| # taz.de -- China und Indien versus G7: Die wahren Gipfel-Gegner | |
| > China und Indien unterlaufen die Sanktionen und kaufen Russland so viel | |
| > Öl ab wie nie zuvor. Das führt auch zu Streit unter den G7. | |
| Bild: In diesem Kreis ist Wladimir Putin kein Außenseiter: Treffen der Brics-S… | |
| Garmisch taz | Was den Krieg in der Ukraine betrifft, sind sich die | |
| G7-Regierungschefs in den Grundsätzen einig: Russland ist der Aggressor. | |
| Die sieben Regierungschefs der größten Industrieländer wollen Russland | |
| wegen seines Angriffskriegs gegen die Ukraine mit noch mehr Sanktionen | |
| bestrafen. | |
| Kurz nach seiner Ankunft im bayerischen Elmau zum Treffen der sieben | |
| mächtigsten Industrieländer verkündete US-Präsident Joe Biden ein | |
| Importverbot für russisches Gold. Damit würden Russland Dutzende Milliarden | |
| Dollar Einnahmen aus diesem wichtigen Exportgut wegbrechen, schrieb Biden | |
| bei Twitter. Mit einer deutlichen Drosselung von russischen Ölimporten | |
| haben die G7 und [1][die meisten westlichen Staaten bereits harte | |
| Sanktionen gegen Moskau verhängt.] | |
| Doch im Detail ist es komplizierter. Zwei besonders große Player | |
| unterlaufen die westlichen Sanktionen und machen sie zumindest aktuell | |
| wirkungslos: China und Indien. Beide Staaten nutzen die günstigeren Preise | |
| von russischem Öl und importieren davon so viel wie noch nie. Russland ist | |
| damit sogar zum größten Öllieferanten der Chinesen aufgestiegen, noch vor | |
| Saudi-Arabien. Indien legt dazu auch einen strategischen Spagat hin: | |
| Premierminister Narendra Modi ist am Montag Gast beim G7 in Elmau. | |
| Die USA betrachten argwöhnisch, wie China, die westlichen Sanktionen | |
| unterläuft und würden auch nicht davor zurück scheuen, die zweitgrößte | |
| Volkswirtschaft der Welt dafür hart anzugehen. [2][Beide Länder liefern | |
| sich ohnehin einen Handelskrieg.] | |
| ## Bundesregierung setzt China auf die Agenda | |
| Die Bundesregierung hingegen hatte vor Beginn des Gipfels zwar angekündigt, | |
| China auf die Gipfel-Agenda zu setzen, zugleich aber angedeutet, einen | |
| weniger konfrontativen Umgang finden zu wollen. China ist Deutschlands | |
| wichtigster Handelspartner, kein westliches Industrieland pflegt trotz | |
| Chinas aggressiver Außenpolitik so enge Wirtschaftsbeziehungen mit dem | |
| Riesenreich wie die Deutschen. Die Frage des Umgangs mit China könnte auf | |
| dem Gipfel also durchaus an Schärfe gewinnen. | |
| Dazu passt, dass am Donnerstag der chinesische Staatschef Xi Jinping zu | |
| einem digitalen Gipfel der Brics-Staaten, aus den fünf aufsteigenden | |
| Schwellenländern Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika geladen | |
| hatte. Das virtuell gehaltene Treffen ließ sich als Gegengipfel zum G7 | |
| verstehen. Xi kritisierte dort erneut die westlichen Sanktionen gegen | |
| Russland. „Die Fakten haben wieder einmal bewiesen, dass Sanktionen ein | |
| zweischneidiges Schwert sind.“ Und er machte beim Brics-Treffen klar: In | |
| diesem Kreis ist Putin kein Paria. Brasilien, Indien, China und Südafrika | |
| wollen sich auch weiterhin nicht an den Sanktionen gegen Russland | |
| beteiligen. | |
| ## Multialerale Lösungen | |
| Den Vorstoß der Bundesregierung, beim G7 auf weniger Konfrontation zu China | |
| zu setzen, hält der Ostasien-Experte Eberhard Sandschneider „in der Sache | |
| für richtig“. Lösungen auf globaler Ebene, insbesondere Probleme wie etwa | |
| der Klimaschutz oder Handelsregeln, ließen sich multilateral besser lösen, | |
| sagt der Politikwissenschaftler. Das sei kostengünstiger für alle | |
| Beteiligten. Im Augenblick zeigten die machtpolitischen Zeichen in eine | |
| andere Richtung, erklärt Sandschneider hingegen ernüchtert. „Ich sehe | |
| nicht, dass der deutsche Bundeskanzler stark genug ist, diesem Trend im | |
| Augenblick etwas entgegenzusetzen.“ | |
| Dennis Snower, Präsident der Global Solutions Initiative, eines Netzwerks | |
| von Denkfabriken, ist geradezu alarmiert und warnt vor einer tieferen | |
| Blockbildung. „Momentan sind diese beiden Blöcke nur politisch | |
| zweitgeteilt“, sagt Snower. Sollte es auch wirtschaftlich zu einer | |
| Zweiteilung kommen, wachse die Kriegsgefahr enorm. „Der Westen sollte alles | |
| dafür tun, es dazu nicht kommen zu lassen.“ | |
| Andere Fachleute sehen den Zug bereits abgefahren. „Die Bundesregierung | |
| muss den neuen Realitäten kühl ins Auge blicken“, sagt Mikko Huotari, | |
| Direktor des Mercator Instituts für Chinastudien (MERICS). Auch wenn | |
| Blockbildung nicht im Interesse Europas sei, verstärke sich die Bipolarität | |
| der Welt – wirtschaftlich und sicherheitspolitisch – betrieben von | |
| chinesischer Seite, so der China-Experte. „In Peking wird die Welt | |
| zunehmend aus dieser Brille – und der ideologischen Ablehnung des Westens – | |
| gesehen.“ | |
| 26 Jun 2022 | |
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| [2] /Handelskrieg-zwischen-USA-und-China/!5606972 | |
| ## AUTOREN | |
| Felix Lee | |
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