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# taz.de -- Nach Mord an Rapper in Indien: Regionalregierung unter Druck
> Die Tötung des populären Sängers Sidhu Moosewala entfacht in Indien eine
> Debatte über Sicherheit. Seine Familie klagt Punjabs Regierung an.
Bild: Sidhu Moose Wala bei einem Auftritt 2019
Mumbai taz | Der Leichnam des indischen Politikers und Rappers Sidhu
Moosewala trug einen schwarzen Sikh-Turban, war in ein weißes Tuch gehüllt
und in einem Glassarg aufgebahrt. So konnten sich Angehörige und
[1][Tausende Fans] am Dienstag vor seiner Feuerbestattung von ihm
verabschieden. Der Andrang, aber auch Trauer und Unmut über die Ermordung
waren groß.
Denn der 28-Jährige war am Sonntag mit zahlreichen Schüssen aus
automatischen Sturmgewehren auf seinen Geländewagen im nordindischen Punjab
getötet worden. Für besondere Aufregung sorgte, dass für Moosewala wie für
über 400 weitere Personen am Tag zuvor, wie von der neuen Provinzregierung
angekündigt, der Polizeischutz verringert worden war.
Die jetzt im Punjab regierende Antikorruptionspartei AAP („Partei des
kleinen Mannes“) hatte damit ein Statement gegen die verbreitete
„VIP-Kultur“ mancher Politiker setzen wollen. Doch das richtet sich nun
gegen sie. Denn viele kritisieren diesen Schritt als fahrlässig.
Der Vater des Sängers fordert Aufklärung. In einem Brief an Punjabs
Ministerpräsidenten machte er die Inkompetenz von dessen AAP-Regierung
verantwortlich. Denn sein Sohn sei bedroht worden. Punjabs
AAP-Ministerpräsident Bhagwant Mann verteidigte sich und kündigte an,
niemand solle verschont werden. Dabei soll der Getötete zuvor sein Haus
selbst [2][ohne die zwei verbliebenen Polizisten] und ohne sein
kugelsicheres Privatauto verlassen haben.
Moosewala, der offiziell Shubhdeep Singh Sidhu heißt, wurde von etwa zehn
Personen angegriffen, als er mit zwei Freunden unterwegs war. Ein Gericht
soll nun ermitteln, warum die Sicherheitsmaßnamen für Hunderte Personen
aufgehoben oder verringert wurden.
Moosewala galt als großes Talent. Er war zudem der erste Punjabi-Sänger,
der die monatelangen [3][Bauernproteste 2020/21] unterstützt hatte, die
stark von Landwirten aus seinem Heimatbundesstaat Punjab getragen wurde. Er
kommt aus einer Bauernfamilie und widmete dem Protest einen Song. Zuletzt
hatte er erfolglos für die Kongress-Partei für einen Sitz im
Regionalparlament kandidiert.
Seine Songs erzielten auf Youtube bis über 170 Millionen Hits, sein
Debütalbum gelangte in Kanadas Billboard-Charts und sein Hit [4][„Bambiha
Bole“] gar in die Top 5 der globalen Youtube-Musikcharts.
Zum Mord bekannte sich inzwischen Goldy Brar, ein in Kandada lebendes
Bandenmitglied. Mit dem in Delhi inhaftierten Kriminellen Lawrence Bishnoi
soll er Mordpläne geschmiedet haben. Punjabs Polizei vermutet
Bandenrivalität als Motiv. Weitere Verdächtige sollen im Norden Indiens
festgenommen worden sein.
„Sidhu war kein gewöhnlicher Mensch, sein Schreiben und Singen war
revolutionär“, sagt der trauernde Aman Rajpal aus Punjab. Viele Menschen
seien jetzt wütend auf die Regionalregierung, bestätigt er der taz.
Laut Rajpal war Moosewala aber auch selbst dafür bekannt, mit Schusswaffen
zu posieren und sie in Songs zu thematisieren. „Sie fürchteten mich, weil
ich nichts fürchtete“, lautet einer seiner letzten Instagram-Posts. Da ist
er mit einer Waffe zu sehen.
31 May 2022
## LINKS
[1] https://twitter.com/kamalsinghbrar/status/1531508441994633216?s=21&t=2q…
[2] https://www.ndtv.com/india-news/punjab-singer-sidhu-moose-walas-father-foll…
[3] /Agrarreformen-in-Indien/!5812219
[4] https://www.youtube.com/watch?v=hpVNMjpjiJc
## AUTOREN
Natalie Mayroth
## TAGS
Indien
AAP
Rapper
Mord
Kanada
Indien
Hindunationalisten
Schwerpunkt Klimawandel
Kunst
Indien
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