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# taz.de -- Tote Taube am Münchner Hauptbahnhof: Unterlassene Hilfeleistung
> Die Deutsche Bahn untersagte Tierschützern die Rettung einer Taube. Sie
> muss aber Hilfe für Tauben in Not zulassen, fordert nun eine Petition.
Bild: Hauptbahnhof München
BERLIN taz | Stadttauben haben einen schlechten Ruf: Sie gelten als
Krankheitsüberträger, werden oft verjagt, und niedlich sind sie auch nicht
unbedingt. Doch auch [1][Tauben sind denkende und fühlende Wesen] und
fallen, wie alle Wirbeltiere, unter das Tierschutzgesetz.
Mitte Mai verfing sich eine Taube am Münchener Hauptbahnhof in 13 Metern
Höhe in einem Taubenabwehrnetz – die Netze sollen Tauben davon abhalten,
unter dem Dach zu nisten. Die Tierschützerin Monika Wölk entdeckte das um
sein Leben kämpfende Tier und verständigte die Feuerwehr. Doch die Deutsche
Bahn stoppte den Einsatz mit der Begründung, die Geräte der Feuerwehr seien
zu schwer für den Bahnhofsboden. Eine Hubarbeitsbühne, so die Bahn, hätte
es gebraucht, es sei aber keine verfügbar gewesen.
Wölk bestreitet dies: „Aus früheren Einsätzen weiß ich, dass die Deutsche
Bahn in München zwei Hubarbeitsbühnen besitzt.“ Die Feuerwehr hätte diese
bedienen können. Am Ende vergingen fünf Tage, bis das passende Gerät vor
Ort war. Und erst an Tag sechs wurde die Taube geborgen – tot.
Tierschützerin Wölk hat deswegen mit vielen anderen eine [2][an die
Deutsche Bahn gerichtete Petition gestartet]. Die Initiator:innen
fordern darin ein „grundsätzliches Umdenken im Taubenschutz“ und schnelle
Rettungsmaßnahmen, falls eine Taube in Not gerät. Wölk will, dass die Bahn
die Netze sachgemäß aufhängt und regelmäßig wartet. Der auf Tierrecht
spezialisierte Anwalt Eisenhart von Loeper stellte gar Strafanzeige gegen
die Bahn. Sie habe sich „der unterlassenen Hilfeleistung, der Tierquälerei
und der Tiernötigung schuldig gemacht.“
## Kein Einzelfall
Laut Arne Brach (Grüne), dem Tierschutzbeauftragten des Bezirksausschusses
Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt, verfangen sich immer wieder Tauben in den
Netzen, wo sie oft nach Tagen wegen Wassermangel und Erschöpfung verenden.
2019 hatte sich an fast der gleichen Stelle eine Taube verfangen. Damals
ließ die Bahn die Rettung durch Tierschützer:innen zu. Auch in Linz
haben sich vergangenes Jahr mehrere Tauben in Netzen verfangen und sind
gestorben.
Nach Angaben der Deutschen Bahn wurde das betroffene Taubenabwehrnetz
mittlerweile instandgesetzt, sodass sich kein Tier mehr dort verfangen
könne. Nach Angaben von Monika Wölk stimmt das nicht. Außerdem habe sich
die Deutsche Bahn immer noch nicht mit den Aktivist:innen getroffen, um
den Vorfall aufzuarbeiten.
## Petition fast am Ziel
Tauben sind intelligente Tiere. Japanische Psychologen [3][konnten den
Vögeln sogar beibringen], Bilder von Picasso und Monet zu unterscheiden.
Mit 90-prozentiger Wahrscheinlichkeit waren sie in der Lage, ein Bild einem
der beiden Künstler richtig zuzuordnen. Und was ist mit Tauben als
Krankheitsüberträger? Expert:innen bezweifeln, dass die Tiere
diesbezüglich eine besondere Gefahr darstellen. Die meisten Krankheiten der
Tauben [4][können demnach nicht auf den Menschen übertragen werden].
Gut 9.000 Menschen haben die Petition mittlerweile unterschrieben. Falls
die Marke von 10.000 Unterzeichner:innen erreicht wird, wird sie an
den Oberbürgermeister von München übergeben. Dann können die
Initiator:innen zusammen mit der Deutschen Bahn erarbeiten, was in
Zukunft zu tun ist, wenn eine Taube auf dem Bahngelände in Not gerät.
18 Jun 2022
## LINKS
[1] /Petition-der-Woche/!5675687
[2] https://www.change.org/p/die-deutsche-bahn-muss-hilfe-f%C3%BCr-tauben-in-no…
[3] https://www.nzz.ch/folio/die-maus-die-kandinsky-mag-ld.1621905
[4] https://www.deutschlandfunknova.de/beitrag/flugratten-die-wahrheit-ueber-ta…
## AUTOREN
Denis Pscheidl
## TAGS
Tierquälerei
Tierschutz
Deutsche Bahn
München
Tierschützer
Kolumne Zwischen Menschen
Upskirting
Deutsche Bahn
Tiere
Tierversuche
Kolumne Großraumdisco
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