| # taz.de -- Vorwürfe gegen NDR-Spitze in Kiel: Rundfunkrat will weiter untersu… | |
| > Ein „Klima der Angst“ und „politische Filter“: Gegen die | |
| > Redaktionsleitung im NDR-Landesfunkhaus Kiel stehen einige Vorwürfe im | |
| > Raum. | |
| Bild: In der Kritik: Im Landesfunkhaus des NDR in Kiel muss viel aufgearbeitet … | |
| KIEL taz | Es herrsche ein „Klima der Angst“ in der Redaktion des | |
| Norddeutschen Rundfunks (NDR), so beklagten es offenbar Beschäftigte. Zudem | |
| werfen Mitarbeiter*innen der Redaktionsleitung im Landesfunkhaus Kiel | |
| vor, [1][die Berichterstattung beeinflusst zu haben], um | |
| CDU-Ministerpräsident Daniel Günther besser dastehen zu lassen. | |
| Seit Tagen wird die Kritik an den internen Abläufen des NDR immer lauter. | |
| Nun hat sich der NDR-Rundfunkrat als Kontrollgremium mit den Vorfällen | |
| befasst und will sie weiter untersuchen. „Wir nehmen die erhobenen Vorwürfe | |
| sehr ernst“, sagte Laura Pooth, Vorsitzende des Rundfunkrats, am späten | |
| Montagabend nach einer Sondersitzung des Gremiums, der Nachrichtenagentur | |
| epd. | |
| Es dürfe keine „politischen Filter“ oder eine Arbeitsumgebung geben, die | |
| „die unangemessene Einflussnahme oder das Durchregieren Einzelner“ | |
| ermöglichen, so Pooth, die im Hauptberuf Vorsitzende des DGB-Bezirkes Nord | |
| ist. Solche Vorwürfe hatten feste und freie Journalist*innen des | |
| Senders erhoben, zuletzt in einem Brief, den 72 Beschäftigte, überwiegend | |
| aus der Redaktion, unterzeichnet und [2][dem „Stern“ zugeschickt haben]. | |
| Darin distanzieren sie sich vom Verhalten ihrer Vorgesetzten und fordern | |
| „eine lückenlose und transparente Aufarbeitung aller Vorwürfe“. | |
| Im Sender steht die Stimmung seit Längerem nicht zum Besten: Aufgrund von | |
| Sparvorgaben müssen gerade Freie regelmäßig um ihre Verträge zittern, ein | |
| neues Honorarsystem sorgt für Unmut. Aber auch Festangestellte beklagen ein | |
| schlechtes Betriebsklima. In einem internen, inzwischen geleakten Bericht | |
| des Redaktionsrats ist von „großen Druck“ und einem „vergifteten Klima�… | |
| Rede. | |
| ## Journalistenverband fordert Aufklärung | |
| Zudem beklagen Journalist*innen, dass wie durch einen „politischen Filter“ | |
| berichtet werden müsse, dass Kritik unterdrückt und Themen heruntergespielt | |
| würden, wenn sie die regierenden CDU schlecht aussehen ließen. | |
| Konkreter Auslöser war der Umgang des Senders mit dem ehemaligen | |
| Landesinnenminister Hans-Joachim Grote, selbst CDU, den sein Parteifreund | |
| Ministerpräsident Daniel Günther im April 2020 rüde aus dem Amt kickte. | |
| Ein NDR-Mitarbeiter wollte ein Interview mit dem geschassten Grote führen, | |
| bei dem der seine Sicht der Dinge hätte schildern können. Der Chefredakteur | |
| des NDR Schleswig-Holstein, Norbert Lorentzen, und die Politikchefin Julia | |
| Stein lehnten das ab. Der Journalist wandte sich an den Redaktionsrat des | |
| Senders, der die Argumente von Lorentzen und Stein gegen das Interview | |
| nicht überzeugend fand und zum Schluss kommt, dass dies kein Einzelfall | |
| sei. | |
| Nicht nur der Rundfunkrat, sondern auch der [3][Journalistenverband Nord] | |
| fordern nun eine Aufklärung der Vorwürfe. Allein der Eindruck, dass | |
| Einfluss auf die Berichterstattung genommen werde, schade dem Sender, heißt | |
| es in der Mitteilung des Verbandes, denn schließlich sei das Vertrauen in | |
| unabhängigen Qualitätsjournalismus das Kapital des NDR, so die | |
| DJV-Landesvorsitzende Marina Friedt: „Der NDR hat aktuell im Zusammenhang | |
| mit den Vorgängen beim RBB Transparenz und verantwortungsvollen Umgang mit | |
| Fehlentwicklungen zugesagt. Dieses Versprechen muss der Sender nun | |
| einlösen.“ | |
| 30 Aug 2022 | |
| ## LINKS | |
| [1] /CDU-nahe-Berichterstattung/!5874694 | |
| [2] https://www.stern.de/gesellschaft/exklusiv--72-ndr-mitarbeiter-schreiben-br… | |
| [3] https://www.djv-nord.de/startseite/info/auf-der-agenda/nachrichten-aus-hamb… | |
| ## AUTOREN | |
| Esther Geißlinger | |
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