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# taz.de -- Eine Gehwegsanierung in Etappen: Jetzt aber holterdiepolter
> Baulärm vorm Mietshaus, wie schön. Endlich wird der Gehweg einer Straße
> in Friedrichshain saniert. Nichts besonderes, wenn das Zeit-Moment nicht
> wäre.
Bild: Stückwerk: nur ein Teil der Hausburgstraße kriegt einen neuen Gehweg, d…
Berlin taz | Dass ich mich mal über Baulärm vorm Haus freue, hätte ich nie
gedacht. Seit einer Woche wird in meiner Straße, der Hausburgstraße im
Nordkiez von Friedrichshain, der Gehweg saniert. Und ich bin happy. Das
klingt absurd? Nun, ich warte darauf seit einigen Jahren. Aber der Reihe
nach.
Seit einer Woche herrscht reges Treiben in unserer ansonsten ruhigen
Seitenstraße. Die Hausburgstraße liegt am alten Schlachthof, auf der einen
Seite stehen Gründerzeitbauten, auf der anderen säumt die alte
Schlachthofmauer aus Backsteinen den Gehweg. Nun versperren weiß-rote
Absperrgitter aus Kunststoff komplett den Bürgersteig vorm Haus; durch
einen schmalen Bereich kommt man rein und raus.
Der Fußgängerweg hat eine Sanierung bitter nötig. Denn der ist eine
Zumutung, schon immer – ich lebe hier seit 1995. Überall Stolperfallen.
Hier ist nichts mehr eben, mensch muss Slalom laufen, hier wacklige
Gehwegplatten, da Wurzeln der Straßenbäume, so dick wie starke Oberarme.
Auf mehreren Metern fehlen Gehwegplatten ganz, dort liegt das Erdreich
blank, bei Regen entstehen große Pfützen. Diese fiesen Stellen wurden immer
mal wieder mit Bitumen aufgeschüttet, aber das hat die Sache eher
verschlimmbessert.
[1][Ein Teil des Trottoirs] jenseits unseres Wohnhauses wurde schon saniert
– im Herbst 2019. Damals ließ der Bezirk rund 80 Meter an einem Ende der
Hausburgstraße aufmöbeln. Es entstand schönster Gehweg, ebenerdig und plan,
eine Freude für alle Fußgänger:innen, vor allem Leute mit Gehstützen,
Rollstühlen, Kinderwägen … Doch der nun stolperfreie Gehweg endete genau
vor unserem Haus.
## „Für dieses Jahr geplant“
Die seinerzeit befragte Pressestelle des Bezirksamtes
Friedrichshain-Kreuzberg gab im Januar 2020 die Auskunft, dass „die
Gehwegsanierung der Hausburgstraße in mehreren Abschnitten für dieses Jahr
geplant“ wäre – also für 2020. Das Ziel wurde glatt verfehlt. Aber nun ja,
ich will dankbar sein, dass es vier Jahre später doch noch etwas wird
damit. Eben in mehreren Abschnitten.
Denn die Sanierung ist wieder nur Stückwerk. Nur auf gut rund 100 Meter
wird der Gehweg lediglich bis zur nächsten Ecke, der Kochhahnstraße,
erneuert. Daran schließt sich ein Stück mit unsaniertem
Holterdiepolter-Gehweg an, gefolgt von einem Bereich eines bereits
sanierten Teilstückes (da, wo die bekannte Hausburgschule liegt). Der
letzte Teil ist dann wieder in einem miserablen Zustand. Mit gesundem
Menschenverstand lässt sich diese Vorgehensweise im Häppchenformat nicht
erklären.
Letztens waren Männer der beauftragten Firma dabei, Holzgitter zum Schutz
um die Straßenbäume zu verschrauben. Erste Platten wurden von ihnen aus dem
Gehweg herausgebrochen. Eine Woche später sind fast schon alle alten
Gehwegplatten und Pflastersteine weg, das sandige Erdreich liegt wie eine
offene Wunde da.
Ich sage den Kollegen beherzt „Guten Morgen“ und auch, wie sehr ich mich
als Anwohner freue, dass es endlich – nach vier Jahren! – weitergeht mit
der Gehwegsanierung, und das in finanziell so klammen Zeiten. „Die nächsten
Jahre wird es ja noch enger“, sagt der eine. „Und wir werden auch immer
wieder abgezogen von den Arbeiten“, meint der andere, „wie überall gibt es
Personalprobleme.“
Na mal sehen, ob die avisierte Bauzeit für das Stück Bürgersteig
tatsächlich bis 1. November eingehalten werden kann. Man kennt ja das
Problem mit großen und auch kleinen Baustellen in Berlin.
16 Sep 2024
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[1] /Kolumne-Behelfsetikett/!5656385
## AUTOREN
Andreas Hergeth
## TAGS
Gehwege
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