# taz.de -- Green Deal der EU: Klima-Streber? Das war einmal | |
> Der zentrale Teil des EU-Klimapakets ist beschlossen. Der neue Kompromiss | |
> ist besser als der alte – aber der Treibhausausstoß sinkt so zu langsam. | |
Bild: Badegäste beim Kraftwerk Boxberg | |
Kein Krieg, kein Putin, keine Pandemie, keine Lieferkette kann je | |
verhindern, dass Europa zur Öko-Supermacht wird. So dachten sich das wohl | |
einst die Erfinder des EU-Klimaschutzpakets. Nun wurde im Europäischen | |
Parlament das Herzstück des [1][Green Deal] beschlossen – aber auch wegen | |
des Überfalls Russlands auf die Ukraine ist alles viel weniger klimagerecht | |
geworden. | |
Die absurd boomenden Energiepreise führen sogar zunächst zum Ausbau der | |
fossilen Infrastruktur. Wann sie auch zu deren Ende beitragen – derzeit | |
nicht endgültig absehbar. Nicht umsonst warnt FDP-Finanzminister Christian | |
Lindner vor drei, vier, fünf schwierigen Jahren mit Wirtschaftsflauten und | |
Inflation, also mehr Arbeitslosigkeit und Armut. | |
Ein fieses Umfeld für „Fit for 55“. Schafft die EU es also, die | |
Treibhausgasemissionen bis 2030 um mehr als die Hälfte zu senken? Antwort: | |
leider jein. Es war richtig, dass Sozialdemokraten und Grüne vor zwei | |
Wochen das EU-Paket mit der Reform der Emissionshandels, Klimasozialfonds | |
und CO2-Zoll an den EU-Außengrenzen im Parlament mit einem Riesenknall | |
haben durchfallen lassen. Denn der neue Kompromiss ist besser geworden. | |
Aber: Das Paket ist wieder Ergebnis dieses EU-Gewurschtels, das Europa | |
häufig so nervtötend langsam macht. Mit dem Klimavotum haben die | |
EU-Parlamentarier in diesem Fall aber nicht nur Halbgares, sondern auch den | |
Klima-Offenbarungseid absegnet: Die Treibhausgasemissionen zwischen | |
Lissabon und Tallinn sinken damit zwar – ohne neue Katastrophen – um über 3 | |
Prozent im Jahr. Aber das ist schlicht zu wenig, um die Erderhitzung | |
[2][bei 1,5 Grad] im Vergleich zur vorindustriellen Zeit abzubremsen. | |
Zudem: Die noch bevorstehenden Verhandlungen mit den 27 EU-Staaten dürften | |
das Ergebnis nicht verbessern. Klima-Streber Europa? Das war einmal. | |
## Hü-und-Hott-Politik | |
Der globale Hitzesuizid ist immer noch beliebt für Sonntags-Blabla, aber | |
bei Konflikt und Krise nur zweite Wahl. Wie fragil die EU-Klimapolitik | |
derzeit ist, zeigt sich auch am Verbot von neuen Verbrennerautos auf | |
Europas Straßen ab 2035. | |
Hier betreibt die FDP eine Hü-und-Hott-Politik: Noch im März hatte sie | |
nichts mehr gegen ein Ende neuer Stinker in der EU, nun wollen die | |
Liberalen [3][mindestens eine Enthaltung Deutschlands in Brüssel | |
erzwingen]. Gefährlich fürs Klima und nah am Koalitionsbruch, weil sich | |
gegen das Votum der PS-Nation Deutschland wohl in der Frage nichts bewegen | |
wird. | |
22 Jun 2022 | |
## LINKS | |
[1] https://ec.europa.eu/info/strategy/priorities-2019-2024/european-green-deal… | |
[2] /Studie-zum-15-Grad-Ziel/!5858118 | |
[3] https://www.spiegel.de/auto/eu-vorschlag-fuer-ein-verkaufsverbot-ab-2035-wa… | |
## AUTOREN | |
Kai Schöneberg | |
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