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# taz.de -- Fischsterben nach Chemieunfall: Quecksilber verseucht die Oder
> Flussausbau könnte mitverantwortlich für Fischsterben sein. In der Oder
> könnte bei Baggeraktivitäten Quecksilber freigesetzt worden sein.
Bild: Tote Fische treiben auf der Oder bei Schwedt am 12 August
Berlin taz | Das massive Fischsterben an der Oder hängt offenbar mit einem
Chemieunfall im polnischen Oppeln zusammen. Wasserproben ergaben Hinweise
auf eine erhebliche Quecksilberbelastung. Polnische Behörden hatten zuvor
vom giftigen Lösungsmittel Trimethylbenzol gesprochen.
Das Fischsterben beunruhigt seit Tagen die Menschen in der Grenzregion.
Laut der polnischen Wasserbehörde wurden inzwischen zehn Tonnen verendeter
Fisch aus dem Fluss geborgen. Die brandenburgischen Landkreise Uckermark
und Barnim warnten vor Kontakt mit dem Wasser der Oder, solange die
Ursachen unklar sind.
Für die Verseuchung gebe es offenbar zwei Ursachen, die sich überlagern,
sagt Christian Wolter vom Leibniz Institut für Gewässerökologie und
Binnenfischerei. „Die größte Quelle von Quecksilber sind die Sedimente.
Dort liegen die Altlasten“, sagte er zur taz. Das Schwermetall benutzten
Landwirte früher zum Beizen des Saatguts. Über die Jahrzehnte lagerte es
sich im Sediment des Flusses an. Dass es jetzt in Wasserproben gefunden
wurde, ist für Wolter ein Indikator für Baggeraktivitäten im Zuge des
umstrittenen Ausbaus der Oder. Durch die Arbeiten werde das Sediment
aufgewirbelt und das Quecksilber freigesetzt. Der [1][Oderausbau] ist seit
Langem Streitpunkt zwischen Umweltverbänden und zuständigen Behörden.
Laut Wolter müsse man zwischen der Todesursache der Fische und der
Quecksilberbelastung unterscheiden. Er bezweifelt nicht, dass ein
organischer Stoff die Oder verseuchte. Trimethylbenzol, das polnische
Behörden festgestellt haben wollen, ist fischtoxisch, sagt der Experte,
also wohl der Hauptgrund für das Fischsterben. Das Quecksilber hingegen sei
sicher nicht die alleinige Todesursache. Viel gefährlicher für die Fische
sei der durch Baggerarbeiten aufgewirbelte Feinschlamm. „Der trägt auch zur
Sauerstoffzehrung bei und stresst den ohnehin schon gestressten Fisch über
einen Toleranzpunkt hinaus, sodass das Tier stirbt“, so der Fischökologe.
## Schlechte Kommunikation zwischen Behörden
Laut Infrastrukturministerium in Warschau haben polnische Behörden bereits
Ende Juli auf Hinweise auf ein Oder-Fischsterben reagiert. Deutsche
Behörden erreichte diese Information aber erst deutlich später. Er sei
nicht nur vom Sterben der Fische erschüttert, sondern auch „vom Versagen
der Informationskette aus Polen“, sagte Benjamin Raschke,
Grünen-Fraktionschef im brandenburgischen Landtag. Warum die Kommunikation
nicht funktionierte, ist bisher unklar. Die [2][Internationale Kommission
zum Schutz der Oder (Ikso)] äußerte sich auf taz-Anfrage nicht zu dem
Vorfall.
12 Aug 2022
## LINKS
[1] /Gerichtsurteil-in-Warschau/!5858261
[2] http://www.mkoo.pl/index.php?lang=DE
## AUTOREN
Gina La Mela
## TAGS
Oder (Fluss)
Fischsterben
Quecksilber
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