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# taz.de -- Auf einen Kaffee im neuen Kiez-Café: Café vorm Balkon
> In der Hausburgstraße im Friedrichshainer Nordkiez ist nicht viel los. Da
> ist das neu eröffnete „Café im Fenster“ eine willkommene Abwechslung.
Bild: Im „Café im Fenster“ teilen sich Pascal Körner und Lara Iloff die A…
Berlin taz | Ein paar Schritte von meiner Wohnung im Friedrichshainer
Nordkiez entfernt liegt ein Mini-Park mit Spiel- und Bolzplatz und ein paar
Bänken, er verbindet die Hausburg- mit der Ebertystraße. Dort begegne ich
öfter einer Nachbarin mit ihrer Hündin Paula. Diesmal hat sich Frau A. ein
Eis gegönnt und ruft mir gut gelaunt zu: „Kauf dir doch auch ein Eis an der
Ecke, die jungen Leute muss man doch unterstützen!“ Ach so, dann hat das
neue Café also endlich geöffnet. „Mach ich“, erwidere ich. „Aber ein Eis
verkneife ich mir, ich gehe einen Kaffee kaufen. Schönen Tag noch!“
Es hatte sich angekündigt, das machte die Sache etwas spannend. Auf einmal
hing an der Ecke des Hauses in der Hausburgstraße 5 ein Kästchen an der
Wand hoch oben, dass für ein „Café im Fenster“ Werbung machte. Aber wo,
hier bei uns? Das Fenster in Schaufenstergröße blieb noch eine kleine Weile
mit einem Rollladen verschlossen.
Dazu muss man wissen, dass in der Hausburgstraße so gut wie nichts los ist.
Einseitig mit Häusern bestanden, zieht sich auf der anderen Straßenseite
eine dunkelrote Backsteinmauer die gesamte Straßenlänge entlang, dahinter
liegt [1][das Gelände des Alten Schlachthofs], dass nun gänzlich neu bebaut
ist und zu Pankow gehört. Hinter dem schmalen, aber lang gestreckten Areal
liegt Lichtenberg. Man könnte also sagen: Das Café im Fenster, just
vergangene Woche eröffnet, ist das einzige Café in unserer Straße und auch
das letzte Café im Innenstadtring.
Es ist klitzeklein, es besteht im Grunde genommen aus einem Raum (mit
intaktem Stuck), in dem Kaffeemaschine, Eistruhe, Tassen etc. stehen, und
einem zweiten, nicht einsehbaren Raum, wie Pascal Körner erzählt, der das
Café zusammen mit Tim Hassmann betreibt. „Hier hatte eine Haustechnikfirma
ein Lager“, erzählt Körner bei einem Cappuccino. Man ist befreundet, hat
beim Ausräumen geholfen und ist so an die Räumlichkeiten gekommen. Es
gehören weitere Zimmer in Parterre dazu. „Vielleicht machen wir da, wenn es
gut läuft, irgendwann einmal ein Café auf, in dem man dann auch drinnen
sitzen kann.“
## … und es flaniert viel mehr
Das „Café im Fenster“ bietet neben dem Ausschank ausschließlich draußen …
paar einfache Sitzgelegenheiten – das ist ja auch gerade Trend in Berlin –,
fest installiert an einer mit Blumen bepflanzten Baumscheibe und auf den
Gehweg gestellt. Ganz klein, aber clever, ist ein klitzekleiner
Abstelltisch, der einfach auf dem benachbarten Spielplatzzaun montiert ist
– quasi ein Stehtischen für eine:n Solo-Kaffeetrinker:in.
Diese Neueröffnung ist super, für den Autor aus ganz persönlichen Gründen.
Wie gesagt, meine Straße ist recht ereignisarm, und wenn man wie ich zur
Entspannung der Augen gern mal ein Weilchen vom Balkon schaut, ist man froh
über jedes bisschen Bewegung auf dem Trottoir und etwas Abwechslung. Und so
ein kleines Café unterm Balkon belebt ungemein. Plötzlich sitzen da Leute
plaudernd unterm Baum, Kinder essen Eis, Hunde kriegen Wasser, und es
flaniert viel mehr.
Hassmann und Körner kennen sich schon länger und haben beide
Berufserfahrungen in der Gastro- und der Veranstaltungsbranche, das Café
ist ihr zweites Standbein, wie man so schön sagt. Im Café teilen sich
Körner und seine Freundin Lara Iloff die Arbeit.
Der Kaffee übrigens kommt aus Kolumbien und wird in einer Rösterei am
Treptower Park veredelt. Das Eis stammt von der Berliner Eismanufaktur
„[2][Eisengelchen“]. Und die italienische Kaffeemaschine ist offensichtlich
eine gebrauchte. Das ist nicht nur nachhaltig, sondern sogar von Vorteil:
„Alte Kaffeemaschinen halten heißes Wasser vor“, erklärt Barista Körner,
„die neuen machen das nicht mehr und erhitzen das Wasser erst beim
Einspritzen. Deshalb schmeckt der Kaffee aus alten Maschinen einfach
besser.“ Das kann ich nach mehrmaligem Selbstversuch bestätigen.
4 Aug 2022
## LINKS
[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Zentralvieh-_und_Schlachthof
[2] https://eis-engelchen.de/eismanufaktur-berlin/
## AUTOREN
Andreas Hergeth
## TAGS
Cafés
Kiez
Friedrichshain
Gehwege
Musik
Müll
Mobilitätswende
Wohnungsbau
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