# taz.de -- Verteilung der Argrarsubventionen der EU: Özdemir knickt vor Kommi… | |
> Nach Kritik der EU-Kommission will Agrarminister Özdemir sich | |
> schnellstmöglich um die Überarbeitung des Strategieplans aus seinem Haus | |
> kümmern. | |
Bild: Landwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) | |
Berlin taz | Nach deutlicher Kritik der EU-Kommission versprach | |
Agrarminister Cem Özdemir (Grüne) am Dienstag, ein milliardenschwerer | |
deutscher Strategieplan aus seinem Haus solle „grüner“ werden. Die | |
Kommissions-Anmerkungen gingen „im Prinzip in die Richtung, die sich die | |
Bundesregierung vorgestellt hat“, sagte Özdemir am Dienstag in Brüssel vor | |
einem Treffen mit seinen EU-Amtskollegen. Umweltverbände wie BUND und Nabu | |
hatten Özdemir bereits bei der Vorstellung des Strategieplans im Februar | |
gewarnt, dass er unzulänglich sei und die Ziele des Klimaschutzes verfehle. | |
Der Strategieplan legt fest, wie die [1][Agrarsubventionen] der EU verteilt | |
werden. Der Strategieplan für Deutschland umfasst in der Förderperiode von | |
2023 bis 2027 rund 30 Milliarden Euro an EU-Fördermitteln. Etwa die Hälfte | |
davon soll für Klima, Umwelt und Artenschutz ausgegeben werden, es geht | |
auch um eine krisenfeste Lebensmittelversorgung und die Attraktivität | |
ländlicher Räume. Deswegen sollen besonders Betriebe honoriert werden, die | |
zu diesen Zielen beitragen. | |
Der deutsche Strategieplan trage nur teilweise zur Erreichung der Klima- | |
und Umweltziele der Europäischen Union bei, hieß es in der [2][Kritik der | |
EU]. „Die Kommission zweifelt daran, dass die vorgeschlagene Strategie die | |
erwartete Wirksamkeit haben wird.“ Konkret wird Deutschland unter anderem | |
aufgefordert, bei Treibhausgasemissionen und CO2-Bindung nachzubessern. | |
Beispielsweise werden die Planungen zum Schutz der Moore, in denen große | |
Mengen CO2 gebunden werden, als nicht ausreichend bewertet. Es sei nicht | |
ersichtlich, warum einige Bundesländer in Deutschland nicht bereit seien, | |
[3][die Wiedervernässung von Mooren] zu unterstützen, heißt es in der | |
Bewertung der Kommission. Außerdem bemängelt die Behörde, dass der deutsche | |
Plan zu wenige Indikatoren zur Erfolgsmessung enthalte. | |
## Kritik an Vorgängerregierung | |
Am Dienstag sah Özdemir den peinlichen Rüffel der EU-Kommission auch in der | |
Arbeit der Vorgängerregierung begründet. Der knappe Zeitplan sei ein Grund | |
für die von der EU als ungenügend angesehene Strategie. Als er im Dezember | |
sein Amt angetreten habe, habe er den Plan in weiten Teilen bereits | |
vorgefunden und habe ihn auf Wunsch der Bäuerinnen und Bauern schnell | |
umgesetzt, sagte Özdemir. Zudem habe es auch noch die Zustimmung der | |
Bundesländer gebraucht. | |
Angesichts der russischen Invasion in der Ukraine hatte die Kommission | |
Deutschland auch aufgefordert, genauer zu benennen, wie die Abhängigkeit | |
von fossilen Brennstoffen und mineralischen Düngemitteln reduziert werden | |
kann. Besonders Stickstoffdünger stehen in der Kritik, weil ihre | |
Herstellung sehr energieaufwendig ist. Das Ministerium bezeichnete diese | |
Forderung als „folgerichtig“, da Deutschland seinen Plan vor Kriegsbeginn | |
vorgelegt habe. | |
## Özdemir betont Dringlichkeit | |
Özdemir betonte in Brüssel, dass man beim nächsten Strategieplan die | |
Handschrift der neuen Regierung deutlich merken werde. Dabei sei es | |
wichtig, [4][Lebensmittelsicherheit mit Umweltschutz] zu kombinieren. | |
Naturgesetze interessierten sich nicht dafür, was die Opposition im | |
Bundestag denke. „Jede Art, die stirbt, die ist halt weg, die kann man | |
nicht per Rückholbeschluss wieder zurückholen, die ist dann einfach für | |
immer weg“, sagte Özdemir. | |
Vom Agrarministerium hieß es, man werde „zeitnah mit den Bundesländern | |
technische Fragen klären, die von der Kommission angemerkt wurden.“ Dies | |
solle nach derzeitiger Planung noch diese Woche geschehen. Im Anschluss | |
solle es dann noch im Mai zu einem Austausch mit Verbänden und | |
Interessengruppen kommen. Ziel des Agrarministeriums sei es, dass der | |
geänderte GAP-Strategieplan bis Herbst 2022 genehmigt werden könne. | |
Kritisch dürfte das alles der Deutsche Bauernverband sehen. Er hatte | |
bereits am Montag unabhängig von den Diskussionen über den Strategieplan | |
kurz- bis mittelfristige Maßnahmen zur Sicherung der | |
Nahrungsmittelversorgung gefordert. Darunter die Einstufung der | |
Gasversorgung für die Ernährungs- und Landwirtschaft als systemrelevant. | |
Sowie zinsfreie Kredite um die hohen Düngerpreise auszugleichen. | |
24 May 2022 | |
## LINKS | |
[1] /Weniger-kleine-Bauernhoefe/!5854509 | |
[2] https://www.bmel.de/SharedDocs/Downloads/DE/_Landwirtschaft/EU-Agrarpolitik… | |
[3] /Bewaesserung-fuer-trockene-Moore/!5842439 | |
[4] /EU-stoppt-Plan-fuer-Pestizidreduktion/!5840315 | |
## AUTOREN | |
Denis Pscheidl | |
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