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# taz.de -- Technoparade durch Berlin: Liebe, Freude, Feierkuchen
> Bei der Technoparade „Zug der Liebe“ zogen am Samstag Tausende Menschen
> durch Berlin und machten tanzend auf soziale Probleme aufmerksam.
Bild: Vom Mauerpark im Prenzlauer Berg zum Moritzplatz in Kreuzberg wurde am So…
Berlin taz | Einen Tag bevor die Technoparade „Zug der Liebe“ am Samstag
durch die halbe Stadt zieht, vom Mauerpark im Prenzlauer Berg zum
Moritzplatz in Kreuzberg, fragt noch jemand auf der Facebook-Seite der
Veranstaltung: „Ich check irgendwie nicht, wofür man demonstriert? Kann mir
da einer weiterhelfen?“ Man kann. Für die Liebe werde demonstriert, weiß
jemand. Irgendwie ja auch logisch bei einem Zug der Liebe.
Aber es wird noch für viel mehr auf der Straße getanzt bei diesem
Raver-Umzug. Die Liebe scheint eher der Oberbegriff für alles mögliche zu
sein, was sich darunter subsumieren lässt. Und man muss sagen: Das
Themenspektrum bei dieser Demonstration ist sowohl in der Breite als auch
in die Tiefe enorm. „Obdach ist ein Menschenrecht“ steht auf einem
hochgehaltenen Schild, woanders fordert jemand eine „Kulturvielfalt im
Mauerpark“. Auf einem der Wagen, auf denen die DJs auflegen, steht:
„Demokratie, Frieden, Gemeinschaft, Inklusion.“ Und danach geht die
Aufzählung ähnlich positiv besetzter Schlagwörter noch ewig weiter.
Aber eine Sache wurde sogar hier vergessen, nämlich das Thema Multiple
Sklerose. Dankenswerterweise fordert dafür ein Raver auf seinem Banner:
„Für mehr Aufklärung über Multiple Sklerose“. Es ist schon einigermaßen
erstaunlich, dass sich auf einer Technoparade, wo doch eigentlich alle bloß
Spaß haben wollen, ganz unironisch mit einer seltenen Nervenkrankheit
auseinandergesetzt wird. Wenn man bedenkt, dass der [1][Zug der Liebe, den
es seit 2015 gibt, in der Tradition der Loveparade steht,] ist es ein ganz
schön langer Weg von „Friede, Freude, Eierkuchen“ hin zu solch ernsten
Themen.
## Die Polizei spricht von 9.000 Besuchern
Nachdem [2][Anfang Juli schon die Technoparade „Rave the Planet“]
stattfand, direkter Loveparade-Nachfolger und organisiert von
Loveparade-Erfinder Dr. Motte, dachte man schon: Vielleicht wird der Zug
der Liebe jetzt gigantisch groß. Denn bei Dr. Motte war der Andrang riesig,
mehr als 200.000 Raver zählte die Polizei. Aber vielleicht brauchen viele
dann doch nicht jeden Monat eine Technoparade: Am Samstagnachmittag zählt
die Polizei beim Zug der Liebe gerade mal 9.000 Besucher.
Und auch wenn man bei den ganzen Musikparaden in Berlin langsam den
Überblick verlieren kann, wird doch deutlich, wie sehr sich die beiden
Veranstaltungen voneinander unterscheiden. Bei Motte zog man symbolträchtig
in Richtung Siegessäule, auf den riesigen Trucks tanzten die VIPs und es
legten Star-DJs auf. Der Zug der Liebe dagegen bleibt kurz vor dem
vergleichsweise unglamourösen Moritzplatz stehen und die DJs hier kennt
kein Mensch. Motte will den Ferrari unter den Technoparaden, der „Zug der
Liebe“ scheint eher sagen zu wollen: Fahrt lieber Fahrrad.
Aber kleine Partys sind bekanntlich oft besser als Megaraves. Die Stimmung
bei der Mini-Parade ist jedenfalls gut. Halbbesoffene tanzen neben jungen
Menschen, die sich in die Trendklamotten der Saison unter Clubbern gezwängt
haben: Lack-und-Lederfummel aus der Fetischabteilung. Gemeinsam trotten
alle einem Musikwagen des Berliner Tierschutzvereins oder von Seawatch
hinterher. Auch die Polizei scheint ein wenig ergriffen zu sein vom
positiven Vibe der Veranstaltung. Als es über die Schillingbrücke geht,
sagt sie an, dass nun für einen Moment lang die Musik stoppen müsse. Die
Bässe könnten Schwingungen im Gebälk erzeugen. „Danke für euer
Verständnis“, säuselt die Polizeisprecherin, „und habt noch viel Spaß“…
spürt sie wirklich, die Liebe beim „Zug der Liebe“.
28 Aug 2022
## LINKS
[1] /Technoparade-Zug-der-Liebe-in-Berlin/!5873575
[2] /Technoparade-durch-Berlin/!5863951
## AUTOREN
Andreas Hartmann
## TAGS
Zug der Liebe
Techno
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Liebe
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Techno
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