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# taz.de -- Eine Sommerbegegnung mit Trampolin: Energie für alle
> Am Rand des Spielplatzes waren zwei Gummiflächen in den Boden
> eingelassen. Erst sprang dort ein kleiner Junge. Dann kam der Mann, der
> alles änderte.
Bild: Hoch, hoch, höher: so könnte ein Absprung in den Sommer aussehen
Es ist einer dieser seltenen Tage, über 30 Grad warm, in denen Hamburg
mediterran anmutet, von einem südlichen Flair durchzogen. Der Himmel ist
türkisblau, helles Licht flirrt durch die Bäume. Doch viele Menschen haben
sich nach drinnen zurückgezogen, warten darauf, dass die Kühle einsetzt,
die sich spät abends wie ein kalter Mantel um den schwülen Tag legt.
Das ganze Jahr über klagen viele über das trübe Wetter. Und wenn der
Hochsommer da ist, wird die Sonne ausgesperrt, weil sie zu viel ist. Bis
der nächste graue Tag einsetzt wie eine Nackenschelle: Voilá, wir sind
wieder da, von wo wir gekommen sind.
Doch die Kinder sind draußen. Sie spielen in den Parks, springen in der
Hitze. Am Rand eines Spielplatzes sind zwei Gummiflächen in den Boden
eingelassen. Sie bilden eine unauffällige, elastische Unterbrechung des
festen Bodens. Ein kleiner Junge hüpft auf einer der Gummiflächen. Er lernt
gerade das [1][Trampolinspringen]. Eine Frau springt mit ihm, hält ihn an
den Händen, bis sie sich auf die Bank im Schatten verzieht. Der Junge
springt weiter, seine Beinchen sind durchgestreckt und staksig. Sein
Gewicht ist zu gering, um hoch zu springen. Doch er hüpft glücklich und
eifrig.
Da gewittert es in der Ferne. Die Menschen schauen prüfend zum Himmel, ein
paar Tropfen fallen. Doch kein Regen setzt ein. Die Schwüle bleibt.
## Plötzlicher Rückwärtssalto
Ein sportlicher, etwa 30-jähriger Mann mit länglichem Haar und eine Frau
gehen zur anderen Trampolinfläche. Die Frau trägt hochhackige Schuhe und
ein Kleid. Sie tritt lachend auf die Gummifläche, prüft, wie sich ihre
Schuhe darauf verhalten. Dann hüpft sie. Es sieht gefährlich aus, wie sie
mit den Absätzen auf dem Gummi aufkommt, als könnte sie jeden Moment mit
dem Knöchel umknicken. Doch das Trampolin macht auch sie glücklich. Sie
lächelt. Dann gibt sie die Fläche frei.
Mit einem entschiedenen Sprung hebt der Mann neben ihr von der Erde ab und
hüpft mitten auf die Trampolinfläche. Das Gummi quietscht laut, der Mann
federt hoch, weit in den Sommerhimmel hinein.
Der Junge auf dem anderen Trampolin steht still und schaut ihn
ehrfurchtsvoll an. Auch die Eltern auf den Bänken beobachten ihn. Der Mann
springt zum Rand der Gummifläche. Er federt, dann macht er von dort
plötzlich einen hohen Rückwärtssalto. Schnell und kraftvoll rollt er durch
die Luft und landet sicher.
Die Menschen raunen, sie lachen, klatschen Applaus. Der Junge versucht,
durch ihn inspiriert, noch federnder zu springen. Er hüpft tatsächlich
höher. Es ist, als hätte der Mann allen Energie gegeben. Hoch fliegt er in
die Luft. Ein Sinnbild des Sommers. Ein Ausdruck von Lebensfreude. Hoch
hinaus in den blauen Himmel, nicht zurück ins kühle Dunkel. Noch einmal
macht er einen Rückwärtssalto, höher als beim ersten Mal. Wieder klatschen
alle. Ein Mensch, der alles verändert. „Ihr müsst nicht jedes Mal
klatschen“, sagt der Mann, als wolle er nicht, dass aus seinen Sprüngen
eine Nummer wird.
In seinen Sprüngen liegt so viel Kraft und Unerschrockenheit und Bejahung.
Das Trampolin quietscht und ächzt. Alle staunen. Es wirkt, als würden nun
alle um ihn höher kommen wollen. Die Kinder wie die erschöpften
Erwachsenen. Hoch, hoch, höher. Entschieden abspringen und hineinfliegen in
diesen [2][Sommer], in das [3][Leben] hinein.
24 Jun 2022
## LINKS
[1] /Premiere-am-Trampolin/!5787756
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[3] /Leben/!t5018662
## AUTOREN
Christa Pfafferott
## TAGS
Kolumne Zwischen Menschen
Sehnsucht Sommer
Hamburg
Spielplatz
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Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
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