| # taz.de -- Disney+-Serie „How I Met Your Father“: Kein echter Erfolg | |
| > Das Spin-off der Comedyserie „How I Met Your Mother“ lohnt sich, um in | |
| > Nostalgie zu schwelgen. Doch der Humor kann sich kaum entwickeln. | |
| Bild: Sophie (Hilary Duff, l.) und ihre beste Freundin Valentina (Francia Raisa) | |
| Ob der Sohn von Sophie Tomkins ein wenig Sitzfleisch hat, als seine Mutter | |
| ihn im Jahr 2050 per Videotelefonat anruft? Sie möchte ihm nämlich endlich | |
| mal ein bisschen genauer erzählen, wie sie damals seinen Vater kennen | |
| gelernt hat – und zumindest als erfahrener Sitcom-Fan weiß man, dass ein | |
| solches Szenario sich im Idealfall ein wenig hinziehen kann. | |
| Ganze neun Staffeln lang, von 2005 bis 2014, war [1][„How I Met Your | |
| Mother“] eine der erfolgreichsten Comedyserien der Welt. Dass mit „How I | |
| Met Your Father“ nun ein Ableger folgt, war eigentlich überfällig. | |
| Tatsächlich ist die neue Serie, bei der Isaac Aptaker und Elizabeth Berger | |
| ein neues Duo die kreative Verantwortung trägt, nicht der erste Versuch | |
| eines Spin-offs. Doch während „How I Met Your Dad“ mit [2][Greta Gerwig] in | |
| der Hauptrolle direkt nach dem Ende des Originals nie über eine Pilotfolge | |
| hinauskam, ist dieses Mal sogar schon eine zweite Staffel bestellt. | |
| Das Grundkonzept von „How I Met Your Father“ ist dem des Originals nun | |
| erwartbar ähnlich. Besagtes Telefonat 2050 stellt bloß die Rahmenhandlung | |
| dar, während das eigentliche Geschehen im Hier und Jetzt spielt. Sophie | |
| (Hilary Duff) ist da gerade Anfang dreißig, arbeitet an ihrer Karriere als | |
| Fotografin in New York und glaubt noch immer an Romantik, die große Liebe | |
| und das Konzept von Seelenverwandtschaft. Ihre beste Freundin und | |
| Mitbewohnerin Valentina (Francia Raisa) bringt unterdessen aus England | |
| einen neuen, ziemlich poshen Partner namens Charlie (Tom Ainsley), und dank | |
| einer Uber-Fahrt samt Handy-Verwechslung gehören bald auch der erfolglose | |
| Musiker Jesse (Chris Lowell), dessen Adoptivschwester Ellen (Tien Tran) und | |
| Barbesitzer Sid (Suraj Sharma) zum erweiterten Freundeskreis. | |
| Junge Menschen, die im Leben und in der Liebe noch nicht endgültig | |
| angekommen sind – an diesem Erfolgsrezept von „How I Met Your Mother“ (das | |
| sich damals im Grunde schon bloß am Vorbild „Friends“ orientierte) wird | |
| hier nicht gerüttelt. Sie treffen sich wahlweise in ihren WGs oder einer | |
| Stammkneipe und sind nur selten bei der Arbeit zu sehen. | |
| Lediglich in der Gestaltung der Protagonist*innen wird dem Zeitgeist | |
| ein wenig Rechnung getragen: ein Freundeskreis, der ausschließlich weiß und | |
| heterosexuell ist, wäre keine adäquate Repräsentation des Alltags von | |
| Großstadtmillennials. | |
| Dass „How I Met Your Father“ trotzdem nicht als echter Erfolg gelten kann, | |
| hat wenig mit zu großen Fußstapfen zu tun, schließlich war schon das | |
| Original eher mäßig originell und witzig. Der große Trumpf waren damals | |
| prägnante Figuren und vor allem ein spielfreudig-unverwechselbares | |
| Ensemble. Davon kann hier kaum die Rede sein, was man allerdings nicht | |
| unbedingt den Schauspieler*innen anlasten möchte. „How I Met Your | |
| Mother“ hatte pro Staffel mindestens zwanzig Folgen und damit Zeit und | |
| Raum, einen eigenen Groove zu finden und dem Publikum ans Herz zu wachsen. | |
| Bei „How I Met Your Father“ ist die erste Staffel schon nach zehn Episoden | |
| vorbei – lange bevor sich Running Gags oder Profilschärfe entwickeln | |
| können. | |
| Was den Look und den Humor angeht, orientiert sich die Serie komplett an | |
| den Standards von vor zwanzig Jahren, Lacher aus der Konserve inklusive. | |
| Wahrhaft zündende Gags gibt es aber leider nicht. Selbst [3][Kim Cattrall], | |
| die als Sophie der Zukunft nicht bloß als Stimme, sondern auch vor der | |
| Kamera auftaucht, kann in Sachen Witz nicht viel ausrichten. | |
| Am Ende stehen auf der Haben-Seite neben der Hoffnung auf Steigerung in der | |
| zweiten Staffel bloß ein paar nette Harmlosigkeiten sowie einige | |
| nostalgische Anspielungen an die Originalserie, vom gecoverten Titelsong | |
| über einen Gastauftritt in Folge 10 bis hin zum alten Apartment von Ted, | |
| Marshall und Lily, in dem nun Jesse und Sid wohnen. | |
| 10 Jun 2022 | |
| ## LINKS | |
| [1] /How-I-met-your-mother/!5175892 | |
| [2] /Literaturverfilmung-Little-Women/!5657130 | |
| [3] /Sex-and-the-City-Reboot/!5818983 | |
| ## AUTOREN | |
| Patrick Heidmann | |
| ## TAGS | |
| Rezension | |
| Comedy | |
| Romantik | |
| Coming-of-Age-Film | |
| Royal Family | |
| Film | |
| Christian Ulmen | |
| Sitcom | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Serie „Freeridge“ auf Netflix: Schatz der Coming-of-Age-Dramedy | |
| In „Freeridge“ werden Liebeskummer und Wuttränen von einer Mission | |
| zusammengehalten. Es ist ein hervorragendes Spin-Off zu „On my Block“. | |
| Neue Dramaserie über Elizabeth I.: Teenager auf dem Weg zum Thron | |
| Die Serie „Becoming Elizabeth“ widmet sich der Jugend von Elisabeth I. Sie | |
| zeigt die Intrigen der Familie und hebt sich von anderen Formaten ab. | |
| Romantische Film-Komödien: Wo sind die Rom-Coms geblieben? | |
| Der Kinofilm „The Lost City“ bringt ein verloren geglaubtes Filmgenre | |
| zurück: die romantische Komödie. Warum werden diese kaum mehr gedreht? | |
| Neue Comedy-Serie „Oh Hell“: Deutsche Serie mal in lustig | |
| In Sachen Comedy sah die deutsche Serienlandschaft bisher karg aus. Doch | |
| „Oh Hell“ mit Schauspielhoffnung Mala Emde glänzt mit überraschendem Witz. | |
| Sexismus und Politik in Sitcoms: Dinos for Future | |
| Kaum ein Fernsehformat ist bei jungen Menschen so beliebt wie Sitcoms. | |
| Dabei strotzen viele vor Sexismus und Rassismus – bis auf eine Ausnahme. |