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# taz.de -- Petition der Woche: Ausnahmsweise ein Herz für Tauben
> Durch die Coronakrise fehlt den Tauben in der Stadt die Nahrung. Eine
> Petition fordert nun Futterstellen für die Vögel.
Bild: Wegen Corona: Diese Taube hat wirklich Hunger
Die Sars-CoV-2-Pandemie trifft alle – nicht nur die Spezies Mensch. Diese
Woche wurde bekannt, dass sich die eine Hauskatze in Lüttich mit dem
Cronavirus infiziert hatte. Andere Tiere spüren die Folgen der Coronakrise
ebenfalls, auch wenn sie sich nicht selbst infiziert haben: Taubenliebhaber
machen jetzt darauf aufmerksam, dass die Coronakrise die Wechselbeziehung
zwischen Mensch und Stadttaube stört. Niemand lässt mehr seine Pommes
liegen, es liegt kein Lahmacunrest mehr auf der Straße, den die Tauben
aufpicken könnten. Stadttauben hängen sehr stark von den Nahrungsabfällen
des Menschen ab. Eine [1][Petition des Vereins „Straßentaube und
Stadtleben“] macht nun auf die Situation der Tauben aufmerksam. Der Verein
fordert die Einrichtung von Futterstellen. Sei dies auf die Schnelle nicht
zu schaffen, solle das Fütterungsverbot vorübergehend ausgesetzt werden.
Der gleichgültige Großstädter fragt sich sicherlich an dieser Stelle: Was
kümmern uns diese fliegenden Ratten, können die nicht einfach aufs Land
abhauen und sich dort was zu fressen suchen? So mancher wird es wohl gar
nicht so schade finden, wenn die ein oder andere Taube dran glauben muss.
Der Verein „Straßentaube und Stadtleben“ sieht das naturgemäß anders.
„Tauben wissen nicht, wo sie ihr Futter finden auf dem Feld, die haben das
nicht gelernt“, sagt Anna Faix, eine der Initiatorinnen der Petition.
Lars Lachmann, Ornithologe beim [2][Nabu], sieht es so: Stadttauben seien
zwar extrem standorttreu, deshalb könne es durchaus sein, dass sie die
Städte nicht verlassen. Andererseits gebe es dazu auch keine empirischen
Befunde. „Vielleicht sind sie ja doch mobiler als erwartet? Auf den Feldern
gibt es ja weiterhin Nahrung.“ Er würde erst mal abwarten, wie sich die
Tauben verhalten, bevor er eine solche Petition unterstützen würde. Faix
dagegen fragt auch: „Wenn alle Tauben aus den Städten auf die Felder
fliegen würden, was wäre dann los?“
Fütterungsverbote gibt es in vielen Städten. Begründet meistens mit der
Übertragung von Krankheiten, der notwendigen Kontrolle der Population oder
dem Kot. Die Taube als Schädling, als Überträger von Krankheiten, das sei
ein überholtes und wissenschaftlich widerlegtes Bild, meint Faix.
Ornithologe Lachmann stimmt dem zu: „In den Dichten, wie sie in Deutschland
vorkommen, sind die harmlos.“
Eine vorübergehende Aufhebung des Fütterungsverbots sei auch aus Sicht des
Nabu nicht schädlich.
Normalerweise setzen wilde Vögel mit dem Brüten aus, wenn die Nahrung knapp
wird. Bei Tauben ist das jedoch anders: „Die brüten durch ihren vom
Menschen angezüchteten Brutzwang weiter“, erzählt Anna Faix. Denn
Stadttauben sind verwilderte Haustiere. „Die brüten fröhlich weiter“.
Heißt: Futterknappheit führt nicht zu einer Regulation der Population,
sondern dazu, dass noch mehr Tauben verhungern. Besser sind da
Taubenschläge, in denen die Eier gegen Gipseier ausgetauscht werden.
Mittlerweile haben etwa 20.000 Menschen die Petition unterschrieben. Erste
Reaktionen kamen aus den Städten Braunschweig und Köln, so Faix. Man wolle
eine Fütterung durch den Verein „Straßentaube und Stadtleben“ nun dulden.
3 Apr 2020
## LINKS
[1] https://www.change.org/p/b%C3%BCrgermeister-taubenf%C3%BCtterungsverbote-de…
[2] https://www.nabu.de/
## AUTOREN
Johann Aschenbrenner
## TAGS
Online-Petition
Schwerpunkt Coronavirus
Tauben
Nabu
Tierschutz
Wilderei
Schwerpunkt Bio-Landwirtschaft
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