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# taz.de -- Kinoempfehlungen für Berlin: Optimale Lösung
> „Bettina“ erzählt die Geschichte einer politischen Liedermacherin, Hayao
> Miyazakis Anime-Klassiker „Kikis kleiner Lieferservice“ von einer guten
> Idee.
Bild: Hayao Miyazakis Anime-Klassiker: „Kikis kleiner Lieferservice“ (1989)
Eine Geschichte der Verwurzelung und der Entwurzelung erzählt Regisseur
Lutz Pehnert in seinem Dokumentarfilm „Bettina“: die Geschichte der
politischen Liedermacherin Bettina Wegner. Verwurzelt, das war Bettina
Wegner in der DDR, wo sie in Ost-Berlin aufwuchs, sich zunächst an
Liebesliedern versuchte („Lustig endeten die nie“) und schließlich Lieder
über den Alltag in der DDR schrieb und sang.
Als sie sich 1968 mit Flugblättern gegen den Einmarsch der
Warschauer-Pakt-Staaten in Prag positionierte, war das dann allerdings
„staatsfeindliche Hetze“, denn mit „kritischen Sozialisten“ und ihrer
Forderung nach Offenheit und Spontanität hatte es die DDR ganz definitiv
nicht.
Als Wegner in den 70er-Jahren den Protest gegen die Ausbürgerung von Wolf
Biermann unterschrieb, zwang man auch sie – gewissermaßen auf Raten – 1983
zur Übersiedlung nach West-Berlin. Heimisch ist die Sängerin im Westen aber
nie so recht geworden.
Regisseur Pehnert erzählt die Geschichte einer Frau, die sich nie verbiegen
ließ, mit heutigen Interviews, Archivmaterialien und Proben zu einer
Konzerttournee, bei denen die Lieder die einzelnen Stationen eines
konsequent geraden Lebensweges kommentieren und beleuchten. Zu der vom
[1][Soundwatch Berlin Music Film Festival] präsentierten Preview im
Lichtblick Kino ist Regisseur Lutz Pehnert anwesend (15. 5., 18:30 Uhr,
[2][Lichtblick Kino]).
Regt es Sie auch auf, dass heutzutage alle 200 Meter auf der Straße
Lieferwagen stehen und dabei Fahrbahnen und Radwege kurzfristig zuparken,
während die Boten gerade mal wieder versuchen, ihre Päckchen an Leute
loszuwerden, die dem Online-Kaufrausch verfallenen sind?
Vielleicht wäre dies die optimale Lösung: In Hayao Miyazakis
Anime-Klassiker „Kikis kleiner Lieferservice“ (1989) eröffnet die
Titelheldin auf freundliche Anregung einer Bäckerin hin einen
Flug-Lieferservice, weil sie als Junghexe zwar ganz gut fliegen, aber sonst
eben noch nicht so viel anderes kann.
Der Film ist eine freie Bearbeitung des Kinderbuches „Majo no Takkyūbin“
von Eiko Kadono und erzählt eine Geschichte vom langsamen Erwachsenwerden:
Als Hexe muss Kiki mit 13 Jahren ihre Eltern verlassen und allein hinaus in
die Fremde – einmal mehr ist es in einem Miyazaki-Film eine europäische
Welt, hier ein Pseudo-Skandinavien. Kikis anfängliche Zuversicht schlägt
dabei oft genug in Selbstzweifel um, denn nicht alles klappt so, wie sie es
sich vorstellt.
Doch mithilfe von neuen Freund:innen beißt sie sich durch und findet
ihren Platz in der Gesellschaft. „Kikis kleiner Lieferservice“ ist der wohl
– auch für europäische Augen und Gehirne – kindgerechteste der Filme von
Hayao Miyazaki, ein Meisterwerk, das sehr gut in die anspruchsvolle
Kinderfilmreihe des Wolf Kinos passt (12.–18. 5., 16.30 Uhr, [3][Wolf
Kino]).
Nicht ganz einfach durchzustehen: 1975 erhielt Regisseur Hans-Jürgen
Syberberg die Gelegenheit, die glühende Hitler-Verehrerin Winifried Wagner,
Richard Wagners Schwiegertochter und langjährige (1930-1944) Leiterin der
Bayreuther Festspiele, zu interviewen.
In dem über dreistündigen Film „Winifred Wagner und die Geschichte des
Hauses Wahnfried 1914–1975“ zeigt sich die gebürtige Engländerin komplett
uneinsichtig, erzählt jedoch sehr offen und detailreich vom Leben in
Bayreuth ganz im Dienste von Wagners Werk – oder jedenfalls was sie dafür
hielt (15. 5., 16.30 Uhr, [4][Zeughauskino]).
12 May 2022
## LINKS
[1] https://soundwatch.de/2021/
[2] https://www.lichtblick-kino.org/film/dokumentarfilm/Bettina
[3] https://wolfberlin.org/de/programm/kinderkino/kikis-kleiner-lieferservice
[4] https://www.dhm.de/zeughauskino/vorfuehrung/winifred-wagner-und-die-geschic…
## AUTOREN
Lars Penning
## TAGS
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