfristige | |
Entwicklungshilfe für Afghanistan wurde aber zur Sanktionierung der Taliban | |
gestrichen. | |
Der globale UN-Koordinator für humanitäre Hilfe, Martin Griffiths, fordert | |
allerdings von den Geberländern, die Unterstützung wieder aufzunehmen. | |
Aber: Auch die Taliban müssten sich dafür bewegen, so Griffiths. Die halten | |
sich bisher nämlich zur konkreten Verwendung ihres nach eigenen Angaben 2,6 | |
Milliarden US-Dollar betragenden Jahresbudgets bedeckt. | |
Auch Assem Mayar, afghanischer Spezialist für Wassermanagement, beklagt den | |
Stopp der internationalen Entwicklungshilfe, durch den 32 Projekte zur | |
Minderung von Klimawandelfolgen in Afghanistan ausgebremst worden seien. | |
Immerhin, so Mayar zur taz, liefen Gespräche zu ihrer Wiederaufnahme | |
zwischen der nun von den Taliban kontrollierten afghanischen Nationalen | |
Umweltschutzbehörde und der Global Environment Facility, einem | |
multinationalen Fonds zur ökologischen Unterstützung von Ländern des | |
Globalen Südens. | |
Afghanistan steht aber auch vor der Herausforderung, Expertise bei der | |
Anpassung an den Klimawandel wieder aufzubauen. Durch die Massenflucht vor | |
den Taliban ist diese erheblich geschrumpft. | |
1 Sep 2022 | |
## LINKS | |
[1] /Erdbeben-und-Flut-in-Afghanistan/!5859838 | |
[2] https://twitter.com/assemmayar1/status/1561068349253193729 | |
[3] /Ein-Jahr-Afghanistan-unter-den-Taliban/!5871472 | |
## AUTOREN | |
Thomas Ruttig | |
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