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# taz.de -- Präsidentschaftswahl in Indien: Die Aufsteigerin
> Indien könnte mit Draupadi Murmu (BJP) die erste indigene Präsidentin
> bekommen. Die Politikerin gilt als Favoritin.
Bild: Die 64-jährige Draupadi Murmu vom Volk der Santhal steht ab Montag zur W…
Colombo taz | Alle fünf Jahre wird in Indien ein:e Präsident:in gewählt.
Mit der aussichtsreichen Kandidatin Draupadi Murmu würde es viele
Präzedenzfälle in der indischen Geschichte geben. Denn in Indien scheint es
noch Karrieren zu geben, die sich wie Träume anhören. 1958 im weniger
entwickelten Osten im Volk der Santhal geboren, strebt Draupadi Murmu jetzt
64 Jahre später das höchste Amt des Subkontinents an.
Sie gehört zur marginalisierten indigenen Bevölkerung, die in Indien
Adivasi genannt wird. Und als Kandidatin [1][der regierenden
hindunationalistischen Volkspartei (BJP)] hat sie beste Chancen, ab diesem
Montag ins Präsidentenamt gewählt zu werden. Das erfüllt in Indien ähnlich
wie in Deutschland vor allem eher repräsentative Zwecke, ist aber bei der
Regierungsbildung wichtig.
Ihr Gegenkandidat ist der frühere Finanz- und Außenminister Yashwant Sinha
(84). Er gehörte einst auch zur BJP, aber war bis zu seiner Wahl Mitglied
beim oppositionellen Trinamool-Kongress (TMC). Er wirkt gegenüber Murmu
blass. Es gab sogar Aufforderungen, seine Kandidatur zurückzuziehen. So
weit kam es nicht, doch Murmus Kandidatur wird als geschickter Schachzug
der BJP angesehen, auch um weitere Wählerschichten anzusprechen.
Laut Volkszählung umfassen Adivasi knapp 7 Prozent der Bevölkerung, über
700 ethnische Gruppen sind als sogenannte „Scheduled Tribes“ (ST)
anerkannt. Um Chancengleichheit näher zu kommen, gibt es in einigen
Bereichen von Bildung bis öffentlichen Posten in Indien Reservierungen für
ST. Doch bei Murmu handelt es sich um eine Kandidatur außerhalb einer
Quotenregelung.
## Früher war sie Lehrerin
Ihr Vater und ihr Großvater waren Dorfvorsteher. Vor ihrer Karriere als
Politikerin war Murmu Lehrerin. Später bekleidete sie Ministerposten in der
Landesregierung, bis sie 2015 als erste Frau zur Gouverneurin [2][des
Bundesstaates Jharkhand] vereidigt wurde. Murmu ist aktiv in der
Stammesvertretung der BJP, der sie 1997 beitrat. Sie gilt wie
[3][Premierminister Narendra Modi (BJP)] als aufopfernd. Ihre Söhne und ihr
Ehemann sind bereits verstorben. Ihre Tochter ist eine Bänkerin.
Sollte Murmu wie erwartet von den knapp 5.000 Abgeordneten der zwei
Parlamentskammern und der Regionalparlamente gewählt werden (das Ergebnis
wird erst im Laufe der Woche bekannt gegeben), wäre sie nach Pratibha Patil
(2007-12), die ebenfalls zuvor Gouverneurin war, erst die zweite Frau im
Präsidialamt.
Doch wäre Murmu auch die erste Präsidentin aus ihrem Heimatbundesstaat
Orissa, die erste Adivasi auf diesem Posten und die allererste Person im
Präsidentenamt, die erst nach der Unabhängigkeit Indiens 1947 geboren
wurde.
## Ihre Partei änderte das Forstgesetz
Viele äußern sich ihr gegenüber wohlwollend, wie etwa die
Aktivist:innengruppe Tribal Army, hadern jedoch mit ihrer Partei:
„Draupadi Murmu wird Indiens erste Stammespräsidentin werden. Herzlichen
Glückwunsch im Voraus. Andererseits hat die Modi-Regierung das Forstgesetz
von 2006 geschwächt. Dadurch wird Millionen von Stammesangehörigen ihr Wald
und ihr Land entrissen.“
Der BJP-Präsident Jagat Nadda dagegen sieht Murmus Kandidatur als
„glorreichsten Moment in unserem Streben nach sozialer Gerechtigkeit und
Transformation“ an.
Sie selbst gilt als gemäßigt und wurde bereits vor fünf Jahren als
potenzielle Präsidentin gehandelt. Doch vor ihr wurde mit Ram Nath Kovind
(BJP) zunächst noch ein Angehöriger der Dalit-Gemeinschaft Präsident.
19 Jul 2022
## LINKS
[1] /Regionalwahlen-in-Indien/!5840742
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[3] /Deutsch-indische-Beziehungen/!5847514
## AUTOREN
Natalie Mayroth
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Schwerpunkt Klimawandel
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