# taz.de -- Partnerschaft von Instagram-Polizistin: Früher Hinweis auf Nazi-Fr… | |
> Niedersachsens Behörden scheinen schon länger von der Beziehung einer | |
> Kommissarin mit einem Nazi zu wissen. Bislang gab man sich noch | |
> überrascht. | |
Bild: Sollten für ein positives Image sorgen: „Insta Cops“ | |
HAMBURG taz | Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius gibt sich gern | |
als jemand, der [1][keine Zurückhaltung beim Thema Rechtsextremismus | |
pflegt] – auch nicht innerhalb der eigenen Behörde. Der Vorwurf gegen eine | |
Polizistin aus Hannover wirft allerdings Fragen auf. Denn die Pressestelle | |
des Innenministeriums antwortete vergangene Woche auf eine Anfrage der taz | |
zu einer Polizeikommissarin, die mit einem Rechtsextremen liiert sein soll, | |
dass erst jetzt der „Verdacht des Fehlverhaltens“ bekannt geworden sei. | |
Eine E-Mail, die der taz vorliegt, legt jedoch nahe, dass sowohl das | |
Innenministerium als auch die Polizei schon länger davon gewusst haben | |
müssen. | |
Am Freitag hatte die [2][taz berichtet], dass die Kommissarin Anna Jendrny | |
in einer Beziehung mit Jannik Rohlfing ist – einem Rechtsextremen. Jendrny | |
ist Kommissarin bei der Hundestaffel in Hannover. Sie gehört zu den | |
„Instagram-Polizist:innen“, mit denen ihre Dienststelle ein sympathisches | |
Image für die Polizei aufbauen möchte. Die 29-Jährige hatte in dem Netzwerk | |
fast 8.500 Follower:innen. Auch etliche regionale Medien haben schon | |
wohlwollend über Jendrny und ihren Diensthund Kenai – ein „tierisch gutes | |
Team“ – berichtet. | |
Doch Instagram offenbart auch die andere Seite von Jendrnys Leben: Das | |
Pärchen posiert auf Rohlfings Profil gemeinsam für Urlaubsfotos aus | |
Norwegen und Dänemark. Auf den Bildern fällt auch Rohlfings Kleidung auf – | |
darauf prangen rechtsextreme Modemarken und Musiklabels. | |
Seit über zehn Jahren bewegt sich der 32-Jährige in der rechtsextremen | |
Szene. In der Region Ostwestfalen-Lippe war er auch in eine militante | |
Aktion involviert: Am 28. November 2010 stürmte er mit Kameraden die | |
alternative Kneipe „Hamburger Hof“ in Minden. Sie verletzten einen Gast und | |
zerstörten die Einrichtung. Das Landgericht Bielefeld verhängte geringe | |
Geldstrafen, Rohlfing musste wegen gemeinschaftlicher Sachbeschädigung eine | |
Geldstrafe von 600 Euro zahlen. | |
## Hinweis aus der Kommunalpolitik | |
Dass Jendrnys Beziehung nun öffentlich wurde, hat Konsequenzen. Am Freitag | |
erklärte ein Sprecher der Polizei, dass der Instagram-Account der | |
Polizistin „mit sofortiger Wirkung bis auf Weiteres gesperrt“ wurde. Auf | |
Nachfrage der taz führte er weiter aus: „Angesichts der dem | |
Niedersächsischen Innenministerium heute bekannt gewordenen Hinweise zur | |
Lebenspartnerschaft einer Polizeibeamtin mit einer Person, die mutmaßlich | |
dem [3][rechtsextremistischen Spektrum] zuzuordnen sei, wurde durch die | |
Polizeidirektion Hannover als der für die Beamtin zuständigen | |
Polizeibehörde sofort eine intensive Überprüfung eingeleitet.“ | |
Einen ersten Hinweis auf die Beziehung erhielt die E-Mail-Poststelle der | |
Polizeidienststelle allerdings schon am 17. August 2021 aus der | |
Kommunalpolitik. In einer E-Mail wurde die Polizei darüber informiert, dass | |
die „Diensthundeführerin“ Rohlfing als ihren Freund bezeichnet. Der | |
Nachricht war weiter zu entnehmen, dass zuvor schon mit einen Herren aus | |
dem „Ministerium für Inneres und Sport“ ein „telefonischer Kontakt“ er… | |
war. Im Anhang der E-Mail befanden sich auch Screenshots von Jendrnys | |
Instagram-Profil. | |
Ein Sprecher des Innenministeriums bestätigte gegenüber der taz nun den | |
Eingang der E-Mail. „Die Hinweisgeberin hatte sich auch an die | |
Beschwerdestelle für Bürgerinnen und Bürger und Polizei beim | |
Niedersächsischen Ministerium für Inneres und Sport gewandt.“ Er führte | |
aber weiter aus, dass die Polizeidienststelle damals „nach Abschluss der | |
Prüfung anhand der seinerzeit vorliegenden Ergebnisse entschieden“ habe, | |
dass „kein Fehlverhalten der Kollegin vorlag“ und damit auch keine | |
Einschränkungen nötig waren. Das Innenministerium sei an dem Prozess nicht | |
beteiligt gewesen. Der Sprecher räumte ein, dass es das erwähnte Telefonat | |
gab. Der Sachverhalt werde nun „gründlich geprüft“. | |
29 Jun 2022 | |
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## AUTOREN | |
Andreas Speit | |
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