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# taz.de -- Wahrnehmung der EM: Das hat mit Fußball nichts zu tun
> Keine grölenden Deutschen, keine Hymnendebatten oder Klatschtexte über
> Trainingszoff, was ist da los? Stattdessen geht es einfach um Fußball.
Bild: Schland-Flaggen nur im Stadion? Was ist da los?
Irgendetwas stimmt nicht mit diesem Land. Das habe ich mir gedacht, als ich
am EM-freien Sonntag durch die Stadt gegangen bin. Nichts, aber auch gar
nichts ist mir da aufgefallen. Echt jetzt: Es ist EM und kein Mensch ist
schlandianisch gewandet. Was ist da los? Niemand, wirklich niemand ist mir
im Trikot begegnet.
Dabei müsste man sich nun wahrlich nicht schämen, wenn man dieser Tage das
DFB-Leibchen mit den zwei Sternen trägt. Das soll also eine Fußball-EM
sein? Es ist ein Desaster. Und was soll eigentlich aus unserer deutschen
Weltmarktfirma Adidas werden, für die der große Uwe Seeler Klinken geputzt
hat, wenn ein großes Turnier stattfindet und keiner zieht sich
dementsprechend an?
Dieses Turnier ist ein Wohnzimmer-Event. [1][So viele Leute wie noch nie
zuvor] haben sich EM-Spiele der Deutschen live angeschaut. Aber eben zu
Hause. Fast schon heimlich. Schämen sie sich etwa dafür? Warum ziehen sie
nicht besoffen und grölend durch die Straßen, wenn die Deutschen gewonnen
haben? Selbst am Morgen nach dem Viertelfinale der Deutschen gegen
Österreich musste ich auf dem Weg zum Bäcker kein einziges Mal einer Lache
aus Erbrochenem ausweichen. Hat das noch etwas mit Fußball zu tun, was da
stattfindet? Überhaupt, der Bäcker! Keine Fußballbrötchen, keine
Europameisterbrötchen – Europameisterinnenbrötchen schon gar nicht!
Und wo sind überhaupt die großen Debatten, die der Fußball liefert? Warum
wird keine [2][Hymnendiskussion geführt]? Muss eine wie Klara Bühl, die bei
der Hymne nur ab und zu einen Ton trifft, nicht zwangsläufig
vorbeischießen, wenn sie alleine vor dem Tor steht? Warum diskutiert
niemand die wirklich wichtigen Fragen, die dem Fußball doch erst seine
gesellschaftliche Relevanz verleihen? Warum wird nicht einmal in der taz
gefordert, den Hymnentext für die EM anzupassen? Und so trällern die
deutschen Nationalspielerinnen weiter vom Vaterland und dass man brüderlich
nach irgendwas strebt, ohne dass das auf Twitter auch nur ein laues
Lüftchen auslöst. Nein, das ist doch nicht der Fußball, den wir lieben.
## Kein Trainingszoff, keine Spielerinnenmänner
Und wenn sich spielfreie Tage bei einer EM schon nicht vermeiden lassen,
wieso erfahren wir dann so wenig darüber, was in den Teamquartieren
passiert? Den großen Zoff im Training, die Spielerin, die im T-Shirt mit
dem falschen Sponsorinnenlogo zum Frühstück kommt, den Spielerinnenmann
beim Shopping in der Innenstadt. Ich weiß bis jetzt nicht, wie gut Merle
Frohms Tischtennis spielt. Es gibt so viele uninteressante Dinge, die einen
Sommer des Fußballs erst richtig interessant machen. Warum erfahre ich
davon nichts?
Stattdessen unterhalte ich mich mit einem Kollegen darüber, warum [3][das
4-3-3 der Französinnen] dem deutschen Spielansatz entgegenkommen könnte.
Als würde es darum gehen bei einer EM. Also wirklich!
25 Jul 2022
## LINKS
[1] /was-alles-der-em-nicht-fehlt/!5863940/
[2] /Kommentar-DFB-Team/!5081574
[3] /Vor-dem-EM-Viertelfinale/!5865659
## AUTOREN
Andreas Rüttenauer
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