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# taz.de -- Diplomatische Wendungen: Israel und Türkei entspannen sich
> Rückkehr zu vollen diplomatischen Beziehungen angekündigt. Israel setzt
> auf Ankaras regionalen Einfluss, Türkei will mehr Handel und Tourismus.
Bild: Die Außenminister Israels und der Türkei, Yair Lapid und Mevlüt Çavu�…
Istanbul taz | Die türkischen und israelischen Regierungen wollen nach
Jahren der Spannungen ihr bilaterales Verhältnis wieder normalisieren.
Israels Ministerpräsident Jair Lapid und der türkische Außenminister Mevlüt
Çavuşoğlu kündigten am Mittwoch an, binnen Kurzem wieder einen Botschafter
ins jeweils andere Land zu entsenden und die Konsulate wieder zu besetzen.
Lapid sagte nach einem Telefonat mit dem türkischen Präsidenten Recep
Tayyip Erdoğan, beide Länder erhofften sich mehr regionale Stabilität und
einen Ausbau der Wirtschaftsbeziehungen.
Die eigentlich traditionell engen Beziehungen zwischen der Türkei und
Israel waren in der zweiten Hälfte der nuller Jahre in die Krise geraten.
Während sich Erdoğan in den ersten Jahren seiner Regierung noch um
Vermittlung zwischen Israel und den militanten Palästinensern bemühte,
engagierte sich der islamische Premier in seiner zweiten Amtszeit ab 2007
immer einseitiger aufseiten der Palästinenser.
Zu einem ersten Eklat kam es im Januar 2009, als Erdoğan auf dem
Weltwirtschaftsforum in Davos mit Israels Präsidenten Schimon Peres scharf
aneinandergeriet und wutentbrannt die Bühne verließ.
## Bruch nach Streit um Hilfskonvoi für Gaza
Zum Bruch kam es, als ein Jahr später ein hauptsächlich von der Türkei
unterstützter [1][maritimer Hilfskonvoi für Gaza] von der israelischen
Marine auf hoher See gestoppt wurde und bei den anschließenden
Auseinandersetzungen zehn türkische Staatsbürger getötet wurden.
Obwohl sich Israel nach jahrelangen Verhandlungen dafür entschuldigte und
Entschädigungen an die betroffenen Familien zahlte, trauten sich Israels
Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und Erdoğan nicht mehr über den Weg,
zumal sich Letzterer dann im Rahmen des Arabischen Frühlings auch immer
mehr als [2][Anwalt der Palästinenser und vor allem der islamistischen
Hamas inszenierte.]
Als im Zuge einer neuen Gazakrise im Zusammenhang mit der Verlegung der
US-Botschaft nach Jerusalem etliche protestierende Palästinenser erschossen
wurden, zog Erdoğan den türkischen Botschafter aus Tel Aviv endgültig ab
und verwies Israels Botschafter des Landes. In der Folge beschimpften sich
Erdoğan und Netanjahu nur noch gegenseitig als Mörder und Verbrecher.
Die Wende kam dann mit der neuen Regierung in Israel und der sich
verändernden geopolitischen Situation im Nahen Osten. Israel hofft in der
Auseinandersetzung mit Iran die Türkei auf seine Seite ziehen zu können.
Die Türkei ist vor allem an einem Ausbau der Wirtschaftsbeziehungen
interessiert und will im östlichen Mittelmeer im Streit über die
Gasvorkommen wieder Verbündete gewinnen.
## Türkei lockt mit kostengünstiger Gaspipeline
So bietet die Türkei Israel an, das vor der israelischen Küste geförderte
Gas über eine Pipeline zur Türkei auf den europäischen Markt zu bringen.
Das wäre sehr viel schneller und kostengünstiger möglich als über die von
Griechenland vorgeschlagene sehr lange und teure Strecke über Kreta und den
Peloponnes.
Auch hofft die Türkei darauf, dass mit der Normalisierung wieder zahlreiche
israelische Touristen an die türkische Mittelmeerküste kommen. Israels
Regierung erwartet dagegen, dass [3][die Türkei mäßigend auf die
islamistische Hamas einwirkt] und dazu beitragen kann, die ständigen
gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen den militanten Palästinensern im
Gazastreifen und Israel mindestens etwas einzudämmen.
Der türkische Außenminister Çavuşoğlu beeilte sich aber noch am
Mittwochabend mit der Ankündigung, man werde auch weiterhin die
Palästinenser unterstützen. Damit wollte er der Befürchtung entgegentreten,
Ankara könnte die Hamas zugunsten besserer Beziehungen zu Israel opfern.
18 Aug 2022
## LINKS
[1] /Hamas-in-der-Tuerkei/!5104083
[2] /Anti-israelischer-Protest-in-der-Tuerkei/!5766007
[3] /Die-Tuerkei-und-die-Hamas/!5037128
## AUTOREN
Jürgen Gottschlich
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