| # taz.de -- Ex-AfD-Chef hat neue Partei: Meuthen geht zum Zentrum | |
| > Der ehemalige AfD-Chef Meuthen sucht sein Glück in einer katholischen | |
| > Splitterpartei, die sich rühmt, sechsmal den Reichskanzler gestellt zu | |
| > haben. | |
| Bild: Meuthen will schlauer sein als Lucke und Petry | |
| Berlin taz | Jörg Meuthen will es schlauer anstellen als seine beiden | |
| Vorgänger:innen, ein bisschen zumindest. Bernd Lucke und [1][Frauke Petry, | |
| beide geschasste AfD-Vorsitzende] wie Meuthen auch, traten aus der Partei | |
| aus und versuchten dann, neue zu gründen und mit diesen an den AfD-Erfolg | |
| anzuschließen. Das scheiterte bekanntlich. Meuthen tritt nun, wie er am | |
| Freitagvormittag mitteilte, in eine bestehende Partei ein. Das Zentrum | |
| allerdings ist auch nichts anderes als eine Splitterpartei mit 500 | |
| Mitgliedern, wenn auch eine mit sehr langer Tradition. | |
| Bei der Pressekonferenz in Berlin betonte der Schatzmeister des Zentrums, | |
| Hans-Joachim Woitzik, denn auch, seine Partei sei älter als die SPD. Und: | |
| „Im Kaiserreich und auch in der Weimarer Republik stellte das Zentrum | |
| sechsmal den Reichskanzler.“ Seit Mitte der 50er Jahre aber ist die Partei | |
| des politischen Katholizismus vollständig unbedeutend. | |
| Noch vor wenigen Jahren war die Partei bestenfalls mit radikalen | |
| Anti-Abtreibungskampagnen samt Flyern mit zerstückelten Föten aufgefallen. | |
| Diese Ansicht teile man nicht mehr, sagte Parteichef Christian Otte. „Wir | |
| haben kein Problem mit der aktuellen Gesetzeslage.“ Generell habe sich die | |
| Partei seitdem modernisiert. Im Januar war bereits der ehemalige | |
| AfD-Bundestagsabgeordnete [2][Uwe Witt zum Zentrum gewechselt]. Mit | |
| Meuthens Eintritt stellt die Partei nun auch einen Abgeordneten im | |
| Europäischen Parlament. | |
| Meuthen selbst gab sich am Freitag alle Mühe, den Eindruck vom Tisch zu | |
| wischen, der Eintritt ins Zentrum sei eine Verzweiflungstat. Er betonte, | |
| die Partei sei „eine politische Heimat, wie ich sie immer gesucht habe“. | |
| Die Partei stehe für das, was in der deutschen Politik derzeit fehle – | |
| „wertebasierte, aber unideologische bürgerliche Vernunft“. Sie habe aus | |
| zwei Gründen Potential: Weil der vermeintliche Links-Kurs der CDU auch | |
| unter ihrem neuen Vorsitzenden anhalte und weil [3][die AfD im Niedergang] | |
| sei. | |
| ## Eine AfD 2.0 soll es nicht geben, laut Meuthen | |
| Bei der [4][Landtagswahl in NRW], wo die Wahlbeteiligung auf 55 Prozent | |
| gesunken sei, sei die Repräsentationslücke sehr deutlich geworden. Schon | |
| bei der Landtagswahl in Niedersachsen im September wolle man ein Zeichen | |
| setzen. Für radikales oder extremistisches Gedankengut habe es im Zentrum | |
| noch nie einen Platz gegeben, betonte Meuthen. „Das Zentrum wird definitiv | |
| nicht zu einem Sammelbecken ehemaliger AfD-Mitglieder werden. Eine AfD 2.0 | |
| wird es mit mir nicht geben.“ | |
| Meuthen, der sechseinhalb Jahre lang Vorsitzender der AfD war, hatte diese | |
| [5][Ende Januar verlassen] und das mit einem zu radikalen Kurs vieler | |
| Parteifunktionär:innen begründet. Allerdings hatte er lange selbst | |
| mit dem inzwischen offiziell aufgelösten völkischen „Flügel“ um den | |
| Rechtsextremisten Björn Höcke paktiert, um sich an der Spitze zu halten. | |
| Zuletzt hatte er versucht, einen weiteren Rechtsruck zu verhindern, mit | |
| seinem Austritt kam er einer Entmachtung zuvor. | |
| Im Europaparlament wolle er bleiben, auch nach der anstehenden Wahl 2024, | |
| sagte [6][Meuthen, der derzeit fraktionsloser Abgeordneter] ist. Dabei | |
| verwies er auf die Möglichkeit transnationaler Listen. Der 60-Jährige ließ | |
| keinen Zweifel daran, dass er unbedingt weiter Politik machen will. Er | |
| genoss auch sichtlich die Aufmerksamkeit und die zahlreichen Fragen der | |
| Presse. | |
| Meuthen hätte die letzten Jahre bis zur Rente auch einfach auf seine | |
| Wirtschaftsprofessur an der Hochschule für öffentliche Verwaltung im | |
| baden-württembergischen Kehl zurück gehen können. Das sei höchstens die | |
| Ultima Ratio, sagte Meuthen. Möglicherweise muss er diese Karte aber | |
| bereits 2024 ziehen – wenn es bei der Europawahl mit dem Wiedereinzug nicht | |
| klappt. Ganz ähnlich wie bei Lucke und Petry. | |
| 10 Jun 2022 | |
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| ## AUTOREN | |
| Sabine am Orde | |
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