# taz.de -- Ausländische Soldaten in der Ukraine: Im Einsatz für die zweite H… | |
> Zwei Briten und ein Marokkaner sind jüngst wegen ihres Einsatzes im | |
> Ukrainekrieg zum Tode verurteilt worden. Die Kritik daran wächst. | |
Bild: Die drei Angeklagten vor Gericht in der „Volksrepublik“ Donezk | |
LONDON taz | Zwei britische Staatsangehörige, die von russischen Truppen | |
als Soldaten gefangen genommen wurden, wurden von einem Gericht der | |
selbsternannten Volksrepublik Donezk zum Tode verurteilt. Ihnen wird | |
vorgeworfen, als Söldner gegen die Republik gekämpft zu haben und damit an | |
„terroristischen Handlungen gegen das Militär und die Zivilbevölkerung zum | |
Zweck einer gewaltsamen Machtübernahme“ beteiligt gewesen zu sein. Bei den | |
Personen handelt es sich um Aiden Aslin und Shaun Pinner. Auch ein dritter | |
Mann, der aus Marokko stammende Saaudun Brahim, wurde zum Tode durch ein | |
Erschießungskommando verurteilt. | |
Bei allen Verurteilten handelt es sich entgegen den Vorwürfen um Personen, | |
die nicht als Söldner, sondern als ukrainische Soldaten im Einsatz waren, | |
obwohl sie auch eine ausländische Staatsangehörigkeit besitzen. Sie haben | |
nun einen Monat, um gegen die Urteile Einspruch zu erheben. Alle drei waren | |
in Mariupol in russische Hände gefallen. Gegenüber dem Gericht erklärten | |
sie sich für schuldig. | |
Aiden Aslin ist 28 Jahre alt und stammt aus dem ländlichen Newark-on-Trent | |
in der Nähe von Nottingham, wo er einst als Pflegekraft arbeitete. Er hat | |
eine ukrainische Verlobte und sowohl die britische als auch die ukrainische | |
Staatsangehörigkeit. Vor vier Jahren zog er nach Mykolaiv in der Ukraine. | |
Der 48-jährige Shaun Pinner stammt aus Watford in Bedfordshire, nördlich | |
von London, wo er als Manager der Müllabfuhr arbeitete. Auch er zog 2018 in | |
die Ukraine, in den letzten Jahren lebte er mit seiner ukrainischen Frau in | |
Mariupol und half dabei, die Region gegen die Attacken prorussischer | |
Rebell:innen zu verteidigen. Laut Angaben des britischen | |
Außenministeriums diente Pinner einst in der britischen Infanterie des | |
Royal Anglian Regiments und wurde in dieser Kapazität sowohl in Nordirland | |
als auch als Teil der UN-Mission in Bosnien eingesetzt. In der Ukraine war | |
er im ersten Bataillon der 36. Brigade als Pionier bei der Minenräumung | |
tätig. Laut dem britischen Außenministerium beschreibt ihn seine Familie | |
als „witzig, geliebt und wohlmeinend“. | |
## Einsatz in Syrien | |
Pinner und Aslin dienten per Eid seit vier Jahren der ukrainischen Armee | |
und gelten nach den Genfer Konventionen somit als ukrainische Soldaten und | |
nicht, so wie Russland und die „Volksrepublik“ es darstellen, als Söldner. | |
Pinners Dienst als Soldat neigte sich fast nach drei Pflichtjahren dem Ende | |
zu. Angeblich soll er bereits über eine zukünftige humanitäre Rolle | |
nachgedacht haben. | |
Interessant an den Lebensläufen der beiden ist, dass sie zuvor jeweils | |
gegen den IS in Syrien und Irak im Einsatz waren. Aslin diente den | |
kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YGP), die Teil der westlichen | |
Streitkräfte waren. Nach seiner Rückkehr nach Großbritannien musste er sich | |
einer Anklage unter den britischen Antiterrorgesetzen stellen, doch nach | |
öffentlichen Einwänden wurde das Verfahren gegen ihn eingestellt. Die | |
britische Außenministerin Liz Truss sagte, dass dem Urteil gegen die | |
Soldaten Legitimität fehle. Am Freitag hatte sie über den Fall mit dem | |
ukrainischen Außenminister Dmytro Kuleba gesprochen. 10 Downing Street | |
unterstrich, dass Kriegsgefangene nicht für politische Zwecke ausgebeutet | |
werden dürften, was auch Oleg Nikolenko vom ukrainischen Außenministerium | |
wiederholte. | |
Ein dritter Brite, Andrew Hill (35) aus Torpoint in Cornwall, ist von | |
Russland angeklagt, als Söldner gearbeitet zu haben, und könnte zum Tode | |
verurteilt werden. Auch die zwei britischen Hilfsarbeiter Paul Urey (45) | |
und Dylan Healy (20) wurden von Russland in Haft genommen und angeklagt, | |
Spionage betrieben zu haben. | |
12 Jun 2022 | |
## AUTOREN | |
Daniel Zylbersztajn-Lewandowski | |
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