# taz.de -- Anfeindungen gegen Mitarbeitende: Anti-Hass-NGOs werden bedroht | |
> Viele Organisationen, die sich für Toleranz einsetzen, werden massiv | |
> angefeindet. Täter sind meist Rechtsradikale, aber auch Islamisten oder | |
> Linksradikale. | |
Bild: Viele NGOs stehen unter Druck | |
Berlin dpa | Viele Mitarbeiter:innen staatlich geförderter Projekte | |
für „Vielfaltgestaltung“ fühlen sich aufgrund ihrer Tätigkeit bedroht. D… | |
zeigen die [1][Ergebnisse einer Befragung] des Deutschen Zentrums für | |
Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM), die der Deutschen | |
Presse-Agentur vorliegen. | |
Die Wissenschaftler hatten für ihre Untersuchung 2020 zunächst die | |
Verantwortlichen für 68 Modellprojekte kontaktiert, die über [2][das | |
Programm „Demokratie leben!“] des Bundesfamilienministeriums Zuwendungen | |
erhalten. Die unter dem Titel „Vielfaltgestaltung“ geförderten Projekte | |
bearbeiten die Problemfelder Antisemitismus, Muslimfeindlichkeit, | |
Antiziganismus, Homo- und Transfeindlichkeit, Rassismus sowie den | |
Themenbereich „Chancen und Herausforderungen der | |
Einwanderungsgesellschaft“. | |
Von den 50 Organisationen, die den Online-Fragebogen des DeZIM zumindest | |
teilweise ausfüllten, gaben rund zwei Drittel (34 Organisationen) an, in | |
den zurückliegenden zwölf Monaten „mit konkreten, unmittelbaren Bedrohungen | |
konfrontiert gewesen zu sein“. Diese reichten von Diskreditierung, | |
Verleumdung und Diffamierung (54 Prozent) bis hin zu körperlichen | |
Übergriffen, von denen acht Prozent der an der Befragung beteiligten | |
Gruppen berichteten. In mehreren Fällen sahen sich die Organisationen zudem | |
mit Hackerangriffen und anderen Formen von Cyberattacken konfrontiert. | |
Sachbeschädigung, Beleidigung und Vandalismus wurden ebenfalls als Formen | |
der Bedrohung genannt. | |
Nach den Urhebern gefragt, gaben Betroffene demnach an, dass die | |
Bedrohungen zum weitaus größten Teil aus dem rechten bis rechtsextremen | |
Spektrum stammen, wozu sie auch sogenannte Reichsbürger und | |
[3][Verschwörungsgläubige] zählen. Jüdische Initiativen hätten darüber | |
hinaus Anfeindungen aus dem islamistischen Bereich und auch vereinzelte | |
Übergriffe aus dem linksextremen, sogenannten anti-imperialistischen | |
Spektrum geschildert. Organisationen, die sich gegen Transfeindlichkeit | |
positionieren, hätten zudem von Diffamierungsversuchen „aus der | |
bürgerlich-konservativen Mitte“ berichtet. | |
## „Wirksame und konsequente Unterstützung“ sei nötig | |
Zu den Modellprojekten, die unter dem Titel „Vielfaltgestaltung“ gefördert | |
werden, gehören unter anderem ein Projekt mit dem Titel „Meet a Jew“ des | |
Zentralrats der Juden in Deutschland, ein Projekt in Halle an der Saale, | |
das sich für Teilhabe und Mitgestaltung junger Migranten in Ostdeutschland | |
einsetzt, sowie eine Initiative, die sich „Aufbau, Qualifizierung und | |
Stärkung queerer Bildungsprojekte in strukturschwachen Regionen“ zur | |
Aufgabe gemacht hat. | |
Die Forscher kommen zu dem Schluss, die Bedrohungen seien für die | |
Mitarbeiter der Projekte nicht nur psychisch belastend, sondern | |
beeinträchtigten auch die Arbeitsabläufe. Die Auseinandersetzung mit | |
Bedrohungen, Sicherheitsvorkehrungen sowie Absprachen mit | |
Sicherheitsbehörden und anderen Akteuren sei aufwendig und schränke dadurch | |
die Mitarbeitenden in ihrer inhaltlichen Arbeit stark ein. Hinzu kämen | |
Schwierigkeiten bei der Personalgewinnung. | |
Gerade in einigen Regionen Ostdeutschlands sei es schwer, Mitarbeitende für | |
rassismuskritische Arbeit zu gewinnen, vor allem solche, die selbst einen | |
Migrationshintergrund aufweisen, berichteten die Betroffenen den | |
Wissenschaftlern. | |
Nach Einschätzung des DeZIM brauchen engagierte Organisationen und ihre | |
Mitarbeiter „wirksame und konsequente Unterstützung“. Nur so könne | |
verhindert werden, „dass die unmittelbaren und mittelbaren Angriffe zu | |
einem nachhaltigen Rückzug zivilgesellschaftlichen Engagements führen“. | |
18 May 2022 | |
## LINKS | |
[1] https://dezim-institut.de/fileadmin/Publikationen/Research_Notes/Bedrohte-Z… | |
[2] /NPD-Parteitag-stimmt-gegen-neuen-Namen/!5852411 | |
[3] /Verschwoerungsmythen-und-Corona/!t5015225 | |
## TAGS | |
Rechtsextremismus | |
NGOs | |
Zivilgesellschaft | |
Drohungen | |
Schwerpunkt Coronavirus | |
Schwerpunkt AfD | |
NPD | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Polizeichef hilft „Querdenkern“: Keine Berührungsängste nach rechts | |
In Zwickau verdrängte ein „Querdenken“-Aufmarsch ein interkulturelles Fest. | |
Zuvor hatte der Revierchef der Polizei Informationen durchgesteckt. | |
Machtkampf nach Wahldebakel in NRW: AfD pinkelt sich selbst ans Bein | |
Mehrere Mitglieder des AfD-Bundesvorstands fordern den Abgang von | |
Parteichef Tino Chrupalla. Der will aber nicht weichen. | |
NPD-Parteitag stimmt gegen neuen Namen: Alles beim Alten | |
Die NPD wollte sich wegen Dauerkrise in „Die Heimat“ umbenennen. Aber ein | |
Parteitag verhindert die nötige Mehrheit. Der Parteichef ist verbittert. |