| # taz.de -- Europäisch-kanadischer Handelspakt Ceta: So geht's nicht | |
| > Die von der Regierung geplante Interpretationserklärung zur | |
| > Ceta-Entschärfung ist einem Gutachten zufolge unwirksam. Schiedsgerichte | |
| > würden bleiben. | |
| Bild: Proteste gegen das Handelsabkommen CETA 2016 vor einem SPD-Parteitag in W… | |
| Berlin taz | Der Plan der Bundesregierung, das europäisch-kanadische | |
| [1][Handelsabkommen Ceta] mit einer angehängten Interpretationserklärung zu | |
| ratifizieren und so die umstrittenen Schiedsgerichte zu entschärfen, bringt | |
| möglicherweise nichts. Nach einem im Auftrag des Umweltinstituts München | |
| erstellten Gutachten wäre ein Einschränkung der Klagemöglichkeiten für | |
| Konzerne über den vorgesehenen Weg rechtlich unwirksam. | |
| Gegen Ceta und das mittlerweile gescheiterte Schwesterabkommen TTIP | |
| zwischen der EU und den USA sind vor einigen Jahren Hunderttausende auf die | |
| Straße gegangen. Die Gegner:innen der Handelspakte fürchten verwässerte | |
| Standards im Verbraucher:innenschutz und vor allem Klageprivilegien | |
| für Konzerne. Der Ceta-Vertragstext sieht private Schiedsgerichte vor, vor | |
| denen Konzerne Staaten wegen unliebsamer Entscheidungen auf Schadenersatz | |
| verklagen können. Ein Beispiel von vielen: Die Energiekonzerne [2][RWE und | |
| Uniper haben die Niederlande vor einem Schiedsgericht auf einen | |
| Schadenersatz in Milliardenhöhe verklagt], weil das Land aus der | |
| Kohleverstromung aussteigen will. | |
| Ceta ist seit 2017 in Kraft, vor allem die neuen Zollvorgaben gelten | |
| bereits. Der Teil des Paktes, der den Investitionsschutz und die | |
| umstrittenen Schiedsgerichte regelt, ist nicht wirksam. Das Abkommen kann | |
| aber erst vollständig Anwendung finden, wenn es von allen EU-Staaten | |
| ratifiziert worden ist. Das ist bei Deutschland und elf weiteren Ländern | |
| nicht der Fall. Die Ampel-Regierung hat höchstrichterliche Urteile | |
| abgewartet. Nachdem das Bundesverfassungsgericht Klagen gegen Ceta | |
| abgeschmettert hat, hat die Regierung die Ratifizierung auf den Weg | |
| gebracht. Um den Gegner:innen Wind aus den Segeln zu nehmen, will die | |
| Bundesregierung mit einer Interpretationserklärung zum Vertrag nachbessern. | |
| Darin soll klargestellt werden, dass Klagen nur bei Enteignungen und | |
| direkten Diskriminierungen möglich sind. Sie soll vom Ceta-Komitee verfasst | |
| werden, das aus Vertreter:innen der EU und Kanadas besteht. | |
| Aber dem Gutachten der Rechtsanwält:innen Roda Verheyen und Johannes | |
| Franke zufolge hat das Ceta-Komitee gar nicht die Kompetenz dazu. Eine | |
| Beschränkung auf direkte Enteignungen und Diskriminierungen könne „nur über | |
| den Weg einer Vertragsänderung wirksam erfolgen“, heißt es in dem | |
| Gutachten.„Dass die geplante Interpretationserklärung rechtlich nicht | |
| einmal wirksam wäre, ist eine Farce“, sagt Ludwig Essig vom | |
| [3][Umweltinstitut München]. „Damit kann die Bundesregierung das Abkommen | |
| nicht ratifizieren. Einzig Neuverhandlungen sind der richtige Weg.“ | |
| 25 Aug 2022 | |
| ## LINKS | |
| [1] /EU-Handelsabkommen-Ceta-mit-Kanada/!5865279 | |
| [2] /Energiepolitik-in-den-Niederlanden/!5767040 | |
| [3] http://www.umweltinstitut.org/home.html | |
| ## AUTOREN | |
| Anja Krüger | |
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