# taz.de -- Zu enge Einzelkäfige für Sauen: Tierschutzbund will Verbot | |
> Wieder hat der Bundesrat die Regeln für breitere Sauenkäfige verschoben. | |
> Nun verlangen Tierschützer, das Verbot zu enger Gestelle durchzusetzen. | |
Bild: So viel Platz sollten eine Sau und ihre Ferkel mindestens haben | |
BERLIN taz | Der Deutsche Tierschutzbund will nicht mehr auf eine Reform | |
der Regeln für Sauen-Käfige warten. „Unsere Geduld ist am Ende. Wir fordern | |
jetzt den sofortigen Vollzug des geltenden Rechts“, teilte | |
Verbandspräsident Thomas Schröder mit. | |
Bei einem Treffen am Dienstag hatten sich Bund und Länder nicht über die | |
Reform der Regeln für Sauen-Käfige geeinigt, die Verabschiedung der | |
Vorschriften im Bundesrat wurde erneut verschoben. Gemäß der geltenden | |
Verordnung sind die meisten, [1][„Kastenstände“] genannten Käfige derzeit | |
illegal, weil sie so eng sind, dass in ihnen die Schweine ihre Beine im | |
Liegen nicht ausstrecken können. | |
Da die Amtsveterinäre die Ställe seit 30 Jahren unbeanstandet gelassen | |
hätten, müssten Bund und Länder gegebenenfalls den Landwirten | |
Schadensersatz zahlen, verlangte Schröder. „Die Bauernmilliarde als | |
Unterstützung zur Umsetzung der Dünge-Verordnung war haushaltstechnisch ja | |
auch kein Problem. In der gleichen Größenordnung Geld für einen | |
tiergerechten Umbau der Ställe zur Verfügung zu stellen, sollte also hier | |
und jetzt auch machbar sein“, so der Tierschützer. | |
Bund und Länder hätten am Dienstag keine Einigung erreicht, berichtete das | |
Fachblatt [2][top agrar]. Kommende Woche werde der Bundesrat daher keine | |
Entscheidung über die Nutztierhaltungsverordnung fällen. Der bisher | |
anvisierte Termin am 13. März sei auf den 15. Mai verschoben worden, | |
schrieb das Magazin unter Berufung auf Teilnehmerkreise. Es seien noch | |
weitere Fragen zu bearbeiten, hieß es. Schon Mitte Februar hatte der | |
Bundesrat die Abstimmung über die Nutztierhaltungsverordnung wegen | |
Differenzen insbesondere zur Sauenhaltung kurzfristig verschoben. | |
Käfige sollen künftig breiter sein | |
Die Länder wollen demnach, dass die Tiere im Kastenstand ihre Gliedmaßen in | |
Seitenlage uneingeschränkt ausstrecken können. Das würde bedeuten, dass die | |
Käfige künftig deutlich breiter sein müssen als im Verordnungsentwurf von | |
Bundesagrarministerin Julia Klöckner (CDU) vorgeschlagen. Vor allem den | |
Ländern mit Regierungsbeteiligung der Grünen ist zudem die bisher geplante | |
Übergangsfrist für das Inkrafttreten der Verordnung von 15 bis 17 Jahren zu | |
lang. | |
Die 1,8 Millionen Sauen in Deutschland werden meist monatelang in | |
Metallgestellen gehalten, die nur etwa so groß wie das Schwein sind. Es | |
kann sich nicht umdrehen und sich nur langsam hinlegen. Dies hat den | |
Vorteil, dass die Jungtiere nicht so leicht erdrückt werden. Zudem | |
erleichtert der Kastenstand dem Personal den Überblick, zum Beispiel, | |
welche Sau schon besamt ist. Das Metallgestell spart auch Platz, denn | |
außerhalb des Käfigs ist mehr Bewegungsfreiheit vorgeschrieben. | |
Tierschützer kritisieren jedoch, dass die Kastenstände oft Geschwüre im | |
Schulter- und Hüftbereich verursachten. Es sei Tierquälerei, die Sauen ohne | |
Kontakt zu Artgenossen und ohne Möglichkeiten zu halten, herumzulaufen, | |
ihren Erkundungstrieb auszuleben oder sich zu suhlen. Wenn Sauen genug | |
Platz hätten, würden ohne Kastenstand auch nicht wesentlich mehr Ferkel | |
erdrückt werden. | |
Die Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung erlaubt Kastenstände zwar für | |
einen begrenzten Zeitraum. Aber seit 1992 ist laut Verordnung | |
vorgeschrieben, dass „jedes Schwein ungehindert aufstehen, sich hinlegen | |
sowie den Kopf und in Seitenlage die Gliedmaßen ausstrecken kann“. | |
Das Oberverwaltungsgericht Sachsen-Anhalt verlangte deshalb 2015, dass der | |
Kastenstand entweder mindestens so breit wie das stehende Schwein hoch ist | |
oder ermöglichen muss, die Gliedmaßen ohne Behinderung in benachbarte leere | |
Käfige zu stecken. Das Bundesverwaltungsgericht bestätigte 2016 das Urteil | |
aus Sachsen-Anhalt. | |
## „Für kleine Betriebe nicht machbar“ | |
Kastenstände wie vom Gericht gefordert „sind kaum anzutreffen“, räumt das | |
Agrarministerium in der Begründung seines Verordnungsentwurfs ein. | |
„Praxisüblich sind derzeit Kastenstände mit einer Breite von 65 cm | |
(Jungsauen) bzw. 70 cm (Sauen) und einer Länge von 200 cm, wobei in | |
regional unterschiedlichem Ausmaß auch schmalere Kastenstände verbreitet | |
sein können.“ Die durchschnittliche Sau hat aber Wissenschaftlern zufolge | |
eine Körperhöhe von 90 cm. Demnach müsste der Kastenstand ebenso breit | |
sein. | |
Klöckners Ministerium teilte der taz auf Anfrage mit, dass der | |
Verordnungsentwurf den Tierschutz deutlich verbessern würde. Schließlich | |
würden die Fixierzeiten erheblich verkürzt und die Kastenstände vergrößert. | |
Kürzere Übergangsfristen wären „gerade für kleine Betriebe nicht machbar, | |
ohne sie damit vor unlösbare finanzielle Schwierigkeiten zu stellen“, so | |
das Ministerium. „Es ist wichtig, die Produktion in Deutschland zu halten | |
und weitere Strukturbrüche zu vermeiden – denn nur in Deutschland haben wir | |
konkrete Einflussmöglichkeiten auf die Haltungsbedingungen und somit das | |
Tierwohl.“ | |
Die Kastenstände würden künftig so breit sein, dass „die Tiere normal | |
aufstehen und sich hinlegen sowie in Seitenlage liegen können.“ Sie dürften | |
aber auch nicht so breit sein, dass sich die Sauen umdrehen und dabei | |
verletzen können. | |
4 Mar 2020 | |
## LINKS | |
[1] /Agrarministerin-will-Kaefige-legalisieren/!5663620/ | |
[2] https://www.topagrar.com/schwein/news/entscheidung-zum-kastenstand-wieder-v… | |
## AUTOREN | |
Jost Maurin | |
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