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# taz.de -- Rede von Wladimir Putin in Wladiwostok: Ungebrochener Größenwahn
> Der Kremlchef gibt sich trotz der EU-Sanktionen weiter selbstbewusst.
> Doch der Handel mit alternativen Partnern ist gar nicht so unkompliziert.
Bild: Präsident Putin bei Wirtschaftsforum in Wladiwostok
Die Suche nach neuen Freunden ist eine langwierige Sache. Es geht darum,
Interesse zu wecken und Vertrauen zu schaffen, um Verlässlichkeit, um
gemeinsames Wachsen letztlich. All das kostet Zeit. Zeit, die Russland
angesichts der sinkenden Wirtschaftszahlen nicht hat. Und so tut Russlands
Präsident Wladimir Putin bei seiner Rede auf dem Wirtschaftsforum in
Wladiwostok das, was er seit Jahrzehnten bestens beherrscht: schönreden.
Europa sei einst ein Premiummarkt gewesen, sagt er. Vor allem für die
russischen Rohstoffe. Nun eben nicht mehr. Der [1][Bedarf sei auch woanders
groß], zuverlässige Partner seien auch anderswo zu finden. Egal, ihr
Nicht-Freunde aus Europa, die ihr nicht nach unseren Regeln spielen wollt,
ihr könnt uns mal. So die chauvinistische Rhetorik Putins.
Der Kremlchef setzt auf Druck und Drohungen und erscheint so – nicht nur
Russinnen und Russen – als respektierte, starke Persönlichkeit. Andere
Mittel zu Verhandlungen, zum Aushandeln von gegenseitigem Interesse kennt
er nicht. Russland hat allerlei Rohstoffe und wähnt sich dadurch in einer
sicheren Machtposition. Doch der „Premiummarkt“ steigt gerade selbst aus,
wendet sich ab und zeigt Moskau damit seine Stärke, trotz allerlei Ängsten
vor einem harten Winter.
Putin, auch weil er merkt, wie sehr die [2][Sanktionspolitik des Westens]
der russischen Wirtschaft zusetzt, reagiert darauf wie ein trotziges Kind.
Er droht, sucht erneut Schuldige, gibt den Gestärkten und bleibt doch nur
ein Realitätsverweigerer. Dass Pipelines nicht von heute auf morgen
umgeleitet werden können, dass auch „neue Freunde“ harte
Verhandlungspartner sind, dass Reden von „Eifersucht des Westens“ und
„gebrochener Hegemonie der USA“ keine Hochtechnologie-Produkte bringen und
eingebrochene Branchenzweige wieder zum Leben erwecken, übergeht er.
„Wir verlieren nichts“, sagt er fast schon beschwörend und zeigt: Kein
Preis ist ihm in seinen Großmachtphantasien zu hoch. Auch die vielen Leben
seiner eigenen Soldaten nicht.
7 Sep 2022
## LINKS
[1] /Oel-aus-Russland/!5859490
[2] https://www.tagesschau.de/ausland/europa/putin-rede-143.html
## AUTOREN
Inna Hartwich
## TAGS
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
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Energiekrise
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