# taz.de -- Teures Speiseöl in Kuba: 20 Euro für die Flasche | |
> Frittierte Gerichte gehören zu den Klassikern von Kubas Küche. Doch nun | |
> sind in dem Inselstaat die Preise für Speiseöl auf Rekordhoch gestiegen. | |
Bild: Kostbares Gut: Die Nachfrage nach Speiseöl ist weltweit hoch | |
HAMBURG taz | Frittierte Kochbananen, Tostones, gehören zu den Klassikern | |
der kubanischen Küche. Gleiches gilt für frittierte Auberginen, die Juan | |
Elias Navarro noch vor ein paar Wochen seinen Gästen vom nahe gelegenen | |
Markt angeboten hat. | |
Vorbei. Das für diese Gerichte verwendete Speiseöl ist zu teuer. „Die Leute | |
haben schlicht kein Geld mehr. Sie können sich das Mittagessen nicht mehr | |
leisten, denn die Lebensmittelpreise sind explodiert“, klagt Navarro. Er | |
musste seine Nachbarschaftsküche dichtmachen und versucht nun auf andere | |
Weise durch die Krise zu kommen, die Kubas Wirtschaft nicht erst seit | |
Beginn der Pandemie im Griff hat. | |
Speiseöl ist in Kuba seit Jahren ein Indikator für die gravierenden | |
Versorgungsprobleme auf der größten Antilleninsel. Immer wieder war es | |
knapp und punktuell für einen Großteil der Bevölkerung nicht zu bekommen. | |
Doch der derzeitige Mangel stellt alles in den Schatten. „500 Peso werden | |
auf dem Schwarzmarkt für die Plastikflasche Sonnenblumenöl verlangt“, | |
berichtet der Mann aus Santiago de Cuba. Umgerechnet sind das knapp 20 | |
Euro, womit Kuba zumindest in der Region die höchsten Preise für das | |
„flüssige Gold“ vorweist. | |
Dort stöhnen die Haushalte zwischen Mexiko und Feuerland über den | |
exorbitanten Preisanstieg, der gleich mehrere Ursachen hat. Zum einen, so | |
die UN-Ernährungsorganisation FAO, sei der Preis für Sonnenblumenöl ohnehin | |
in den letzten zwölf Monaten um 46 Prozent angestiegen, weil die weltweite | |
Produktion rückläufig sei. Zum anderen hat der Angriffskrieg Russlands auf | |
die Ukraine für weitere Verknappung gesorgt, da die beiden Staaten zu den | |
[1][weltweit wichtigsten Exporteuren von Sonnenblumenöl] zählen. | |
## Besonders stark sind arme Länder betroffen | |
[2][Das sorgt für explodierende Preise weltweit.] Die machen sich aber | |
besonders heftig in armen Ländern bemerkbar, darunter auch einigen | |
Lateinamerikas. In Ecuador etwa werden 6 US-Dollar für den Liter | |
Sonnenblumenöl verlangt, was bereits für heftige Proteste in den sozialen | |
Medien sorgte. Relativ günstig ist Sonnenblumenöl mit 2 US-Dollar noch in | |
Argentinien zu bekommen, wo das Speiseöl allerdings auch produziert wird. | |
Anders sieht die Lage in Kuba aus: Dort ist die Agrarproduktion seit Jahren | |
in vielen Bereichen rückläufig. Außer Kokosöl wird auf der Insel kaum | |
sonstiges Speiseöl produziert. Diese hohe Importabhängigkeit bei | |
Grundnahrungsmitteln, darunter auch Getreide, trifft die Inselökonomie | |
besonders hart. Die weltweit wohl höchsten Preise für Speiseöl sind dafür | |
das beste Beispiel. | |
31 May 2022 | |
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## AUTOREN | |
Knut Henkel | |
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